Mit dem Schiff einmal rund um Südamerika
2015 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Puerto Montt ist eine an den südlichen Ausläufern der Anden gelegene Hafenstadt mit etwa 176.000 Einwohnern. Unser Liegeplatz für die nächsten zwei Tage, lag etwa 15 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Dort legten wir am frühen Nachmittag an.
Die Stadt hatte zwar einen kostenlosen Shuttleservice ins Zentrum mit Minibussen eingerichtet. Die Kapazitäten waren etwas knapp, sodass wir eine halbe Stunde Schlange stehen mussten, bis wir in die City kamen.
Große Sehenswürdigkeiten sollten uns dort nicht erwarten. Vielmehr ist die Umgebung von Puerto Montt von touristischem Interesse. Also spazierten wir erst mal die Strandpromenade entlang, den Vulkan Osorno, das Wahrzeichen dieser Gegend im Hintergrund.
Vorbei ging es an den unzähligen Verkaufsständen mit allem möglichen Kunsthandwerksgegenständen einem Markt mit Fisch, Obst und Fleisch. So vertrieben wir uns den Nachmittag und fuhren schließlich mit dem Taxi zurück zum Hafen, nachdem wir den Fahrpreis von 20 auf 10 US—Dollar heruntergehandelt hatten.
Der zweite Tag in Puerto Mott war einem Ausflug gewidmet. Um 7:25 sollte es losgehen, was ein Aufstehen um 5:00 Uhr erforderlich machte. Mit „Petrohue-Stromschnellen und Vulkan Osorno“ war der Ausflug betitelt.
An einer passenden Stelle wurde ein Fotostopp eingelegt um den Lanquihue-See und den dahinterliegenden Vulkanen Osorno und Calbuco ablichten zu können. Der See ist mit 877 km² erheblich größer als unser Bodensee (536 km²).
Rund um den See wohnen viele deutsche Einwanderer. Um 1850 hatte die chilenische Regierung aktiv in Deutschland geworben, dass Deutsche nach Chile auswandern. Sie bekamen dort Land und etliche Vergünstigungen zugesprochen.
Der Vulkan Osorno liegt östlich des Lanquihue-Sees ist 2650 Meter hoch und wird auch gerne aus kleiner Fuji bezeichnet, da er wegen seiner schneebedeckten Spitze und seiner Form dem höchsten japanischen Berg nicht unähnlich ist. Allerdings ist der Osorno circa 1100 Meter niedriger als sein großer japanischer Bruder.
Der Calbuco ist ein noch aktiver 2000 Meter hoher Vulkan. Er ist zuletzt 1962 und 1972 ausgebrochen.
Die Stromschnellen des Flusses Petrohué
Am Fuß des Osorno soll es beeindruckende Wasserfälle und Stromschnellen, die Saltos de Petrohué, geben, verspricht der Reiseführer. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, sondern bereits schon weitere 30 Busse da sind, denn diese Gegend ist ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel, nicht nur für Kreuzfahrer. Die Stromschnellen schnellen so zwischen der Lavalandschaft herum, aber es kommt einem dabei so der Gedanke, dass man hier werbemäßig etwas nachgeholfen, um die Stromschnellen als Attraktion verkaufen zu können.
Weiter ging es eine Serpentinenstraße hinauf bis auf 1300 Meter den Osorno hinauf. Neben einem schönen Ausblick, hätte man hier auch die Möglichkeit gehabt, Ski zu fahren, wenn denn Winter gewesen wäre. Aber in Chile ist zurzeit Sommer.
Die Ausflugstruppe schickt sich an, den Orsono noch ein Stückchen höher über einen steilen schmalen Pfad zu besteigen.
Alternativ könne man aber auch mit einem Sessellift auf das angestrebte Höhenniveau gelangen. Auf alle Fälle wollte man sich nach 30 Minuten wieder am Bus treffen. Das Doris seit einigen Tagen ein Ziehen im Knie verspürte, Wollten wir die Lift-Variante wählen, als wir allerding den Fahrpreis erfuhren, nämlich 20 US-Dollar pro Person für einmal rauf und runter, nahmen wir erst mal Abstand von dem Vorhaben. Allerdings juckte es dann doch, noch ein Stück höher zu kommen, also kauften wir zähneknirschend die Lifttickets.
Nach 15 Minuten Fahrt, während der und der Wind um die Ohren blies, waren wir oben und da war schon klar, dass wir die 30-Minuten-Vorgabe gar nicht mehr schaffen konnten. Das war aber nicht so schlimm, weil wir in der Ferne sahen, dass unsere Wanderer, die im Gänsemarsch den Fußweg absolvierten, das vorgegebene Limit auch nicht einhalten konnten.
Da man von der Stelle, wo wir jetzt waren, auch nicht vielmehr gesehen hat als an der Talstation des Lifts, traten wir die gleich wieder Rückfahrt an. Unten angekommen zog Doris das Fazit: „Ich habe noch nie für 40 Dollar so sehr gefroren.“
Wie dieser 30-Minuten-Irrsinn zustande kam erfuhren wir später. Normalerweise herrscht hier am Berg Dunst und Nebel. Da sind 30 Minuten Aufenthalt völlig ausreichend, weil man eh nix sieht und kein Mensch auf die Idee käme, noch einen Fußmarsch anzutreten oder mit dem Lift zu fahren. Heute war dummerweise klare Sicht und das hat den Zeitplan gesprengt.
Wir machten noch einen Schnellbesuch bei der “grünen Lagune“, ein kleines Gewässer, das grünlich schimmert und kehrten dann in einem Restaurant ein, wo wir ein Mittagessen bekamen, dass so „na ja“ schmeckte, fuhren zurück zum Schiff, dass um 17 Uhr ablegte.
Fazit: Grandiose Landschaft, durchschnittlicher Ausflug.
Am Abend fand in der Atlantik-Lounge die große Rosenmontagsprunksitzung mit Helau, Alaaf und Ahoi statt.
Es war wohl wieder mal Zeit für einen Bayerischen Frühschoppen. Außerdem stand am Abend wieder der allseits beliebte Galaabend auf dem Programm, denn morgen endet erneut ein Reiseabschnitt.
Wir feierten traditionsgemäß die Gala auf der Kabine mit Schnitzel und Kartoffelsalat.
Valparaiso war einmal die bedeutendste Hafenstadt in Chile. Durch den Bau des Panamakanals verlor sie aber an Bedeutung. Die historische Altstadt ist UNESCO Weltkulturerbe.
Heute ging ein weiterer Reiseabschnitt zu Ende. Viele Gäste verließen das Schiff und nicht ganz so viele stiegen hinzu, sodass wir nun nur noch circa 500 Passagiere waren.
An der Pier stehen schon mehr als 10 große Kühlcontainer. Sie enthalten Lebensmittel, die palettenweise auf unser Schiff umgeladen werden.
Da wir hier zwei Tage Liegezeit hatten, wollten wir heute die Stadt erst einmal wenig auf eigene Faust erkunden. Unser Platz an der Pier lag direkt im Zentrum, was uns aber wenig bis gar nichts genutzt hat. Denn die Chilenen kontrollieren in jedem Hafen sehr streng, dass man keine Lebensmittel an Land bringt, so auch hier. Aber auch bei der Rückkehr zum Hafen werden die Rucksäcke kontrolliert. Die Kontrollstelle befand sich aber drei Kilometer von unserem Liegeplatz weg, wo und ein Shuttlebus hinbrachte. Nach dem Passieren der Kontrolle war man wenige Schritte von einer Bahnstation entfernt. Von dort konnte man mit der Bahn praktisch die gleiche Strecke wieder zurückfahren, zur Station Puerto und befand sich nun auf der richtigen Seite des Zauns, der das Hafengebiet abgrenzte.
Im Bahnhof Puerto entdeckten wir einen nobel aussehenden Friseursalon. Ich bekam am Empfang sofort einen Termin und eine hübsche Friseurin in High-Heels machte sich an die Arbeit mein Haar wieder zu kürzen. Die Prozedur dauerte recht lange, weil sie anscheinend jedes Haar einzeln Schnitt.
Chile ist ein recht teures Land, der Salon war wie gesagt sehr nobel und die Angestellten alle wie vom Laufsteg. Da war der Preis von 5000 chilenischen Pesos (knapp 7 Euro) doch überraschend günstig.
Jetzt stand dem Stadtrundgang nichts mehr im Weg. In der Touristeninfo erhielten wir eine Citymap und Tipps wo man hingehen könnte. Die Stadt liegt in einer Bucht, die recht schnell steil ansteigt, sodass es hier wieder mal eine Unter- und eine Oberstadt gibt. Mehrere historische Standseilbahnen führten in die Oberstadt. Mit einer solchen erleichterten wir uns den Aufstieg.
So erreichten wir die historische Altstadt. Wir ließen uns einfach treiben, aber immer mit einem wachen Auge nach einer Möglichkeit, ins Internet zu kommen. Auch hier wurden wir wieder fündig. Eine kleine chilenische Sushibar mit erstaunlich flinkem WiFi ermöglichte es ohne Probleme den 7. Blogeintrag online zu stellen.
Beim Zurückwandern in die Unterstadt konnte man die vielen Graffitis an den Hausfassaden bewundern. Sie gelten als touristische Attraktion.
Als wir ein Lädchen verließen, in dem wir einige Ansichtskarten gekauft hatten, tat es einen Platsch und meine Kappe wurde von einem Taubenschiss getroffen, sodass unser nächstes Projekt eine Ersatzbeschaffung sein musste, da nicht gewährleistet war, dass die Kappe bis morgen gewaschen und getrocknet ist. Und mit meinem Kurzhaarschnitt muss ich mich vor der Sonne schützen.
Unten am Hafen bei einem fliegenden Händler wurden wir fündig und wir wollten den erfolgreichen Kauf mit einer Tüte Popcorn feiern. An einem Popcornwägelchen machten wir unsere Bestellung in perfekten Spanisch, was sehr einfach war, den Es gab nur eine Sorte und nur eine Tütengröße, also sagten wir: „Uno.“ und rieben Daumen und Zeigefinger, um den Preis zu erfahren. Das Mädel sagte irgendetwas das wie „quadro“ klang, was auf Deutsch ja vier bedeutet. Allerdings gab es jetzt Irritationen mit den Nullen, die man noch anhängen musste. Doris hielt ihr eine 50 Pesos-Münze hin, aber an dem enttäuschten Gesicht konnte man ablesen, dass das zu wenig war. Womit das Mädel recht hatte, man muss nämlich den Pesosbetrag durch 750 teilen, um den Euro-Betrag zu erhalten. 50 Pesos sind 7 Cent. Also musste man noch eine Null dran hängen. Mit dem 500-Pesos-Schein war das Mädel dann auch zufrieden. Allerdings tat sie sich übertrieben schwer das Wechselgeld zu finden. Vielleicht hatten wir beim Preis auch etwas falsch verstanden, also gingen wir weiter, um uns bei den vielen Ständen, um die Mengen von Menschen wuselten, hier noch etwas umzusehen.
Nachdem wir eine Zeitlang so gebummelt hatten, wurde ich von hinten angetippt und angesprochen. Das Popcorn-Mädel stand hinter mir mit einem Bündel Geldscheinen in der Hand, nämlich mit 4600 Pesos. Wir hatten uns selbst zum Opfer der vielen Nullen gemacht und statt mit einem 500 Pesos-Schein (66 Cent) mit einem 5000-Pesos-Schein (6,60 €) bezahlt.
Soviel Ehrlichkeit hat uns sehr berührt. Natürlich hat das Mädel noch ein ordentliches Trinkgeld bekommen.
Auf dem umständlichen, bereits beschrieben Weg ging es dann zum Schiff zurück. Wir sahen, dass noch immer Lebensmittel in die Vorratslager des Schiffs gebunkert wurden.
Heute stand wieder einmal die Natur auf der Tagesordnung. Wir hatten einen Ausflug gebucht „La Campana mit Wanderung“. Im Bordfernsehen wurde der Ausflug vor einigen Tagen als Wanderung durch einen Palmenwald ohne „nennenswerte Steigungen“ vorgestellt, was uns sehr gefiel.
Der Nationalpark La Campana ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Mit zwei Bussen mit ja 15 Teilnehmern fuhren wir los, in jedem Bus ein örtlicher deutsch sprechender Reiseleiter von der Agentur, die den Ausflug durchführte und eine Reiseleiterin von Phoenix.
Die Reise führte an der Küstenstraße entlang durch diverse Ferienorte. Badeorte können es eigentlich nicht sein, da hier wegen des Humboldtstroms, der starke Unterströmungen verursacht, Baden permanent verboten ist. Jährlich sterben sehr viele Menschen, die dieses Verbot missachten.
Wir legten einen Fotostopp ein, um Seelöwen und jede Menge Seevögel knipsen zu können, die auf einer im Meer vorgelagerten Insel leben.
Nach insgesamt knapp zwei Stunden Busfahrt kamen wir mit unseren beiden Bussen im Naturpark an.
Zwar durchwanderten wir keinen Wald, sondern eher eine Buschlandschaft mit vereinzelten Palmen und es ging auch recht kräftig bergauf, aber wir wollen doch nicht gleich schon wieder meckern?
Der Naturpark selbst ist umgeben von den hohen Bergen der Anden und rechts vor uns tat sich ein Tal auf mit einem Flüsschen, an dessen Ufer entlang sich ein dichterer Palmbewuchs zeigte.
Nach gut einer halben Stunde hatten wir den Scheitelpunkt unserer Wanderung erreicht und es sollte eigentlich auf dem gleichen Weg wieder zurückgehen. Aber der örtliche Reiseleiter stellte einen alternativen Weg vor, nämlich nicht eine 180 Grad Kehrtwende zu machen, sondern den rechts abbiegenden Weg nehmen, um ins besagte Tal zu gelangen und im Tal zurück zu den Bussen zu gelangen. Ein Problem sei allerdings, dass wir den Zeitplan nicht einhalten können. Ein paar Leute riefen: „Hurra, das machen wir!“ und somit war es scheinbar beschlossene Sache den alternativen Weg zu nehmen.
Das Problem war nur, dass der alternative Weg mehr und mehr aufhörte ein Weg zu sein. Wir befanden uns irgendwann in steilem, unwegsamem Gelände. Der Boden war mit losen Steinchen und Steinen bedeckt, was die Sache rutschig machte. Es passierte, was passieren musste, Doris rutschte aus, fiel auf den Hosenboden und schlug dabei mit dem linken Arm so unglücklich auf, dass der Arm kurz über dem Handgelenk gebrochen war. Nach einigen Minuten, als der erste Schock vorbei war, halfen wir ihr auf und man sah endlich ein, dass es absolut unsinnig wäre, den Weg zu den Bussen wie geplant fortzusetzen.
... aber irgendwann wurde es gefährlich.
Dies ist eines der letzten Fotos des "Abstiegs",
dann musste ich mich nur noch auf das Gelände
konzentrieren.
Also machte die ganze Gruppe Kehrt. Aber wie sollten wir Doris den Weg zurückschaffen, wir befanden uns, wie gesagt mitten im Niemandsland? Doris war tapfer und wollte den Aufstieg hier im freien Gelände zurück zu den Wegen versuchen. Wir legten den gebrochenen Arm in eine Schlinge, eine der beiden Phoenix-Reiseleiterinnen ich nahmen Doris in die Mitte und so quälten wir uns den schwierigen, rutschigen Abhang wieder hoch zu dem schon erwähnten Scheitelpunkt der Wanderung.
Der örtliche Reiseleiter hatte bei seiner Agentur mittlerweile einen PKW angefordert, der uns in ein Krankenhaus fahren sollte. Der Plan sah so aus, dass wir bis zum Bus zurücklaufen mussten, mit dem Bus noch bis zum Restaurant fahren konnten, wo die Gruppe zu Mittag essen sollte und wir dort in den PKW umzusteigen würden.
Man kann sich vielleicht vorstellen, welche Gedanken einem jetzt durch den Kopf gingen. Wir im Krankenhaus, in dem man nur spanisch spricht. Es war jetzt etwa 14 Uhr, aber um 17 Uhr würde das Schiff gnadenlos ablegen, vielleicht würde es noch maximal eine Stunde länger warten, also wir hatten schon jetzt nicht mehr mehr viel Zeit.
Doris unterhielt sich pausenlos mit der Phoenix-Reiseleiterin über alles Mögliche, um sich abzulenken. Das gelang sehr gut. Und irgendwann war auch der Aufstieg zum besagten Scheitelpunkt geschafft. Hier hätte uns auch ein Fahrzeug aufnehmen können, denn der Weg war breit und fest genug. Aber es gab dort noch kein Fahrzeug für uns. Also mussten wir weiter zum Eingang des Parks laufen. Inzwischen hatte man auch mit dem Schiff und dem Bordarzt Kontakt aufgenommen und der Plan “Transport in örtliche Klinik“ wurde fallen gelassen. Es sollte zunächst einmal eine Untersuchung im Bordhospital stattfinden und man beruhigte uns, dass es dort gute Fazilitäten gäbe. Wir befürchteten aber, dass nach der Untersuchung der Auszug aus dem Schiff folgen sollte.
Der Umstieg in der PKW der örtlichen Ausflugsagentur klappte wie vorgesehen und Fahrer, Phoenix-Tante, Doris und ich fuhren zurück nach Valparaiso zum Hafen. Es sollte auch geklärt sein, dass wir nicht durch das Terminalgebäude gehen und dann den Shuttlebus zur Artania nehmen müssten, sondern direkt dorthin fahren könnten. Das hat auch im Prinzip geklappt, aber diese Prozedur dauerte erheblich länger als zwei Fahrten mit dem Shuttlebus gedauert hätten, weil jede Menge wichtiger Leute, viele Telefonate, Papier und ein zusätzliches Fahrzeug mit Blaulicht notwendig waren, um drei Schlagbäume passieren zu können.
Über die Gangway ging es dann endlich ins Innere der Artania und dort ganz unten in den “Keller“ auf Deck 1 ins Bordhospital. Und jetzt stellte sich heraus, dass wir Riesenglück im Unglück hatten. Das Schiff hatte ein Röntgengerät und zwei Bordärzte. Um welche Ärzte es sich auf einem Kreuzfahrtschiff handelt, ist vom Zufall abhängig. Das kann ein “ganz normaler“ Facharzt für Allgemeinmedizin sein oder ein Arbeitsmediziner. Wir hatten aber einen Orthopäden, der als Unfallarzt gearbeitet hat und eine Ärztin, die auch als Anästhesistin arbeiten konnte, zur Verfügung.
Der Rest ist jetzt schnell erzählt. Die Röntgenaufnahme zeigte, dass es ein nicht ganz glatter Bruch war, der Knochen also etwas gerichtete werde musste. Doris bekam eine Narkose, von der sie hinterher meinte, dass es mehr so etwas wie “Happy Mushrooms“ oder LSD gewesen sein müsste, der Knochen wurde gerichtet und gegipst. Als das Schiff ablegte, lag sie in unserer Kabine im Bett.
Die Stimmung war trotzdem auf dem Tiefpunkt, denn es war klar, dass wir auf den Rest der Reise mit dem Handicap Gipsarm leben müssen, was eine erhebliche Beeinträchtigung bedeutet. Das fängt bei der Wahl der Kleidung an, die muss ja über den Gips gehen, geht über notwendige Hilfe die Doris z.B. beim Schneiden eines zähen Schnitzels oder beim Binden der Schuhe braucht. Jeepfahrten, Kanutouren, Schwimmen im warmen Wasser der Karibik, das konnte man sich schon jetzt abschminken.
Trotzdem waren wir natürlich froh, noch auf dem Schiff zu sein und nicht in einer Klinik, wo man am nächsten Tag hätte sehen müssen, wie man das Schiff wieder einholt.
Heute Nacht bekam ich Halsschmerzen, was ein untrügliches Zeichen für eine aufkommende Erkältung ist. Und so war es denn auch. Bis zum Morgen war die Erkältung mit Husten und Fieber komplett. Die nächsten drei Tage sollte mein Lieblingsaufenthaltsort das Bett sein. Von Coqimbo haben wir natürlich nichts gesehen, ich habe nicht einmal ein Foto vom Schiff aus gemacht.
Maritimer Frühschoppen und erneuter Galaabend fielen für uns komplett aus. Sogar unser Klapptisch blieb unbenutzt.
Es gibt weder etwas zu berichten noch gibt es ein Foto.
Ich komme langsam wieder auf die Beine, aber jetzt fängt Doris an zu “grippeln“.
Heute war Bergfest, das heißt, die Hälfte der Reise ist vorbei. Aus diesem Anlass wurde für die Passagiere, die die gesamte Reise von Anfang bis Ende mitmachen, ein besonderes Abendessen auf dem Außendeck organisiert. Die Köche grillten Steaks und Würstchen, es gab guten Wein (nicht den billigen Fusel, wie sonst zu den Mahlzeiten). Wir gingen auch hin.
Es war eigentlich ganz nett, hätte nicht Frau Gleiss-Wiedemann, ihres Zeichens Leiterin des Künstlerensembles, selbst Sängerin und Gattin des Kreuzfahrtdirektors zur Untermalung des Essens gesungen. Nicht das sie nicht schön gesungen hätte, aber das Ganze war viel zu laut, sodass der Schalldruck aus den Lautsprechern in meiner Terrine mit der Chilenischen Hirtensuppe einen hohen Wellengang erzeugte und man sich gegenseitig anbrüllen musste, wenn man kommunizieren wollte.
Liebe Phoenix-Leute, nur zur Information: Untermalung ist leise, Ballermann ist laut!
Zum Abendprogramm wurde ein Stargast angekündigt und zwar Gregor Meyle. Gregor Meyle? Seine Bekanntheit rührt aus der Teilnahme in einer Castingshow bei Stefan Raab bei Pro Sieben, wo er den zweiten Platz nach Stefanie Heinzmann (die kenne ich sogar) belegte. Ich sah mir die Show zum Teil an, die Open Air hinten am Heck stattfand. Gregor Meyle ist eigentlich ein Balladensänger, aber heute Abend war mehr Mitklatschen, Mitsingen und Stimmung angesagt. Das Filmteam hat fleißig gefilmt und man kann sich Teile der Show ab Herbst 2015 bei “Verrückt nach Meer“ im Fernsehen noch einmal ansehen.
50. Reisetag – Dienstag, 24.2.2015 Callao/Peru (1.Tag)
Eigentlich hatten wir für heute einen Transfer nach Lima, der peruanischen Hauptstadt gebucht, aber nach Doris‘ Unfall haben wir die Sache wieder storniert.
Um 11 Uhr hatte Doris einen Termin beim Schiffsarzt. Denn endlich waren die Schwellungen an Fingern, Handrücken und Arm etwas zurückgegangen, sodass ein neuer Gips angelegt werden konnte. Diese Prozedur wurde vom Filmteam begleitet, Doris wurde zum Unfall interviewt und wenn die Aufnahmen nicht der Schere des Cutters zum Opfer fallen, wird dies in irgendeiner Szene bei “Verrückt nach Meer“ zu sehen sein.
Übrigens: In 10 Monaten ist Weihnachten!
Heute früh gingen circa 100 Leute für drei Tage von Bord, um einen Ausflug nach Machu Picchu, den berühmten Ruinen der “verlorenen Stadt der Inkas“ zu machen. Der Besuch von Machu Piccu ist eigentlich ein touristisches Muss, aber uns hat abgeschreckt:
- Der Stress: 2 Inlandsflüge, Bustransfers und mehrstündige Bahnfahrt
- Die Massen: Wir haben gehört, dass man um 5:30 Uhr früh bereits in Machu Picchu sein muss. Später treten sich die Scharen von Besuchern gegenseitig auf die Füße
- Der Preis: 1.500 Euro pro Person
Und da wir beide noch mit den Nachwehen unserer Influenza zu tun hatten, war die Entscheidung zumindest im Nachhinein 100% richtig.
Wir gingen stattdessen gegen 10 Uhr von Bord. Direkt an unserem Liegeplatz war ein kleiner Indio-Markt aufgebaut, den wir kurz besuchten. Hier gab es Lederwaren, Ponchos, Lamas aus Plüsch und sonstiges, was der Peru-Reisende so zu brauchen scheint.
Man hätte auch mit einem Shuttlebusbus das Hafengelände verlassen können, um eine paar Schritte in der Hafengegend zu laufen. Jedoch wurde genau davor ausdrücklich gewarnt, da es dort verstärkt immer wieder zu Überfällen kommt. Man solle sich unbedingt mit einem Taxi ins Zentrum fahren lassen, dort sei es sicherer. Aber größere Unternehmungen wollten wir noch nicht machen, so blieb es bei den fünf Ständen des Indio-Marktes
Sehr schön war die Abfahrt der Artania gegen 15 Uhr. Der Hafen ist massenweise bevölkert von den verschiedensten Seevogelarten, von denen immer wieder welche das Schiff umkreisten. Besonders Pelikane mit ihren großen Schnäbeln sehen beeindruckende aus, wenn sie dicht am Schiff vorbeifliegen.
Gleich hinter der schützenden Hafenmauer ankerte eine große Flotte von Fischebooten.
Im Vordergrund dein Schlepper, der uns bei Motorschaden sofort wegschieben würde,
damit wir nicht auf die Fischerboote treiben würden.
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Wieder mal ein gemütlicher, ereignisloser Seetag. Ich bin morgens und abends Stammgast im Schiffshospital. Ich treffe mich dort mit einer Gruppe Gleichgesinnter zum Inhalieren, um den Husten in den Griff zu bekommen. Und das gelingt eigentlich ganz gut.
In der Nacht sind wir in den Fluss Rio Guayas eingefahren und erreichten am Morgen die Hafenstadt Guayaquil. Guayaquil ist mit 2,5 Millionen Einwohner größer als Quito, die Hauptstadt Ecuadors.
Der Containerhafen, in dem wir liegen, befindet sich gut 10 Kilometer außerhalb des Zentrums.
Bei der Ankunft wurden wir von einer Big Band der Polizei mit südamerikanischen Rhythmen und einer folkroristischen Tanzformation begrüßt.
In der Landgangsinformation, ein DIN A4 Blatt, das am Vorabend einer jeden Hafens von Phoenix verteilt wird, war zu lesen, dass für eine Taxisfahrt ins Zentrum mit 20 US-Dollar zu rechnen ist. Der US-Dollar ist übrigens offizielle Währung von Ecuador. Gleich am Hafenausgang sprach uns ein Taxifahrer an, der uns für 20 Dollar in die Stadt fahren würde.
Wir stimmten zu, aber als wir sein Fahrzeug kamen, sahen wir, dass es sich hier um einen Privat-PKW handelt. Vor solchen Konstrukten riet die Landgangsinformation auch ab. Also stornierten wir die Fahrt wieder, trotz heftigster Beteuerungen des Fahrers, dass bei ihm alles sicher sei, wir können ja den Uniformierten am Hafeneingangstor fragen.
Wir laufen ein paar Meter weiter und finden ein offizielles gelbes Taxi, das uns für 10 Dollar (ohne Preisdiskussion) in Zentrum an die Uferpromenade des Guayas fährt.
Wir schlagen uns von der Promenade ein, zwei Blocks weit weg und befinden uns ein einem belebten Viertel mit Geschäft an Geschäft. Besonders Läden mit Turnschuhen gibt es hier in Hülle und Fülle. Was wir nicht finden, ist ein Café oder Restaurant mit WiFi.
Unterwegs kauften wir bei einem fliegenden Händler zwei Flaschen gekühltes Mineralwasser. Zum Glück bemerkte ich, bevor wir anfingen zu trinken, dass der Verschluss nicht mehr versiegelt war, wir also höchstwahrscheinlich gekühltes Leitungswasser gekauft hatten, welches dem europäischen Magen- und Darmtrakt nicht unbedingt freundschaftlich gesinnt ist.
Wegen unserer Erkältung, die in uns noch ein wenig in den Knochen steckt, wollten wir es touristisch nicht gleich übertreiben und beschlossen langsam zum Schiff zurück zu kehren. In einem Laden deckten wir uns noch mit 5 Liter (versiegeltem) Mineralwasser ein und ich hielt ein Taxi an. Der Fahrpreis halbierte sich (wieder ohne Diskussion) gegenüber der Hinfahrt auf 5 Dollar.
Wer aber nicht ins Taxi kam, war Doris. Sie war auf einmal umgeben von einer wild diskutierenden Menschenmenge. Es wurde nämlich beobachtet, wie sich jemand an ihrem Rucksack zu schaffen gemacht hatte. Diese jemand war allerdings ich, um ihr aus einer Seitentasche eine Packung Tempos herauszuholen. Sie erklärte also “my husband…“ aber die Diskussion ging weiter, mittlerweile war auch Polizei da und jemand hielt Doris ein Handy vor die Nase – und siehe da, es war das Ihre. Was da jetzt wirklich alles passiert ist, wer das Handy gestohlen hatte, wie das Handy vom Dieb zu dem Menschen kam, der es ihr zurückgab, wird wohl nie geklärt werden. Doris wurde noch bedrängt eine Anzeige bei der Polizei zu machen, aber dazu hatten wir jetzt keinen Nerv und so fuhren wir nach vielen Thank-Yous und Gracias mit dem Taxi zurück zum Hafen.
Die größte Vergnüglichkeit des heutigen Tages sollte sicherlich um 11 Uhr die Äquatortaufe sein. Es lief wieder alles genauso ab wie bereits im 3. Blogeintrag vom 12. Reisetag am 17.1.2015 beschrieben (siehe hier). Damals überquerten wir den Äquator von Nord nach Süd, diesmal von Süd nach Nord.
Der Abend stand ganz im Zeichen der Piraterie. Piratenabendessen, Piratenshow und Piratenparty. Das Piratenabendessen unterschied sich übrigens von allen anderen Abendmahlzeiten, dadurch, dass über den Eingängen der Restaurants jeweils eine Piratenflagge hing und die Bestecke am Tisch nicht wie sonst ordentlich parallel lagen, sondern über Kreuz. Wir waren stark beeindruckt. :-)
Heute fingen Doris und ich wieder damit an, uns im Fitnessraum sportlich zu betätigen. Es geht also deutlich wieder aufwärts.
Puntarenas? Dem aufmerksamen Blog-Leser wird der Name dieses Ortes vielleicht bekannt vorkommen. Da gibt es doch schon einen älteren Bericht darüber – oder nicht? Naja beinahe. Wir waren am 9.2.2015 in Punta Arenas in Chile (siehe hier). Dort unten in Patagonien spricht man Punta Arenas übrigens genauso aus, wie man es hier in Costa Rica schreibt.
Wir lagen mit der Artania am Ende einer circa 200 Meter langen Pier. Das bedeutete eigentlich, dass man erst mal diese Strecke ohne Schatten unter der Äquatorsonne bewerkstelligen müsste, um in den Ort zu gelangen, aber eine Bimmelbahn brachte uns zum Hafenausgang. Super Service!
Direkt am Hafenausgang begann ein Strand mit einer dahinterliegenden Strandpromenade, wo sich Souvenirstand an Souvenirstand reihte. Dazwischen befand sich auch eine Strandbar mit WiFi, wo wir natürlich sofort einkehrten, um ins Internet zu kommen. Die Verbindung war sehr gut und schnell. Das ist wichtig für die Aktualisierung des Blogs. Allein die Bilder für einen Blogeintrag haben einen Umfang von bis zu 20 MB und die Datenbank, in der die Berichte abgelegt werden ist zusätzlich noch einmal 4 MB groß und muss jedes Mal vollständig neu aufgebaut werden. Aber das war hier alles kein Problem.
Da man für den Weg zurück zum Schiff sank der zentralen Lage und der Bimmelbahn nicht viel Zeit brauchte, kehrten wir zwecks Mittagessen auf die Artania zurück.
Den Nachmittag nutzen wir erst einmal, um die die Stadt selbst zu erkunden. Puntarenas ist lebhafter Ort mit vielen Geschäften. In einem Supermarkt gelang es uns, Wasser zu kaufen, obwohl wir gar keine Costa-Rica-Colónes, so heißt hier die Währung, hatten. Eigentlich hatte ich kaum Hoffnung, dass wir das Wasser mit unseren Dollars bezahlen könnten, aber Fragen kostet ja nichts. Und siehe da, die Registrierkasse in dem Supermarkt, wo wir waren, konnte auch US-Dollars registrieren.
Geld in einer Bank zu wechseln, wäre äußerst Zeitaufwendig gewesen, denn vor jeder Bank standen lange Schlangen und die Leute wurden nur schubweise eingelassen. Es war Montag und der erste Werktag im März. Anscheinend holt da jeder Costa Ricaner seinen Lohn bzw. Gehalt bei den Banken ab.
Wir gingen dann noch mal schnell aufs Schiff zurück, den sechs Liter Wasser muss man nicht unbedingt beim Strandspaziergang mitschleppen, und selbiger stand noch auf unserer Tagesordnung.
Wenn Doris wegen des Gipsarms schon nicht im Pazifik baden konnte, so wollte sie doch zumindest mal mit den Füßen in diesem Weltmeer stehen.
Fotogener Pelikan
Mittlerweile war es 17 Uhr geworden und wir wollten zurück aufs Schiff. Die Bimmelbahn hatte inzwischen ihren Dienst eingestellt, also marschierten wir auf dem Landungssteg Richtung Schiff. Auf halben Weg konnten wir aus nächster Nähe einen Pelikan beobachten, wie er im Sturzflug ins Wasser tauchte, um Fische zu fangen. Nach jeder Runde kam er zurück auf den Steg, um sich auf dem Geländer ein wenig auszuruhen, was die Fotofreunde sehr erfreute.
Wir konnten noch einmal einen Blich auf den Strand mit seinen Palmen, die Stadt und das dahinterliegende Hochland werfen, ehe wir endgültig zum Schiff zurückkehrten. Als wir um 20 Uhr ablegten, war es bereits, wie in diesen Breiten üblich, schon stockdunkel.
Gegen halb sieben in der Frühe wurden wir durch das Werfen des Ankers geweckt. Es macht immer einen Heidenspektakel, wenn die Ankerkette abgewickelt wird. Um sieben Uhr kam allerdings schon die Durchsage, dass wegen des starken Windes ein Tendern wahrscheinlich nicht möglich sei. Der Staff-Kapitän (der 2.Kapitän) und der Sicherheitsoffizier tenderten noch einmal hin und her und stellten endgültig fest, dass Tendern für die Passagiere heute zu gefährlich ist. Die Tenderboote wurden also wieder eingeholt und um 9 Uhr lichteten wir den Anker und nahmen Kurs auf Mexico.
Mit dem Fernglas konnte man auf einer Anhöhe
die Chritusstatue, ein Wahrzeichen von
San Juan del Sur, undeutlich erkennen.
Für den Abend hatten wir uns schon gestern für den „Großen Schnitzelabend“ in der Bodega-Bar angemeldet. Die Bodega-Bar bietet Platz für vielleicht 50 Leute und ab und zu werden dort kulinarische Events wie „Leckeres aus dem Wok“, „Südamerikanische Köstlichkeiten“ und ähnliches durchgeführt.
Es war wirklich ein großer Schnitzelabend, denn das Schnitzel war genauso groß wie der Teller und bedeckte vollständig die Beilagen, nämlich Pommes und Kartoffelsalat. Es hat tatsächlich Leute gegeben, die ihren Teller komplett aufgegessen haben.
Heute stand wieder einmal der Bayerische Frühschoppen auf dem Programm und für den Abend war Gala angesagt, denn übermorgen geht ein weiterer Abschnitt der Reis zu Ende und viele Passagiere treten dann die Heimreise an.
So kam also am Abend unser Klapptischchen wieder zum Einsatz.
Eigentlich sollten wir erst gegen 12 Uhr angekommen, aber da wir vorgestern nicht Tendern konnten und San Juan del Sur gleich wieder verlassen haben, kamen wir in Huatulco schon morgens früh um sieben Uhr an.
San Juan del Sur ist ein Kleiner, ziemlich schmuckloser Badeort. Für den Vormittag hatten wir drei Projekte geplant:
a) Wifi suchen, um E-Mail abzufragen
b) Dollars in mexikanische Pesos umtauschen
c) Wasser kaufen
Punkt (a) war einfach. In einem Restaurant kamen wir ins Internet, mussten allerdings für zwei frisch gepresste Organgensäfte ach US-Dollar berappen.
Punkt (b) war da schon schwieriger. Wir fanden eine Bank, aber die wollten für den Geldwechsel unbedingt meinen oder Doris‘ Reisepass sehen. Die Pässe lagen aber bei der Rezeption auf dem Schiff, damit die örtlichen Behörden bei der Schiffsfreigabe Zugriff darauf haben können. Auf der ganzen bisherigen Reise hat zum Geldwechseln entweder der Personalausweis genügt oder die Kopie des Reisepasses und beides haben wir immer dabei. Nachdem beides lange und sehr sorgfältig begutachtet wurde, wurde entschieden, uns kein Geld zu wechseln. Zum Glück lag das Schiff zentral, sodass wir meinen Pass dort schnell abholen konnten und zurück zur Bank dackelten. Vor mir wurden an den Schaltern gerade Leute bedient, sodass ich einen Augenblick warten musste.
Die strenge junge Dame, die mich vorhin noch am Schalter bedient hatte bzw. eben nicht bedient hatte, sorgte jetzt für Ordnung im Schalterraum derart, dass sie mich aufforderte, Sonnenbrille und Baseball-Kappe abzusetzen. Richtig, ein kleines Schild wies darauf hin, dass solche Verkleidungen hier nicht statthaft seien. Schließlich ist mir der Umtausch von 50 US-Dollar in 720 mexikanische Pesos gelungen, nachdem ich noch auf einem Schmierzettel meine Heimatadresse nebst Telefonnummer aufschreiben musste und vom Reisepass eine Kopie angefertigt wurde.
Fazit: In Mexiko ist es einfacher 40 Studenten zu entführen und zu ermorden, als 50 Dollars zu wechseln.
Punkt (c), nämlich der Wasserkauf ging dann ohne weitere Schikanen über die Bühne.
Am Nachmittag nahmen wir ein kleines Fußbad an dem kleinen Strand, der direkt neben der Pier lag. In einer Strandbar genehmigten wir uns noch jeder einen O-Saft. Die sollten diesmal 12 US-Dollar kosten. Da wir aber in Pesos bezahlen konnten, verminderte sich der Preis auf umgerechnet elf Dollar. Unser Bankabenteuer hat sich also schon bezahlt gemacht.
Gegen zehn Uhr machten wir an der Pier in Acapulco fest. Acapulco unser nördlichster Punkt an der Westküste von Mittelamerika. Wir lagen zentral, sodass wir die wenigen interessanten Punkte zu Fuß erreichen konnten.
Zu Acapulco fallen einem in der Regel zuerst die Klippenspringer ein. Die genau haben wir uns allerdings nicht angeschaut, da wir sie zu einem vor etwa 15 Jahren bereits gesehen haben und wir zum anderen solch nervenkitzelige Attraktionen gar nicht so besonders mögen.
Nachdem wir am späten Vormittag das Schiff verlassen haben und die genaue Untersuchung des Inhalts unserer Rucksäcke im Hafenterminal hinter uns gebracht hatten, mussten wir uns entscheiden, ob wir auf den breiten Boulevard der entlang der Küste der Bucht von Acapulco verläuft nach rechts oder nach links einbiegen sollten. Wir entschieden uns für rechts.
Hier beginnt ein kilometerlanger Strand mit vielen Restaurants und Strandbuden. Ansonsten war hier touristisch nichts besonders Aufregendes. Aufregend war nur, wenn man die Straße überqueren wollte, weil auf dem gesamten “Prachtboulevard“ keine einzige Fußgängerampel funktionierte.
Irgendwann kehrten wir zum Schiff zurück und wehrten uns gegen die große Hitze mit einer kleinen Siesta.
gegen 16 Uhr wagten wir uns wieder ins freie und bogen diesmal nach links auf den Boulevard ein. Nach einem Kilometer kamen wir zu einem Yachthafen, an den sich dann ein kleiner Strand anschloss. Und hier brodelte das Leben. Auf kleinen Holzkohleöfen wurde gebrutzelt, gebacken und gekocht und die Resultate wurden zum Verkauf angeboten. Zuckerwatte, Donats, bunte Puddings und farbenfrohe Sirups rundeten das kulinarische Angebot ab. Am Strand und im Wasser tummelten sich die vielen Badegäste.
Wir setzen uns einfach auf ein Mäuerchen und schauten interessiert dem bunten Treiben zu.
Wir machten noch einen Abstecher in die nahegelegene Altstadt zum Zócalo, dem Hauptplatz mit der “Catedral Nuestra Señora de la Soledad“. Ansonsten hatte dieses Viertel außer Souvenirständen nicht mehr viel zu bieten.
Als wir gestern früh „rechts rum“ gegangen waren, entdeckten wir einen kleinen Anleger für ein Ausflugsboot. Diesem Abenteuer wollten wir uns heute früh stellen. Als wir gegen halb elf am Anleger ankamen, herrschte bereits reger Betrieb. An einem Tisch, hinter der eine nette Frau saß, kauften wir die Tickets (100 Pesos pro Person = 7 €). Sie sprach englisch und erklärte uns, dass wir zur Gruppe “1“ gehören. Die verschiedenen Gruppen würden in Kürze aufgerufen und können dann nacheinander das Ausflugsboot besteigen. Ein Mann mit einem Megaphon schickte kurz vor elf (natürlich in Spanisch) einen Redeschwall über den Platz vor dem Anleger und die Menschen begannen sich zu sortieren und auf Nachfrage fanden auch wir unsere Gruppe. Dann wurde bis Punkt elf gewartet und dann erst durfte das Boot bestiegen werden. Wir nahmen im unteren der beiden Decks Platz. Von den circa 200 Passagieren waren wir die einzigen Gringos. Viele Familien mit kleinen Kindern gehörten zu den Passagieren. Was uns genau erwartete, wohin die Reise gehen sollte wussten wir nicht. Die einige Information, die wir hatten, war, dass die Fahrt ungefähr eineinhalb Stunden dauern würde.
Über die Bordlautsprecher wurden pausenlos Informationen durchgegeben, von denen wir das meiste aber nicht verstanden. Neben Essen und Trinken wurde auch für etliche Attraktionen gesorgt. Die erste Attraktion war Toni, der Klippenspringer. Das Boot machte an einem steilen Felsen Halt, Toni kletterte selbigen hinauf bis zu einer Stelle, an der sich ein kleiner Altar befand. Nachdem er einige Minuten lang seinen muskulösen Körper in den verschiedensten Posen präsentiert hatte, sprang er mit einem Kopfsprung gekonnt ins Wasser. Das Boot veränderte jetzt seine Position, da mit auch die Leute, die auf der anderen Seite saßen, auf den Felsen blicken konnten und Toni wiederholte seinen Sprung mit allem Drum und Dran noch einmal. Nach dieser Darbietung wurde in einer Blechdose für Toni gesammelt.
In der Mitte unseres Bootes war ein Glasboden eingelassen und der wurde stark umringt, als wir den Unterwasserschrein mit der Bronzestatue der Jungfrau von Guadelupe, der Schutzheiligen von Mexico überfuhren. Den Passagieren auf dem Oberdeck war dieser Blick natürlich verwehrt.
Der Glasboden kam gleich noch einmal zum Einsatz, denn ein junger Mann mit Taucherbrille lockte mit Futter Fische unter den Glasboden. Und jeder Fisch wurde von den Passagieren mit großem Jubel begrüßt.
Es ging vorbei an Felsen mit Pelikanen, einer Felseninsel mit einer Marienstatue und schließlich erreichten wir einen bereits sehr belebten Strand. Auf dem Wasser boten fliegende Händler ihre Souvenirs an, die sie stehend auf Surfbrettern präsentierten. Die meisten der Passagiere stiegen hier aus, um einen Strandtag zu verbringen. Etliche andere Ausflugsboote spukten hier ebenfalls ihre Passagierladungen aus. Wir selbst blieben allerdings in unserem Boot sitzen und es brachte uns zurück zum Anleger, wo wir auch gestartet waren. Auf dieser Rückfahrt hatte Felsenspringer-Toni die Aufgabe, das Schiff zu fegen und aufzuräumen.
Zufrieden gingen wir zurück an Bord der Artania. Wir hatten hautnah erlebt, wie der Mexikaner Urlaub macht.
Nach der Siesta besichtigten wir das Fort “Fuerte de San Diego“ von wo wir einen schönen Blick auf die Artania hatten. Hier hatte es gestern während unserer Einfahrt in den Hafen von Schulkindern gewimmelt, die unsere Ankunft lebhaft begrüßt hatten. Da wir, um zum Fort zu gelangen sowieso schon “links rum“ gestartet waren, stattet wir noch einmal den lebhaften Strand, wo wir auch schon gestern waren, einen Besuch ab.
Wieder war ein Reiseabschnitt zu Ende gegangen und es waren Passagiere von Bord gegangen, aber etliche mehr waren angereist. Das Schiff ist für die nächsten zwei Wochen mit 1200 Passagieren voll belegt.
Aus Solidarität zu Doris‘ Gipsarm habe ich mir eine Reizung an der Achillessehne zugelegt. Ich tröste mich schwach damit, dass es nur das linke Bein ist und ich Rechtsfüßer bin. Jedenfalls hatte ich mir für heute Fuß-Schonung verordnet. Doris hatte am Vormittag alleine einen kleinen Strandspaziergang absolviert (rechts rum) und am Nachmittag haben wir lesend auf dem Achterdeck gefaulenzt.
Gegen 18 Uhr hörten wir Livemusik von der nahen Uferpromenade zu uns rüber wehen. Die Neugier (und vielleicht auch die Tabletten, die mir der Schiffsarzt gegeben hat) ließen den Fußschmerz vergessen und Doris und ich gingen noch mal von Bord, um nachzusehen, was denn da los sei.
Auf einer kleinen Bühne spielte eine Band sehr schöne melodiöse Popsongs. Uns fiel auf, dass einige der Zuhörer, die vor der Bühne auf Stühlen saßen oder auch standen, verklärt die Arme nach oben streckten. Wir kamen schnell dahinter, dass die Band (Gitarre, Orgel, Bass, Schlagzeug) mit den beiden Sängerinnen Pop mit religiösen Texten darboten.
Daneben wurden für Kinder die Möglichkeit geboten an kleinen Staffeleien zu malen oder im Stuhlkreis sitzend unter Erwachsenenanleitung gruppendynamische Spielchen durchzuführten.
Überhaupt diente die Promenade am Abend für viele Menschen der sonntäglichen Unterhaltung und Entspannung.
All zulange konnten wir uns aber hier nicht mehr aufhalten, denn um halb acht war der letzte Einschiffungstermin.
Um 20:15 fand für die gestern neu angekommenen Passagiere die obligatorische Seenotrettungsübung statt und anschließend hieß es „Leinen los“ und die MS Artania startete in die nächste Etappe der Reise.
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Die meiste Zeit habe ich beim Schreiben die Vergangenheitsform gewählt. Beim Schreiben “ins Unreine“ bin ich immer wieder in die Gegenwartsform gewechselt und habe dies dann korrigiert.
Ab sofort schreibe ich ganz einfach im Präsens, das scheint mir flüssiger von dee Hand zu gehen.
Um 11:00 findet mal wieder der “Maritime Frühschoppen“ statt. Dass sich die Veranstaltungen wiederholen, ist nicht weiter schlimm, denn es besteht keine Anwesenheitspflicht.
Herr Michael D., ein treuer Leser dieses Blogs (siehe Eintrag vom 24.1.215), ist vor zwei Tagen in Acapulco an Bord gekommen und wir haben ihn heute getroffen. Er hat für Doris zwecks schnellerer Genesung des lädierten Arms ein große Packung Mon Cheri mitgebracht. Wir haben uns über diese nette Geste sehr gefreut.
Am späten Nachmittag findet, wie zu Beginn eines jedes Reiseabschnitts, ein Kapitänsempfang statt. Dazu reiht man sich in ein lange Schlange ein und kann dann dem Kapitän die Hand schüttelt und sich dabei fotografieren lassen. Selbst Gäste, die wie wir schon länger auf dem Schiff sind, nehmen an dieser Zeremonie zum wiederholten Male teil. Das beweist, wie wichtig doch solche Rituale für viele Leute sind.
Am Abend ist, wie üblich nach dem kapitänsempfang Gala in den Restaurants angesagt.
Unser Klapptisch aus Buenos Aires kommt erneut zu Ehren, als uns der für den Kabinenservice zuständige Kellner ein Schnitzel für Doris und einen großen Cheeseburger für mich anliefert
Der Hafen liegt weit außerhalb irgendwelcher Ortschaften. Dennoch haben wir nicht vor, auf eigene Faust etwas zu unternehmen und auch die angebotenen Ausflüge fanden entweder nicht unser Gefallen oder war wegen des Gipsarms von Doris nicht machbar, wie zum Beispiel eine Mangrovenfahrt in kleinen Ruderbooten.
An der Pier befindet sich ein Restaurant mit Swimmingpool, beides wird aber kaum von den Gästen der Artania genutzt, den für die laute Techno-Musik, die aus den dort aufgestellten Boxen dröhnt, ist die meist ältere Kreuzfahrer-Klientel wohl doch nicht die optimale Zielgruppe.
Interessanter ist da eher die kleine Tierschau, die Naturschützer in einiger Entfernung von den Techno-Boxen präsentieren. Leguane, Gürteltiere, Schlangen und der hier in Mittelamerika allgegenwärtige Pelikan kann man betrachten. Eine kleine Spende ist erwünscht.
In einem Pavillon kann man in einigen Souvenir- und Kunsthandwerksläden seine Dollars loswerden oder abwechselnd den Folkloretänzern und Tänzerinnen zuschauen und der Folklore-Livemusik zuhören. Das wichtigste Instrument der mittelamerikanischen Musik ist die Marimba, ein großes Holzxylophon. Ihr Klang dominiert jedes Musikstück, ob live oder im Radio.
Am späten Nachmittag legen wir ab. Unser Ziel ist das benachbarte Guatemala.
Der heutige Hafen liegt abseits von bewohnten Gebieten und dient für diese Reise lediglich als Ausgangspunkt für Ausflüge. Wir haben keine Ausflüge gebucht und wollten uns eventuell mit dem Taxi in einen der nächstgelegen Orte fahren lassen, nehmen aber davon Abstand, als wir im Reiseführer lesen: “Die Kriminalität in ganz Guatemala ist hoch; bewaffnete Raubüberfälle auf Touristen sind häufig. Tragen Sie keinerlei Wertsachen auf sich, wehren sich nie gegen Angreifer, und beachten Sie entsprechende Warnungen.“
Ein Shuttlebus bringt uns aber zum Hafenausgang, wo eine kleine touristische Infrastruktur vorhanden ist. Ein Jademuseum mit angeschlossenem Schmuckgeschäft und Souvenirstände mit knallbunten Textilien und dem üblichen Krimskrams warten auf den dollarschweren Touristen.
Wir finden auch ein Café, das WiFi anbietet. Allerdings sind hier die Bedingungen knallhart. Es wird nicht, wie üblich, beim Bestellen eines Getränks kein Passwort bekannt gegeben, sondern nur bei einen Umsatz von 5 Dollar kann man der Dame hinter dem Tresen sein Smartphone oder Laptop übergeben und sie tippt dann das geheime Kennwort ein, sodass es für den Gast unsichtbar bleibt und es nicht unter der Hand weitergegeben werden kann. Für Doris‘ Smartphone und mein Netbook muss also ein Umsatz von mindestens 10 US-Dollar getätigt werden. Mit zwei Cola und einem Päckchen guatemalischen Kaffee könnten wir beinahe noch einen dritten Computer ans Netz bringen. Die Verbindung ist OK und der 9. Blogabschnitt kann hochgeladen werden.
Eine Präsentation heimischer Trachten in Form einer kleinen Modeschau rundet den Vormittag ab.
Der Nachmittag und frühe Abend war mit Siesta, Besuch des Fitnessraums und An-der-Reling-Stehen bei der Ausfahrt voll ausgefüllt.
Schon früh um sieben Uhren machen wir an der Pier fest. Eine Folkloretanzgruppe begrüßt unsere Ankunft. Aber erst wird in Ruhe gefrühstückt ehe der Shuttlebus bestiegen wird der uns aus dem Hafengelände bringt. Ähnlich wie gestern liegt der Hafen weitab von bewohnter Gegend, aber man hat lässt auch hier den Touristen im Niemandsland nicht im Regen stehen, denn man Möglichkeiten etwas zu trinken bei einem der Souvenirständen, den ein oder anderen Dollar zu lassen. Auch könnte man über eine Treppenkonstruktion an einen kleinen Strand gelangen können, aber große Steine und starke Brandung laden nicht dazu ein, die Füße ins Wasser zu halten.
Für den Nachmittag steht der bei uns der Ausflug “Landschaftsfahrt mit Kaffeeplantage“ auf dem Programm, Abfahrt 13 Uhr. Allerdings sind die Busse von den Vormittagsausflügen noch nicht da und genau mit diesen sollte unsere Tour durchgeführt werden. Mit mehr als 30 Minuten Verspätung geht es los. Das ist insofern von Bedeutung, da das Schiff um 18 Uhr ablegen soll. Entsprechend war die Tour. Der Busfahrer fuhr am Limit, sodass die Landschaft nur so vorbeirauschte. Der 10 minütige Fotostopp in einer Ortschaft mit einem unaussprechlichen indianischen Namen, den ich schon wieder vergessen habe, kann entweder zum Fotografieren der Kirche oder zur Benutzung des Baño (spanisch: Toilette) genutzt werden. Beides geht nicht.
Die getrockneten Bohnen werden zur Sortieranlage getragen.
Sackkarren scheinen hier unbekannt zu sein.
An Bord des Busses sind ein örtliche Führer und eine örtliche Führerin. Der Führer zählt in Englisch zusammenhanglose Fakten über Geschichte und Natur El Salvadors auf. Die zweite Führerin tut sich sehr schwer, das von ihrem Kollegen gesagte ins Deutsche zu übersetzen.
Knapp zwei Stunden nach unserem Start am Hafen erreichen wir das Hauptziel, die Kaffeeplantage. So richtig eine Plantage ist es nicht, eher ein etwas größerer Garten mit Kaffeepflanzen neben einer Kaffeerösterei.
Einem kurzen Vortrag im “Garten“ über die Kaffeepflanze folgt ein Besichtigung der Fabrik Kaffeebohnen trocknen in der Sonne und werden dabei ständig von Männern mit einer Art Schneeschieber gewendet. Man zeigt uns, wie mit maschinell betriebenen Rüttelsieben die Bohnen sortiert werden. An einem langen Fließband sitzen etwa 20 Frauen und sortieren per Hand schlechte Bohnen. Wir werden durch das Lager geführt, in dem tausende von prallen Säcken gestapelt sind. Der krönende Abschluss ist trinken wir in einem idyllischen Garten unter schattigen Bäumen einen Becher des hier produzierten Kaffees.
Auf zum nächsten Tagesordnungspunkt, eine Folkloreshow auf der Plaza in einem Städtchen mit ebenfalls unaussprechlichen indianischem Namen. Die Darbietung unterscheidet sich in keinster Weise von dem, was wir am Morgen im Hafen bereits gesehen haben.
Die Zeit drängt und wir fahren zum Schiff zurück. Hatten wir uns bisher in den Ausflugsbussen relativ sicher gefühlt, bekamen wir es jetzt doch mit der Angst zu tun. Dachten wir, dass auf der Hinfahrt der Fahrer schon am Limit gefahren ist, so legte er jetzt noch ein, zwei Schippen drauf und das bei einer Kurvenreiche Strecke bergab. Es ist uns unbegreiflich, warum die Ausflugsbegleiterin von Phoenix nicht eingeschritten ist, aber vielleicht bekommt sie Minuspunkte, je verspäteter der Bus ankommt. Wir sind heilfroh, dass wir heil am Schiff ankommen. Über so viel Verantwortungslosigkeit kann man nur den Kopf schütteln. Wir waren zwar nicht die Einzigen, die sich über die Fahrweise entsetzten, aber eine Frau erklärte fröhlich lachend: „Was denn, der ist doch prima gefahren.“ Dummheit stirbt eben nicht aus. Auch den stellvertretenden Kreuzfahrtdirektor, mit dem wir am Abend ein Gespräch wegen Doris‘ Unfall haben, beeindruckt unsere Schilderung über die Höllenfahrt nicht besonders.
Der heutige Tag verspricht locker abzulaufen. Wir liegen heute Vormittag für einen halben Tag hier an der Pier im Hafen von Corinto, direkt im Stadtzentrum.
Corinto ist anscheinend die Stad des Fahrrads und der Fahrradrikschas. Wir bummeln ein wenig durch die Straßen und beschließen, auch mal mit einer Rikscha zu fahren. Es ist kein Problem, einen Fahrer zu finden. Problematisch ist eher, ihm begreiflich zu machen, was wir wollen. Mit Händen und Füßen und Block und Bleistift formulieren wir unseren Wunsch nach einer halbstündigen Rundfahrt, deren Ende in Hafennähe sein sollte. Den Preis von 5 US-Dollar finden wir in Ordnung. Unser Fahrer radelt uns durch belebte und weniger belebte Straßen und Sträßchen und wir bekommen einen kleinen Eindruck von der Stadt.
Wie besprochen lädt er uns an der Plaza ab, die nur einen Steinwurf von unserem Liegeplatz entfernt ist. Wir besichtigen schnell die Kirche, die sehr schlicht eingerichtet ist und drehten noch eine Runde über die Plaza.
Die Kirche und rechts daneben das Gebäude
des Missionskreis Pater Schendel
Damit sollte die heutige Städtetour eigentlich beendet sein. Auf dem kurzen Weg zum Schiff kommen wir noch mal an der Kirche vorbei. Neben der Kirche befindet sich ein Gebäude und durch ein offenes Fensters kann man in einen Raum sehen, in dem ein kleines Schiffsmodel und Bilder an der Wand zu sehen sind. Ich vermute ein kleines Museum und wir wollen schon weiter, als uns ein Einheimischer in Spanisch anspricht und uns irgendwie begreiflich macht, dass wir da hineingehen sollen bzw. können. Etwas skeptisch folgen wir ihm ins Innere. Die Tür zu dem “Museum“ ist abgeschlossen und er geht wohl jemanden suchen, der aufschließen kann. Er kommt mit einer jungen Frau zurück, die uns in makellosem Deutsch begrüßt. Kein Wunder, sie ist Deutsche und macht hier so etwas, wie ein soziales Jahr. Sie schließt das "Museum" auf, welches sich als ein Büro entpuppt und sie erzählt uns von ihren Aufgaben und Arbeiten hier in Corinto und das so erfrischend, interessant und begeistert, dass wir ihr fasziniert zuhören.
Vor vielen Jahren hatte ein deutscher Pater, sein Name war Schendel, begonnen, hier soziale Projekte zu realisieren. Damit diese Projekte weiterlaufen, gründete sich in Deutschland der Missionskreis Pater Schendel. Dieser Kreis finanziert zum Teil die Arbeiten hier vor Ort. Es gibt zum Beispiel ein Seniorenheim oder Schulbildung für Prostituierte, mit dem Ziel sie aus dem Milieu herauszuholen. Auch Aufklärung und Sensibilisierung für den Umweltschutz ist eine Aufgabe, die sich die Organisation gestellt hat.
Die junge Frau, sie heißt Katrin Lueke, hat mit 17 Jahren ihr Abitur gemacht und wollte nicht den “normalen“ Weg gehen, nämlich ein Studium gleich im Anschluss an das Abi anzufangen und hat sich für die soziale Arbeit hier entschieden. Sie erzählt, dass der Anfang nicht ganz leicht war. Mit drei Jahren Spanischuntricht aus der Schule im Gepäck kam sie hierher und musste sich erst langsam an den doch etwas sehr anderen spanischen Dialekt gewöhnen.
Es ist faszinierend ihren Schilderungen zu zuhören. Die Begeisterung für ihre bestimmt nicht leichte Arbeit hört man immer wieder heraus. Sie bedauert, dass ihre Zeit hier bald vorbei sein wird und sie wieder nach Deutschlang zurückkehrt.
Die Begegnung mit Katrin Lueke ist mit Sicherheit ein “Reiseerlebnis“, dass wir so schnell nicht vergessen werden.
Wir können so viel Engagement und Enthusiasmus nur bewundern und wünschen an dieser Stelle Katrin für ihren weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute.
Unser Schiff wurde mit Marimba-Klängen verabschiedet
Um 13 Uhr legt unser Dampfer ab mit dem Ziel Panama.
In jedem Reiseanschnitts gibt es laut Katalog eine Begrüßungsgala, eine Zwischengala und eine Abschiedsgala, außerdem ein Frühschoppen mit Freibier. Heute ist die Zwischengala dran. Unser Klapptisch wird zum unverzichtbaren Möbelstück.
Interessant ist im Übrigen der folgende Hinweis im Tagesprogramm.
Aus gegebenen Anlass
Aus Rücksichtnahme den mitreisenden Passagieren gegenüber bitten wir Sie,
Es sind nicht wenige, an die dieser Apell gerichtet ist. Es fehlen eigentlich noch die Hinweise
Dieselben Leute, die im feinen Zwirn zum Kapitänsempfang und den Galadinnern schreiten, benehmen sich nicht besser als besoffene Proleten am Ballermann. Schlicht und ergreifend ein asoziales Pack in Nadelstreifen.
So, das musste mal gesagt werden!
Wir liegen auf Reede vor Fort Amador. Fort Amdor ist der Yachthafen von Panama-City und liegt einige Kilometer außerhalb des Zentrums, deren entfernte Skyline wir vom Schiff aus sehen können.
Am Vormittag tendern wir an Land. Außer einem Duty-Free-Shop und einem Restaurant gibt es hier nichts. Nach einer halben Stunde ist unser Landgang bereits wieder zu Ende.
Auffällig sind natürlich die viele Yachten. Es müssen Hunderte sein und alles dicke Brocken, nicht irgendwelche Motorbötchen, die man schon für weniger als eine Million Dollar erwerben kann. Was noch auffällt ist, dass fast alle Boote brach liegen, nirgends sieht man Leute auf den Decks. Das ändert sich auch nicht am Nachmittag und auch am Abend brennt auf keinem der Boote Licht.
Am Nachmittag geht es wieder mal auf einen Ausflug – “Gamboa Regenwald Resort“. Mit dem Bus fahren wir eine gute Stunde und streifen dabei auch Panama-City. Die Gebäude und die Straßen, alles piko bello in Schuss. Schließlich regiert hier das Geld. Sehr viele Schiffe weltweit fahren unter panamaischer Flagge, unter anderem aus steuerlichen Gründen. Außerdem ist Panama grundsätzlich ein Steuerparadies und das zieht natürlich Kapital an.
Das Gamboa Regenwald Resort ist ein Luxushotelanlage mitten im Sobarania-Nationalpark. Hier bekommen wir in der Hotel-Lobby einen Fruchtpunsch serviert und dann geht es gleich per Bus weiter zu der wenige Kilometer entfernten Talstation einer sogenannten Luftseilbahn. Hier steigen jeweils 5 Leute mit einem lokalen Führer bzw. Führerin in eine offene Gondel, die uns über und zwischen den Regenwaldbäumen in einer knapp halbstündigen Fahrt zur Bergstation bringt. Auf der Fahrt erfahren wir allerhand über Flora und Fauna des Regenwalds. Mit der Fauna, also der Tierwelt, war es in Sachen Beobachtung nicht allzu doll. Ein Faultier weit entfernt an einem Ast hängend konnte man leicht mit einer Kokosnuss verwechseln. Den bunten auffälligen Tukan haben wir zumindest gehört und angeblich war in einem Tümpel von hier oben aus der Gondel ein Krokodil zu sehen. Doris und ich sehen nix.
Ameisen und Termiten bauen ihre Nester hoch in den Bäumen und zumindest die Ameisen konnten wir die Baumstämme hoch und runter marschieren sehen.
Obwohl es also mit der Fauna etwas hapert, in Sachen Flora werden wir mehr als entschädigt. Ich denke die Bilder sprechen ein wenig für sich und ich kann mit die schriftliche Schwärmerei sparen.
Von der Bergstation laufen wir die wenigen Meter zu einem circa 30 Meter hohen Aussichtsturm, den wir besteigen. Das besondere an den Turm ist, dass er keine Treppen hat, sondern man schraubt sich zu Fuß auf einer Rampe Plattform und Plattform nach oben. Wir stellen erstaunt fest, dass das ist weniger anstrengend ist, als wenn man über Treppenstufen hinauf gemusst hätte . Auf halber Strecke bricht übrigens die Ausflugsbegleitung von Phoenix die Turmbesteigung wegen Höhenangst ab, während Doris trotz ähnlicher Empfindungen tapfer die Turmspitze erklimmt.
Oben hat man einen tollen Blick auf den Panamakanal und Rio Chagres Fluss. Der Rio Charges ist für den Panamakanal von großer Bedeutung.
Zum Bau des Panamakanals wurde der Unterlauf in den Jahren 1907 bis 1913 durch den Gatún-Damm zu dem 26 m über dem Meeresspiegel liegenden Gatúnsee (span. Lago Gatún) aufgestaut. Dieser stellt den zentralen Teil des Panamakanals dar. Gleichzeitig liefert der Río Chagres das für den Betrieb der Kanalschleusen benötigte Wasser. Um Störungen des zunehmenden Schiffsverkehrs durch den ungezähmten Fluss zu vermeiden und auch in trockenen Perioden ausreichend Wasser für den Schleusenbetrieb zu haben, wurde der Río Chagres 1935 im Oberlauf zusätzlich durch den Madden-Damm zum Alajuelasee aufgestaut. (Quelle Wikipedia)
Mit der Seilbahn fahren wir wieder zurück zur Talstation um das nächste Ziel des Ausflugs, die Ausstellungen des Smithsonian-Instituts in Angriff zu nehmen. Dort sind drei Besichtigungen zu absolvieren, nämlich Frösche in einem Freiluftterrarium, Schmetterlinge in einer Voliere und eine Orchideenschau in einem Mustergarten.
Die Frösche, ich weiß nicht mehr, wie sie heißen, sind daumennagelgroß und giftig. Die Schmetterlinge haben auffällige, blaue Flügel, aber es gelingt nicht, sie im Flug zu fotografieren, sie sind zu flatterhaft. Wenn Sie still irgendwo mit zusammengeklappten Flügeln sitzen, kann man nur die Unterseite der “Tragflächen“ sehen.
Die Unterseiten der Flügel sind zwar sehr schön gemustert, allerdings nur in einer unscheinbaren braunen Farbe.
Bei den Orchideen stellt sich bei uns eine touristische Übersättigung in Sachen Natur ein, sodass wir nicht, wie andere Hobbyfotografen jede Art und Unterart ablichten, sondern es mit einer einzigen Aufnahme mit der Gesamtansicht des Gartens belassen.
Um halb lichten wir den Anker und es geht gleich unter der Puente de las Américas hindurch, eine große Brücke, die den Panama-Kanal, der hier anfängt, überspannt.
Der Panama-Kanal wurde 1914 eröffnet und verbindet den Pazifik mit dem Atlantik und erspart den Schiffen die von einem Ozean im den anderen fahren müssen, die Umrundung von Kap Hoorn oder die Fahrt durch die Magellanstraße ganz unten an der Spitze von Südamerika. Das bedeutet eine Ersparnis von 8.100 Seemeilen (15.000 Kilometer). Wenn man eine Geschwindigkeit eines Frachters mit 15 Knoten annimmt (knapp 30 Km/h) so verkürzt sich die Reisezeit damit um circa drei Wochen. Der Kanal selbst ist 82 Kilometer lang und beginnt auf der pazifischen Seite in Panama-City und endet auf der atlantischen Seite in Colón.
Der Kanal wurde von den Amerikanern gebaut und bis 1999 auch von Ihnen betrieben. Sie hatten die Kanalhoheit. 2000 wurde die Kanalhoheit an Panama übergeben und wird seitdem von der panamaischen Kanalbehörde Panama Canal Authority (span. Autoridad del Canal de Panamá – ACP) wahrgenommen. Die Kanalbehörde beschäftigt etwa 9000 Mitarbeiter.
Pro Jahr passieren 14.000 Schiffe den Kanal und spülen über die Kanalgebühren gut 1 Milliarde Dollar in die Staatskasse von Panama.
Bei der Durchfahrt passiert man 3 Schleusenanlagen, die im Gegensatz zum Suezkanal jeweils paarweise angelegt sind. Dadurch können Schiffe die den Kanal in Richtung Atlantik-Pazifik befahren und Schiffe, die den Kanal in Richtung Pazifik-Atlantik befahren gleichzeitig geschleust werden bzw. zwei große Schiffe, die den Kanal in gleicher Richtung befahren parallel abgefertigt werden. Auch ist der gesamte Kanal breit genug, dass sich Schiffe außerhalb der Schleusen begegnen können.
Durch die Breite der Schleusenbecken von 33,53 Meter (110 Fuß) und die Länge des kürzesten Beckens von 304 Metern (1000 Fuß), dem maximalen Tiefgang von 12 Metern und der Höhe von knapp 58 Metern (190 Fuß) der Brücke Puente de las Américas über der Wasserlinie ist die Größe eines Schiffs, dass den Kanal passieren kann, begrenzt. Ein Schiff gehört der sogenannten Panamax-Klasse an, wenn es gerade noch durch die Schleusen des Kanals passt und unter der Puente de las Américas durchfahren kann.
Die Schiffsdaten der Artania sind:
(in Klammern die Abmessungen der Schleusen)
Länge: 213 m (304 m)
Breite 29 m (33,5 Meter)
Tiefgang: 7,80 m (12 m)
Man sieht, wir können den Kanal problemlos passieren.
Schon kurz nachdem wir die Puente de las Américas hinter und gelassen haben, erreichen wir das erste Schleusensystem, die Miraflores-Schleusen, die mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Schleusenkammern unser Schiff auf eine Höhe von 16,5 Metern anheben soll.
Seit Beginn der Kanalfahrt haben wir einen Lotsen an Bord. Jetzt kurz vor der Einfahrt in die erste Schleuse kommen noch mehr Mitarbeiter der Kanalbetreibergesellschaft an Bord. 19 sogenannte Muring-Männer steigen von einem kleinen Boot über auf die Artania. Diese Männer haben die Aufgabe, in der Schleuse die Stahlseile der Treidelloks an der Artania fest zu machen.
Die Treidelloks sind kleine Zahnrad-Diesellokomotiven, die die Aufgabe habe, die Schiffe durch die Schleuse zu ziehen und insbesondere sie in der “Spur“ zu halten, damit es in den Schleusenkammern nicht zu einer Havarie kommt, indem das Schiff eine Schleusenwand rammt, auf Grund läuft und dadurch eine Schleuse komplett blockieren würde, der GAU für den Kanal.
Für die Artania werden 8 dieser Loks benötigt. Zwei vorne steuerbord, zwei vorne Backbord, zwei hinten steuerbord und noch mal zwei hinten backbord. Die Loks werden die Artania allerdings nicht ziehen, sondern lediglich in den Schleusenkammern in der Spur halten. Die Artania selbst bewegt sich mit eigenem Antrieb.
Kurz vor der Einfahrt in die erste Schleusenkammer werden die Stahlseile mit denen die Treidelloks unser Schiff in der Spur halten nach und nach mit Hilfe von Seilen auf unser Schiff gezogen und von den Muring-Männern fachgerecht vertäut. Jede Lok ist mit zwei Seilen ausgestattet.
Die Tore der Kammern sind doppelt vorhanden. Falls ein Schiff ein Tor beschädigen würde, könnte das Zweite immer noch das Öffnen und Schließen der Schleuse alleine übernehmen.
Da im Moment kein Gegenverkehr herrscht, wird parallel zu uns ein weiteres Kreuzfahrtschiff, die Island Princess, die ebenfalls in Richtung Atlantik unterwegs ist, geschleust.
Das ist insofern prima, da wir zusätzlich zum eigenen auch den Schleusungsprozess der Island Princess beobachten können. Die Island Princess ist mit knapp 300 Metern Länge erheblich größer als unser Schiff und passt gerade so in die Schleusenkammern.
Auf der Island Princess muss gestern eine Bastelstunde stattgefunden haben. Etliche Passagiere halten große selbstbeschriebene Pappschilder vor sich, auf denen sie ihrer Freude über die Kanaldurchfahrt Ausdruck verleihen.
Die Einfahrt in die Schleusenkammer dauert recht lange, so etwa eine halbe Stunde, weil wir uns nur im Schneckentempo bewegen. Nachdem sich das Schleusentor hinter uns wieder schließt, wird die Kammer geflutet. Das geht recht schnell. Innerhalb von 8 Minuten werden wir um 8 Meter angehoben.
Die zweite Kammer schließt sich unmittelbar an die erste Schleusenkammer an, das heißt das Ausfahrtstor der ersten Schleusenkammer ist das Einfahrtstor der Zweiten. Auch hier werden wir wieder um etwa 8 Meter angehoben.
Bis zur nächsten Schleuse, der Pedro-Miguel-Schleuse werden wir von einem Schlepper begleitet, der im Falle eines Maschinenschadens der Artania verhindern würde, dass unser Schiff unkontrolliert im Kanal dümpelt.
Die Pedro-Miguel-Schleuse besteht nur aus einer Kammer und bringt uns um weitere 10 Meter nach oben, sodass wir den Scheitelpunkt der Kanaldurchfahrt erreichen. Der Schleusungsvorgang ist identisch wie der an der Mira-Flores-Schleuse, mit Treidelloks, Island Princess etc. Wir erreichen den Gatunsee, der für die Wasserversorgung der Schleusensysteme genutzt wird.
Während der ganzen Zeit stehen wir auf den Außendecks, mal vorn, mal hinten, mal Backbord, mal steuerbord. Immer gibt es etwas Interessantes zu sehen und zu fotografieren. Die 1200 Passagiere der Artania verteilen sich so auf dem gesamten Schiff, dass es nirgends zu Problemen derart kommt, dass man in der zweiten oder gar dritten Reihe steht und nichts sieht.
Um 13 Uhr wird schnell Mittag gegessen und gleich danach geht es wieder nach draußen. Jetzt ist viel Natur zu beobachten.
Auf der Berspitze sieht man knapp über den Bäumen
das Dach des gestern von uns besuchten Aussichtsturms
Steuerbord auf einem Berg erkennen wir den Aussichtsturm, von dem wir gestern beim Ausflug einen ersten Blick auf den Kanal werfen konnten.
Am späten Nachmittag erreichen wir die dritte und letzte Schleuse, die Gatun-Schleuse. Sie besteht aus drei Kammern, die uns um 26 Meter nach unten auf Atlantikniveau schleusen sollen.
Nachdem wir die dritte Kammer verlassen haben befinden wir uns im Atlantik auf Höhe der Hafenstadt Colón.
Über die Bordlautsprecher wurde uns schon während der gesamten Durchfahrt Wissenswertes über den Panamakanal vermittelt. So erfahren wir jetzt, dass in Colón 40% der Bevölkerung arbeitslos ist und Touristen wegen der hohen Kriminalität dringend abgeraten wird, die Stadt zu besuchen. Panama-City blüht, wächst und gedeiht und hier, nur 80 Kilometer weiter liegt wohl einiges im Argen.
Unsere Kanaldurchfahrt hat knapp zehn Stunden gedauert. Wir standen die meiste Zeit davon irgendwo an der Reling und es war uns nie langweilig. Die bereits vor hundert Jahren beim Bau erbrachten Ingenieurleistungen, die technische Faszination der Schleusen und die Natur an den Kanalufern haben uns all die Stunden in ihren Bann gezogen.
Das Ergebnis unserer Faszination sind bei Doris etwa 130 und bei mir mehr als 340 Fotos. Diese Anzahl muss heute Abend noch auf ein verträgliches und überschaubares Maß eingedampft werden. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, denn es tut einem immer wieder in der Seele weh, ein Foto zu löschen.
Das Schiff musste übrigens für Kanalgebühren, Kosten für Lotsen, Schlepper und Muring-Männer 206.150 US-Dollar hinblättern. Dieser Betrag musste spätestens 48 Stunden vor der Durchfahrt bei der Kanalgesellschafft eingegangen sein, sonst hätten wir den Kanal nicht passieren dürfen.
Da wir durchfahren durften, muss das Geld wohl rechtzeitig bei der Autoridad del Canal de Panamá angekommen sein.
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Bocas sel Toro (zu Deutsch: Münder des Stieres) ist ein kleiner Ort mit 3600 Bewohnern auf der panamaischen Insel Isla Colón.
Wir liegen auf Reede und tendern am Vormittag an Land. Die Anlegestelle der Tenderboote liegt direkt im Zentrum des Örtchens. Es ist ein reiner Urlaubsort und bietet außer karibischen Flair keinerlei touristische Attraktionen. In einem kleinen Restaurant trinken wir einen Maracujasaft, eher deswegen, weil es hier WiFi gibt, als dass uns der große Durst dazu genötigt hätte.
Eine Fahrt zu einem der in der näheren Umgebung befindlichen Strände würde wenig Sinn machen, weil es sich mit Gipsarm nicht besonders gut schwimmen lässt. Deshalb kehren wir nach unserem Stadtbummel zurück aufs Schiff und machen einen auf faul.
Heute sind wir wieder mal touristisch sehr gefordert. Um zehn Uhr startet unser Ausflug „Bootsfahrt auf den Tortuguero-Kanälen“. Tortuguero bedeutet “Platz, an den die Schildkröten kommen“. Um es gleich vorweg zu nehmen, Schildkröten haben wir keine gesehen. Das ist auch erklärbar, denn die Meeresschildkröten kommen einmal im Jahr an einen bestimmten Strand, legen dort ihre Eier ab und vergraben sie. Später schlüpfen die kleinen Schildkröten und versuchen das Meer zu erreichen, bevor sie von Vögeln gefressen werden.
Aber man hat uns interessante Tiere und Pflanzen versprochen, schließlich werden die Kanäle auch als Costa Ricas Amazonas bezeichnet. Der Ausdruck ist durchaus passend, auch wenn er vermutlich einer reinen PR-Idee entsprungen ist, braunes Wasser und an den Ufern dichtes Grün.
Als wir mit dem Ausflugsboot starten, sinken allerdings meine Hoffnungen, irgendwelche Tiere zu sehen, höchstes ein paar hörgeschädigte Exemplare oder fußlahme Kreaturen, denn die beiden Außenbordmotoren machten einen Riesenspektakel. Aber ein wenig Getier bekommen wir dann tatsächlich doch zu Gesicht und wenn wir uns einem Tier näherten, wurden die Motoren abgestellt.
So bekamen wir diverse Vögel, einige Krokodile und Alligatoren, Leguane und Echsen und hoch in den Bäumen schwer zu erkennende Faultiere geboten. Auch über die Bananenpflanzen am Ufer wusste der Guide etwas zu erzählen und hatte an Bord eine Blüte einer Staude dabei, an der er uns das Entstehen der Bananenfrucht erläutert. Jetzt wissen wir, woher die kleinen Bananen kommen.
Aber das schönste an der Fahrt ist einfach der Regenwald, der sich bis an die Ufern drängt.
Am späten Nachmittag statten wir dem Ort noch auf eigene Faust einen Besuch ab. Dabei kommen wir an einen kleinen Park, wo uns ein cleverer Einheimischer in Erwartung eines Trinkgelds auf Faultiere in den Bäumen aufmerksam macht. Diesmal sind die Tiere, wenn man sie erst einmal gesichtet hat, auch wirklich gut zu erkennen, weil sie nicht allzu hoch in den Ästen faulenzen. Und wenn eines sich tatsächlich einmal bequement nach einem Blatt zu greifen, um es zu verzehren, geschieht dass im Superzeitlupentempo.
Natürlich hat unser “Faultierflüsterer“ sein Trinkgeld bekommen.
“Rumba en chiva“, übersetzt “Party im Bus“, so lautet der Name des Ausflugs, den wir gebucht haben und der am späten Vormittag starten soll. Auf dem Weg auf der Außenpromenade der Artania zum Frühstück sehen wir, dass der Partybus auch für einen früheren Ausflug zum Einsatz kommt. Allerdings ist das Besteigen desselben abenteuerlich. Mit einer viel zu kleinen Trittleiter müssen die Leute den Bus besteigen. Da die Leiter oben einen Bügel hat, treten viele auf denselben, um noch ein Stück höher zu kommen und die Leiter kippelt und es kommt zu Beinahestürzen. Die dabeistehenden Phoenixleute interessiert das aber alles nicht. Wenn man sich mit den Händen an den beiden seitlichen Haltegriffen am Einstieg gut festhält, kann man sich irgendwie in den Bus hieven.
Zu Recht hat Doris allergrößte Bedenken, dass sie mit nur einem einsatzfähigen Arm, das nicht bewerkstelligen können wird. Beim Frühstück, treffen wir den stellvertretenden Kreuzfahrtdirektor, erklären die Situation und schlagen als Lösung vor, aus dem Fitness-Center zwei Stepbretter zu nehmen und die unter das Trittleiterchen zu stellen. Per Walkie Talkie veranlasst er das auch, obwohl der Phoenix-Mann am Bus das für absolut überflüssig hält. Herr Hofer, so heißt der stellvertretenden Kreuzfahrtdirektor, besteht aber darauf und erklärt, da gerade beim Wiederaussteigen die Sache brenzlig werden könne.
Als wir später dann unseren Ausflug antreten, stehen vor dem Bus nicht die Stepbretter bereit, sondern, was viel besser ist, ein hohes hölzerneres Stufengestell, das manchmal beim Einstieg in die Tenderboote zum Einsatz kommt.
Als Sahnehäubchen dürfen wir in die erste Reihe einsteigen, nachdem sich ein Phoenix-Mann vergewissert hat, dass wir die Hölzers sind Die erste Reihe wird manchmal die für besondere Zwecke freigehalten (gehbehinderte Gäste oder ähnl.). Der Einstieg ist problemlos. Wir sind begeistert, werden wir doch wie die sogenannten Goldgäste aus den teuren Kabinen behandelt. Aber die Freude ist nur kurz, denn jetzt führen die Leute vom Filmteam “Verrückt nach Meer“ Regie. In unsere Reihe müssen noch der Tontechniker und das Protagonisten-Pärchen (das sind die Hauptdarsteller, gecastete junge Leute, die als Amateurschauspieler Kreuzfahrtpassagiere mimen).
Der Tontechniker mit seinem großen Mikrofon, das an einer Stange genau in Augenhöhe hängt, nimmt uns die Sicht. Aber damit nicht genug, ein Phoenix-Mann zwängt sich noch zwischen Tontechniker und Pärchen, weil die Regisseurin es so will: „Der Phoenix-Ausflugsbegleiter muss unbedingt mit aufs Bild!“
Das am Anfang der Reise abgegebene Versprechen von Phoenix, dass die Filmleute niemanden stören werden, ist hier und jetzt nur noch Makulatur.
Wir beneiden die Leute in den Sitzreihen hinter uns, die in der Regel zu viert oder zu fünft in einer Reihe sitzen.
Dann geht die Fahrt los. Neben dem Busfahrer kniet der Kameramann und daneben steht ein Stimmungseinpeitscher. Im mittleren Teil des Busses spielt eine kleine Kapelle (ein Akkordeonspieler und zwei Percussion-Männer). Es gibt weißen Rum und Limonade zum Verdünnen und die Stimmung steigt im Bus. Bei Doris und mir ist sie etwas getrübt, auch wenn man uns erklären will, dass etwas Tuchfühlung ganz toll sei.
Ein ganz langes Gesicht bei Doris gibt es, als der Stimmungsmann erklärt, dass wir einen Fotostopp an einem Denkmal machen, die Fahrt fortsetzten werden und dann eine gute Stunde Pause machen, um etwas zu shoppen und dann noch am Bus einen kleinen Imbiss einzunehmen. Das lange Gesicht deswegen, weil die schöne hölzerne Ein- und Ausstiegshilfe an der Pier zurückgeblieben ist.
Nach dem Fotostopp (Doris ist natürlich im Bus geblieben) bieten mir die Leute in der Reihe hinter uns an, dass ich mich zu Ihnen setzen kann. Ich nehme das Angebot gerne und dankend an. Jetzt sitzen in der ersten und zweiten Reihe jeweils 5 Leute. Das ist jetzt in Ordnung, vom Mikrofon, was immer noch im Weg ist, einmal abgesehen.
Als der nächste Stopp kommt, überzeugt bzw. überredet Michael D. (das ist der Blog-Leser aus Norddeutschland) Doris, dass sie aussteigen soll. Michael ist groß und kräftig und zu dritt (irgendjemand packt neben mir und Michael auch noch mit an) gelang es uns, Doris halbwegs sicher aus dem Bus zu holen. Doris fühlt sich allerdings unwohl dabei, sie kommt sich vor wie ein Kartoffelsack.
Das Shoppen findet in einer Ladenstraße mit vielen Souvenirgeschäften. Wir kaufen allerdings nichts, wir haben diesbezüglich schon so ziemlich alles. Nach dem Imbiss, es gab gefüllte Teigtaschen, hieven wir Doris wieder in den Bus, jetzt in die zweite Reihe, denn da ist der Einstieg ein klein wenig einfacher. Jede Reihe hat nämlich ihren eigenen Einstieg, denn der Bus hat keinen Mittelgang.
Ich sitze jetzt wieder in der ersten Reihe und Halleluja, die Filmleute nebst Protogonisten bleiben in der Stadt und die Rückfahrt zum Schiff wird endlich gut. Der Rum ist als Mixgetränk halbwegs genießbar, die Band spielt karibische Stimmungsmusik, Humbat-Täterä und Rucki-Zucki nicht unähnlich und wir erreichen frohgelaunt das Schiff. Allerdings ist weit und breit von dem schönen Holztritt nichts zu sehen und so steigt Doris wieder nach kartoffelsackmanier aus.
Erst jetzt sehen wir, dass der Holztritt in einer Ecke dümpelt.
Liebe Phoenix-Leute, das war ein verdammt schlechter Job, den ihr da gemacht habt. Einen Gedanken mal zu Ende denken übersteigt anscheinend eure mentalen Fähigkeiten.
Am späten Nachmittag bin ich noch mal zum Hafenausgang gedackelt. Dort habe ich mir die kleine hübsche Anlage mit Flamingos, Pfauen, Papageien und weiteres kleines Getier angesehen.
Heute ist Abschiedsgala wegen der Gäste, die in drei Tagen abreisen. Ich probiere ein neues Galaessen aus, das Artania-Sandwich. Doris bleibt dem Schnitzel treu. Es lebe unser Tischlein-Deck-Dich!
Oranjestad ist unser erster Hafen der ABC-Inseln. Die ABC-Inseln sind drei verschiedene Inseln, nämlich
- Aruba
- Bonaire
- Curaçao.
Aruba und Curaçao sind autonome Staaten innerhalb des Königreichs der Niederlande, Bonaire gehört dagegen als Besondere Gemeinde direkt zu den Niederlanden.
So steht es zumindest in Wikipedia und in den Reiseführern. Was die Holländer genau hier noch zu sagen haben, erschließt sich mir nicht. Holländische Gesetzte gelten hier zumindest nicht automatisch. Auf allen drei Inseln gibt es verschiedene Währungen. Das alles ist irgendwie konfus. Vielleicht hätte ich doch einmal zu einem Vortrag von unserem Schiffslektor gehen sollen.
Gleich am Morgen machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Die Geschäfte in der Hafengegend sind geöffnet. Insbesondere Schmuck und Uhren sind hier wohl die Verkaufsschlager. Die Hauptkundschaft sind Amerikaner, die mit riesigen Kreuzfahrtschiffen hier anlegen. Die rosa Gebäude an der Mainstreet erinnern stark an Disneyland, sind aber das Wahrzeichen von Oranjestad.
In der Stadt selbst ist nichts los. Es gibt keine Cafés oder Bars, also auch kein Wifi. Selbst die neue Solarbetriebene Straßenbahn fährt nicht, weil es irgendwelche Baumaßnahmen in den Straßen gibt. Auf nach einer knappen Stunde ist unserer Expedition wieder zu Ende. In Hafennähe entdecken wir dann doch noch ein Internetcafé und so kann der 10. Blogeintrag online gehen.
Am Nachmittag gehen wir noch mal los. Wir wollen rund ums Hafenbecken zum Yachthafen, um ein wenig maritime Luft zu schnuppern. Hinter dem Yachthafen befindet sich ein Spielcasino. Das ist natürlich interessant und wir gehen rein. Gleich am Eingang stehen einige Automaten und ein weißes Auto, dass man an selbigen gewinnen kann. Ich spiele nicht, denn wie soll ich das Auto aufs Schiff bringen?
Der Spielsaal selbst ist riesig. Ich zähle mal grob die Reihen der Spielautomaten und die Anzahl der Automaten in einer Reihe und schätze so, dass hier knapp 1000 bunt-blinkende Automaten rumstehen. Die meisten Spieler an diesen Automaten sind weiblich. Es gibt auch Roulette-, Poker und Black-Jack-Tische. Hier sind die Geschlechter der Spieler etwa gleichverteilt.
Ein Geldautomat zum Abheben der Dollars darf natürlich auch nicht fehlen.
Als ich anfange zu fotografieren, werde ich sehr schnell höflich, aber bestimmt aufgefordert, das zu unterlassen.
In einer Nische hängen zehn große Bildschirme an der Wand, auf denen Sportübertragungen laufen (Basketball, Pferderennen, etc.). Davor stehen Tische mit einem kastenartigen Aufbauten, die als Sichtschutz dienen. An jedem Tisch sitzt nämlich ein Zocker, hier alles Männer, die per Smartphones Wetten platzieren.
Als wir wieder draußen auf der Straße sind mache ich noch schnell ein Foto durch die große offene Eingangstür. Ich habe gerade den Auslöser betätigt, da bauen sich in der Nähe der Tür zwei grimmig blickende, stabil gebaute Security-Herren auf. Ich entferne mich mit großen raschen Schritte vom Casino.
Wir gehen weiter auf Entdeckungstour und kommen zu einer schönen Hotelanlage mit einem naturbelassenen Seewasserpool mit kleinen Strand. Es gibt Liegen. Palmen spenden Schatten. Hier hätten wir unbesorgt schwimmen gehen können, wenn wir denn Badesachen dabei gehabt hätten. Beim nächsten Mal wissen wir es besser.
Ein paar Schritte weiter ist das Meer mit seinem Felsigen Ufer. Hier wimmelt es vor Krabben und im Wasser tummeln sich bunte Fische. Eine Frau lockt sie mit Keksen an und jetzt brodelt das Wasser, weil sich jede Menge Fische um die Leckerbissen streiten.
Wir erreichen einen schmalen langen Strand. Hier verbringen die einheimischen ihren Sonntag. Familien mit Kindern, Brüdern, Onkeln und Tanten sitzen unter schattigen Bäumen. Es wird viel gegrillt. Wir marschieren weiter, bis der Strand fast zu Ende ist. Ganz In der Nähe befindet sich der International Airport von Oranjestad und die Landeanflüge der Flieger, die teilweise im 5 bis 10 Minutentakt ankommen, lassen sich hautnah beobachten.
Auf dem Rückweg treffen wir noch auf einen Leguan und einem Pelikan auf der Jagd. Pelikane gehören mittlerweile zu den ausgesprochenen Freunden von Doris.
Hat der Tag recht langweilig angefangen wurde er ja dann doch noch schön.
Wir erreichen die B-Insel der ABC-Gruppe, nämlich Bonaire morgens um sieben. Im Hafenstädtchen Kralendijk machen wir an der Pier fest.
Nach dem Frühstück marschieren wir an der Uferpromenade entlang. Es gibt einige Vögel zu beobachten, man sieht im glasklaren Wasser bunte Fische ohne zu schnorcheln und wir kommen an etlichen Tauchschulen vorbei, Kralendijk ist nämlich eine Tauch-Hochburg. An einer der Tauchschule sehen wir, wie ein rüstiges Rentnerehepaar im Neoprenanzug von einem Lehrer seine erste Lektion mit Flasche, Taucherbrille und Bleigürtel erhält. Es ist zu bewundern, was die älteren Herrschaften sich trauen. Aber besonders bewundern wir die Ausstattung der Tauchschule. Der Neoprenanzug des Herrn hat die Größe XL und die der Dame XXXL. Woher wir das wissen? Die Konfektionsgröße prangt in großen Buchstaben am Oberarm der Anzüge.
Zum Mittagessen sind wir wieder an Bord.
Von unserer Kabinenstewardess (so nennt man an Bord die Zimmermädchen) erfahren wir, dass wir morgen in eine andere Kabine ein Deck höher umziehen werden. Das war so aber zu keiner Zeit geplant. Das Zimmermädchen beruhigt uns, es könne sein, dass sie sich irrt und das in ihrem Plan falsch gelesen hätte. Wir eilen trotzdem gleich zur Rezeption und fragen nach. Ja, der Computer sagt eindeutig, dass wir morgen umziehen werden. Auf unsere Frage, wieso das Ganze, erhalten wir als Antwort: „Da fragen Sie am besten Max.“ Gegenfrage: „Wer ist Max?“. Max ist der Verwalter des sogenannten Bettenbuchs, er managt die Kabinenbelegung. Der junge Mann an der Rezeption bequemt sich, nachdem wir ihn doch ein wenig böse angeschaut haben, Max per Walkie-Talkie zu kontaktieren. Der geplante Umzug rührt daher, dass man uns eine Freude machen will und in eine Balkonkabine upgraden möchte. Wir würden dazu heute Abend auch noch einen Brief auf die Kabine bekommen. Unser Hinweis, dass so ein Umzug eine Sache ist, die zwei bis drei Stunden in Anspruch nimmt und doch vielleicht auch etwas Vorbereitung brauche, stößt auf völliges Unverständnis.
Da wir aber mit unserer Kabine zufrieden sind, lehnen wir das kostenlose Angebot, in eine höherwertige Kabine umzuziehen ab. Unsere Kabine ist optimal. Wir wohnen auf dem Promenadendeck, das heißt wir stehen nach wenigen Schritten an der Reling. Bei allen anderen Decks muss man entweder durchs Schiffsinnere ganz nach vorn oder ganz nach hinten, um nach draußen zu kommen, aber nirgends sonst gibt es eine Promenade wie bei uns. Unsere Kabine ist absolut ruhig gelegen, die Klimaanlage und die Toilettenspülung arbeitet problem- und fehlerlos, was auf Schiffen nicht selbstverständlich ist. Wir haben uns in unserer Kabine auch gut organisiert, was die Nutzung der knappen Abstellflächen und Stauräume betrifft. Das alles macht ein zusätzlicher Außenbalkon nicht wett. Der geldwerte Vorteil dieses Upgrades hätte übrigens 800 Euro pro Person für die letzten drei Wochen unserer Reise betragen.
Der Nachmittag wird noch für einen Bummel durch die Buden und Geschäfte genutzt.
Am Abend gegen 22 Uhr finden wir auf der Kabine den angekündigten Brief. Darin steht auch, dass man an der Rezeption das Angebot ablehnen kann (ähnlich wie beim Kapteins Dinner). Zur Sicherheit haben wir bei der Rezeption noch mal telefonisch abgesagt.
Heute erreichen wir die dritte der ABC-Inseln, nämlich Curaçao. Sie heißt nicht nur so wie der blaue Likör, er wird hier auch hergestellt. Wir liegen in Willemstadt an der Pier, nahe am Zentrum.
Heute geht wieder ein Reiseabschnitt zu Ende und sehr viele Gäste verlassen das Schiff und nicht mehr ganz so viele werden heute ankommen, sodass wir heute Abend nur mit halber Auslastung, so circa mit 650 Passagieren Willemstad verlassen werden. Die nur 50-Prozentige Auslastung ist sicherlich auch der Grund, warum einige Gäste ein kostenloses Upgrade-Angebot erhalten haben. Aber wie bereits bekannt, haben wir dieses ja in zweifacher Ausfertigung abgelehnt.
Wie immer wollen wir nach dem Frühstück losziehen, als es an unserer Kabine klopft. Draußen steht ein Rollkommando in Form der Hausdame und einer ihrer Hilfskräfte und fragt an. ob wir denn jetzt endlich umziehen möchten, die Hilfskraft würde uns tatkräftig unterstützen. Wir können uns gerade noch beherrschen nicht laut zu werden und erklären, dass es keinen Umzug gibt. Wir gehen also wieder zur Rezeption, sagen zum dritten Mal den Umzug ab und schärfen dem jungen Mann nochmals ein, dass niemand wagen sollte, während unserer Abwesenheit unsere Sachen anzurühren und als “Special Service“ einen Umzug ohne uns durchzuführen. Er versichert uns, dass jetzt endgültig sämtliche internen Informationsdefizite ausgeräumt wären und wir nichts mehr zu befürchten hätten. Sein Wort im Gottes Ohr.
Unser Sightseeing beginnt am nahegelegen Fort Amsterdam, das heute Hotels und Geschäfte beherbergt. Eine Attraktion wäre die über hundert Jahre alte hölzerne Schwenkbrücke (Koningin Emmabrug) gewesen. Leider wird sie zurzeit gewartet und durch Fähren ersetzt. So liegt sie unspektakulär nur einfach am Ufer des Kanals (Sint Annabaa) eingeklappt. Also fahren wir mit der Fähre die geschätzten 300 Meter ans andere Ufer des Kanals, bummeln dort zum schwimmenden Markt, wo direkt von den Schiffen fangfrischer Fisch verkauft wird. In der Markthalle gibt es touristischen Krimskrams und Stände mit Waren wie Kleidung, Lebensmittel für die heimische Bevölkerung. Die Architektur der Innenstadt weißt eindeutig niederländische Merkmale auf und wurde zum Unesco Weltkulturerbe erklärt. Mehr gibt es über das Städtchen nicht zu berichten.
Am Nachmittag sind wir wieder auf dem Schiff. Doris bestellt sich einen Kaffee. Zur Bezahlung gibt man einfach seine Kabinennummer an und der Kellner bongt die Zeche auf das entsprechende Bordkonto. Heute funktioniert das nicht, auf das Bordkonto 4243 (das ist unsere Kabine) kann nicht gebucht werden. Über unseren Namen bekommt sie heraus, dass unser Bordkonto die Fünftausend-und-Irgendwas sei. Buchhalterisch sind wir also doch umgezogen. Wir stellen die Bezahlung erst mal zurück, der Kellner räumt uns bereitwillig den Kredit ein, schließlich kennt er uns und unser Bordkonto 4243 schon länger.
Als wir also in Sachen Umzug erneut an der Rezeption vorstellig werden, erklärt man uns, wir sollen den Kaffee doch bar bezahlen, das ist an Abreisetagen immer so, auch für sogenannte Transfergäste wie wir. (Transfergäste sind Passagiere, die mehrere Reiseabschnitte hintereinander an Bord bleiben). Statt einen Sachverhalt zu klären wird wieder mal die typische Abwimmelstrategie angewendet, das tut man hier gerne und oft. Was uns die Dame an der Rezeption, Mona ist ihr Name, hier erzählt, ist totaler Blödsinn und absolut falsch oder vielleicht auch schlicht gelogen. Doris wird böse. Innerhalb von einer Minute kann plötzlich wieder auf das Bordkonto 4243 gebucht werden.
Ich enthalte mich jetzt jeden Kommentars, aber die Gedanken sind frei!
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