Im letzten Blog (Nr. 11) fehlt der 73. Reisetag (Donnerstag 19.3.2015), ein Seetag. Touristisch war der Tag absolut bedeutungslos, für Doris erst einmal Highlight, der Gips wurde nämlich abgenommen. Allerdings bekam sie die untere Hälfte der Gipsschale mit. Diese soll sie sie sich anlegen und mit einer Mullbinde befestigen, wenn es an Land geht oder das Schiff schaukelt. Der Knochen ist zwar schon zusammengeheilt, aber ein Sturz auf den Arm wäre fatal, denn der verheilte Bruch stellt noch eine Sollbruchstelle dar.
Außerdem tut der Arm bei bestimmten Bewegungen immer noch weh und das Handgelenk und die Finger sind noch sehr unbeweglich. Der Arzt sagt, dass es noch viele Woche dauert bis die Hämatome abgeklungen sind, das Arm und Handgelenk wieder (fast) vollständig intakt und Schmerz- und Beschwerdefrei sind.
79. Reisetag – Mittwoch, 25.3.2015 Seetag
Heute ist Seetag und damit normaler Schiffsalltag. Das es sonst nichts zu berichten gibt, kann ich mal meinem Unmut Luft verschaffen, wie Phoenix mit Doris‘ Unfall bisher umgegangen ist, nämlich relativ schäbig und erbärmlich.
Der Kreuzfahrtdirektor Thomas Gleis, übt neben vielen wichtigen Aufgaben auch die Funktion des “Grüß-August“ aus. So steht er manchmal an der Gangway und begrüßt die zum Schiff zurückkehrenden Gäste mit den Worten: „Willkommen zu Hause“. Es kann aber auch schon mal passieren, dass er mitten in der Stadt, einem statt „Guten Tag“ ein „Willkommen zu Hause“ entgegenschmettert. Besagter Grüß-August, die höchste Instanz von Phoenix an Bord, hielt es nie für nötig Doris mal zu fragen, wie es ihr geht oder sein Bedauern (es muss ja nicht echt sein) über den Unfall auszudrücken, sondern guckte immer in die andere Richtung, wenn Doris in der Nähe war. Sogar der Kapitän, der mit Phoenix selbst eigentlich nichts zu tun hat, hat Doris gute Besserung gewünscht.
Herr Gleiss ist uns vor einigen Jahren auf einem anderen Schiff schon einmal unangenehm aufgefallen, als wir wegen einer Kollision mit einer Riesenwelle mit eingedelltem Bug in Reykjavik vier Tage lang wegen der notwendigen Reparaturarbeiten festlagen. Damals hatte er die Passagiere gemäß Salamitaktik immer wieder bezüglich Weiterfahrt hingehalten. Das Ende der Reparaturarbeiten wurde uns drei Tage lange mit „morgen sind die Arbeiten beendet“ von Herrn Gleiss in Aussicht gestellt.
Gleich nach dem Unfall hatten wir das Bordreisebüro, wo wir den Ausflug, an dem der Unfall passiert ist, gebucht hatten, gebeten, von Phoenix in Bonn eine Stellungnahme einzuholen. Unser Ansprechpartner an Bord war ein gewisser Wolfgang Koll. Wir hätten gerne die Berichte des örtlichen und des Phoenixreiseleiters gehabt, ebenso das Video, in dem der Ausflug vorgestellt wurde. Herr Koll sagte, dass er diese Unterlagen ohne die Zustimmung aus Bonn nicht herausgeben dürfe, wir müssen also die Bonner Antwort abwarten. Die kam aber nicht. Zwei Wochen nach dem Unfall, in Acapulco sagte Herr Koll uns, dass er in Bonn die Antwort noch einmal angemahnt hätte und er gibt uns sofort Bescheid, wenn es etwas Neues gibt. Einen Tag später ist er von Bord gegangen, um auf einem anderen Phoenixschiff Dienst zu machen. Davon hatte er uns allerdings nichts erzählt. Deshalb wurden wir beim stellvertretenden Kreuzfahrtdirektor Jörg Hofer vorstellig (Herrn Gleiss haben wir ja nicht mehr lieb). Er versprach sich zu kümmern. Als er uns zwei Tage danach erzählte, Bonn habe ihn gebeten noch fehlende Informationen nachzuliefern, wurde es uns zu bunt und wir haben am 11.3.2015 (das war vor 2 Wochen) eine Mail nach Bonn geschickt in der steht, das wir Phoenix für den Unfall haftbar und schadensersatzpflichtig machen, ohne eine Schadenssumme zu nennen und erbaten eine diesbezügliche Stellungnahme.
Herr Hofer informiert uns heute, dass er immer noch keine Nachricht aus Bonn hat. Wir selbst haben natürlich auch keine Mail oder Nachricht aus Bonn erhalten.
PS: Die Arztrechnung wurde bereits von unserem Konto abgebucht.
80. Reisetag – Donnerstag, 26.3.2015 Kingstown/St. Vincent
Kingstown ist mit 16.000 Einwohner die größte Stadt des Inselstaates St. Vincent und die Grenadinen. Wir liegen direkt am Zentrum der Stadt, sodass wir nach dem Frühstück sofort auf Erkundungsgang gehen können. Der ganze Ort ist ein einziger Markt. Überall Buden, Markstände und Arkaden mit Läden. In der Fischmarkthalle beobachten wir, wie die Fischverkäufer schnell und geschickt größere Fische mit einer Art Machete in kotelettgroße Scheiben hacken und den Kunden die gewünschte Anzahl Scheiben abwiegen und in die mitgebrachten Plastiktüten und Taschenpacken. Auf Wunsch gibt es auch den Kopf, der noch einmal fachmännisch geteilt wird.
Am örtlichen ZOB (Zentraler Omnibus-Bahnhof) versuchen wir erst gar nicht die Systematik zu verstehen. Es gibt auch keinerlei Fahrpläne. Es ist ein Kommen und Gehen von unzähligen Kleinbussen.
Die Kultur kommt ebenfalls nicht zu kurz. Wir besuchen die St. Mary’s Church, genauer gesagt wir werden von einem Mann, der im Torbogen vor einer Art Klostergarten steht, dazu eingeladen. Sobald wir den Fuß über die Schwelle setzen, erklärt er uns freundlich, dass er gegen ein kleines Trinkgeld nichts einzuwenden hätte. Neben dem kleinen Garten befindet sich das ebenfalls nicht sehr große Kirchenschiff. Vielmehr gibt es eigentlich nichts zu sehen. Die verschiedenen eckigen Türme der Kirche sind nicht zugänglich. Unser Zerberus sitzt an einem strategisch günstigen Schattenplätzchen und hat damit den Ausgang gut im Auge, damit er sofort zur Stelle ist, damit wir ohne ihn lange suchen zu müssen, unseren Obolus entrichten können.
Gegenüber St. Mary‘s befindet sich die St. George Kathedrale, deren Besonderheit laut Reiseführer ein Fenster mit einem rotgewandeten Engel ist. Das Fenster war eigentlich für St. Paul’s in London bestimmt, wurde aber wegen des roten Gewands von Königin Victoria abgelehnt und verblieb deshalb hier in der Karibik. Mit diesem Fenster und der damit verbundenen Information war der kulturelle Höhepunkt erreicht und wir stürzen uns noch ein wenig in das bunte städtische Treiben.
An Nachmittag verlässt der Kreuzfahrtdirektor Thomas Gleiss das Schiff, wegen der Erkrankung eines Onkels, wie wir später erfahren. Um 18 Uhr wird offiziell bekannt gegeben, dass ab sofort Jörg Hofer der Kreuzfahrtdirektor auf der Artania ist.
Am Abend spielt auf dem Achterdeck eine Steelband. Mir gefällt der Auftritt allerdings nicht besonders, die Musik klingt irgendwie flach und nicht gewohnt fröhlich und emotionell. Die in goldenen Glitzerjacken steckenden Musikerinnen und Musiker verstehen mit Sicherheit ihr Handwerk, aber die sprichwörtliche karibische Lebensfreude und Stimmung kommt nicht richtig rüber.
81. Reisetag – Freitag, 27.3.2015 Castries(St. Lucia)
Der Inselstaat St. Lucia gehört geologisch zu den kleinen Antillen und ist politisch Mitglied im Commonwealth of Nations. Damit ist Queen Elisabeth II das hiesige Staatsoberhaupt. Gleiches gilt übrigens für unser gestriges Ziel St. Vincent und die Grenadinen
Gut, dass wir nicht mit diesem Wassertaxi gefahren sind
sondern zu Fuß losmarschierten.
Der Begriff Wassertaxi wurde bei diesem Exemplar
wohl zu wörtlich genommen.
Im Hafengelände selbst befinden sich einige Schmuckgeschäfte, Bars, Restaurants, Boutiquen und Andenkenläden. Diese Infrastruktur ist auf amerikanische Kreuzfahrtschiffe ausgelegt. Der Kreuzfahrer braucht erst gar nicht die zwei Kilometer in die City laufen oder zu fahren, sondern kann gleich hier sein Geld ausgeben. Da wir keine Amerikaner sind machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Wie gestern ist auch hier das “quirlige bunte karibische Leben“ zu beobachten. In einer engen Gasse stehen Tische und Stühle vor kleinen Lädchen mit Bedientheke nach draußen, einem Kiosk nicht unähnlich. Wir setzen uns, trinken eine Cola und lassen das bunte Leben uns vorbeiziehen. Wir stellen fest, dass das viel bequemer ist, als selbst vorbeizuziehen. So geht der Vormittag schnell vorbei und wir sind gerade noch rechtzeitig auf dem Schiff, ehe die Restaurants schließen.
Da das Schiff erst um 23 Uhr abfahren wird, haben nutzen wir die Gelegenheit gegen 15 Uhr noch mal raus zu gehen. Unser Ziel ist ein Strand, den man vom Schiff aus sehen kann. Der direkte Weg dorthin ist aber durch den kleinen Flughafen versperrt, also müssen wir diesen erst umrunden. Auf dem Weg dorthin sehen wir endlich mal eine Bananenstaute, die auch Früchte trägt.
Ein paar hundert Meter weiter vernehmen wir die Klänge von Steeldrums. An einer Schule übt ein Schulorchester in einem offenen Hallenbau. Die Besetzung ist ähnlich wie gestern Abend auf dem Schiff bei der Folkloreshow. Wir betreten mutig das Schulgelände und erhalten die Erlaubnis zu fotografieren. Obwohl technisch noch nicht so perfekt, gefällt mir das Spiel der jungen Musiker besser als der gestrige Auftritt der Profis. Aber wir müssen ja noch weiter und werden mit Winken verabschiedet.
Unser Weg führt uns um die (eingezäunte) Landebahn herum. Jetzt kann man endlich wieder ans Meer.
Zwischen Straße und Strand liegt ein Friedhof. Wir betreten ihn durch eine Tür in der Friedhofsmauer und gelangen auf der anderen Seite direkt ans Meer. Ein Friedhof mit Meerblick und Strandanschluss, das hat man auch nicht alle Tage.
Baden steht bei uns noch nicht auf dem Programm, sondern nur ein wenig die Füße ins Wasser halten und am Strand spazieren gehen. Wir tappen zu einer vornehmen Hotelanlage, die sich in Sichtweite befindet. Am Strand sitzen zwei Einheimische. Der eine spielt Gitarre, der andere bastelt aus Palmblätter Heuschrecken. Ich darf auch mal die Gitarre bedienen und versuche “Country Roads“ zu intonieren. Ich stelle fest, dass ich total aus der Übung bin und überlasse das Musizieren lieber dem Rasta-Mann, der einen Reggae spielt. In der Zwischenzeit ist auch die Heuschrecke fertig. Wir müssen für Musik und Grasshüpfer natürlich zahlen, für die Ausbildung ihrer Kinder, wie man uns versichert. Doris hatte sich zwischendurch auf eine in der Nähe stehende Liege gesetzt. Dort blieb sie aber nicht lange, weil sie von einer Hotelbediensten als Nicht-Hotelgast vertrieben wurde. Zwischen Strand und Hotelanlage verläuft eine unsichtbare Grenze und kurz vor dieser Grenze sitzen unsere beiden karibischen Freunde. Dort kann sie das Hotel nicht wegjagen.
Wir dürfen auch nicht durch das Hotelgelände zurück auf die Straße, sondern besagte Hotelbedienstete man führte uns persönlich über den Strand an einen schmalen Weg neben der Mauer, die das Hotelareal eingrenzt. Von dort treten wir (jetzt ohne die Hotelbedienstete) unseren Heimweg an.
Am Abend bittet uns der stellvertretende Kreuzfahrtdirektor zu einem Gespräch, Bonn hätte sich gemeldet.
Ich muss noch erklären, dass wir vor einigen Wochen auf dem Schiff eine Option für größere Reise in 2017 haben geben lassen und zwar für die gleiche Kabine, die wir jetzt auch haben. Wir haben Zeit bis eine Woche nach unserer Rückkehr in Deutschland zu entscheiden, ob wir die Reise dann tatsächlich buchen oder nicht. Diese eingeholte Option erklärt übrigens die Einladung zum Kapitänstisch vor einigen Wochen und das Upgrade-Angebot für den letzten Teil dieser Reise.
Herr Hofer unterbreitet uns ein Angebot aus Bonn als Ausgleich für Doris‘ Unfall. Wir erhalten für die ins Auge gefasste Reise in 2017 einen kostenlosen Upgrade in eine Balkonkabine, der Preisvorteil würde weit mehr als 3000 Euro betragen.
Natürlich lehnen wir ab. Zum einen aus den gleichen Gründen, aus den wir schon das Upgrade für diese Reise ausgeschlagen haben. Unserer Kabine 4243 passt uns wie ein alter Handschuh. Zum anderen, was ist wenn wir die Reise gar nicht buchen? Oder wenn wir sie buchen und sie z. B. wegen Krankheit nicht antreten können? Dann ist vermeintliche Vorteil verpufft. Ein Alternativangebot zum Upgrade gibt es nicht.
Über die Arztkosten schweigt sich Phoenix weiter aus.
Wir bestehen also weiterhin auf unserer Forderung, dass Phoenix die Verantwortung für den Unfall übernimmt. Man verspricht uns von Seiten der Kreuzfahrtdirektion einen erneuten Versuch zu starten, um zu klären, ob Phoenix nun die Verantwortung übernehmen will oder diese explizit ablehnt und das Phoenix uns endlich mal eine schriftliche Stellungnahme zukommen lässt.
82. Reisetag – Samstag, 28.3.2015 Roseau/Dominica
Auch Dominica ist wieder ein Inselstaat, der geologisch zu den Kleinen Antillen und politisch zum Commonwealth of Nations gehört.
Auch unsere Liegezeit hier in Roseau ist identisch mit den beiden karibischen Zielen gestern und vorgestern, nämlich von 7 – 23 Uhr.
Da ist es kaum verwunderlich, dass das das Zentrum von Roseau, wo wir an der nahgelegen Pier liegen ähnlich bunt und pittoresk ist wie Castries und Kingstown.
Für den Nachmittag haben wir einen Ausflug gebucht, Wal- und Delphinbeobachtung auf einem Katamaran. Uns wurde gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, Wale und/oder Delphin zu sehen sehr hoch sei, das das Schiff über eines Hydrophons sei, mit dem man die Tiere gut orten kann. Die Katamaranfahrt ist rasant, es schaukelt mehr als auf der gesamten bisherigen Reise mit der Atrania, aber trotz des Hydrophons ist außer Möwen nichts zu beobachten. Man serviert uns einen starken Rumpunsch, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass uns der Flop bezüglich der schwimmenden Säugetiere nicht zu sehr ans Gemüt geht.
Nachdenklich stimmt mich die Beobachtung einer Ausflugsteilnehmerin. Ihr fällt nämlich auf, dass keiner der Leute des Katamarans ein Fernglas hat und dass das Abzeichen an ihren T-Shirts auf die Zugehörigkeit einer Tauchschule hinweist. Walbeobachtung scheint nicht der Knowhow-Schwerpunkt der Crew zu sein.
Hätte Phoenix angefragt, ob die örtliche Agentur eine Beobachtung von Meerjungfrauen und Wassernixen anbieten könne, der Ausflug hätte auf dem Programm gestanden.
Am Abend bietet das Schiff allerlei Kurzweil. Zunächst gibt es eine Grillparty und anschließend spielt noch eine Raggae-Band auf dem Außendeck achten. Der Auftritt wird allerdings stark verkürzt, weil es plötzlich an fängt zu regnen.
83. Reisetag – Sonntag, 29.3.2015 (Palmsonntag) Îles des Saintes/Guadelou
Guadeloupe gehört ebenfalls zu den kleinen Antillen, gehört aber nicht zum Commonwealth sondern ist ein Übersee-Département von Frankreich. Die Amtssprache ist Französisch und die Währung ist unser Euro.
Wir liegen auf Reede vor der Insel Îles des Saintes. Hier leben ungefähr 3000 Menschen. Es werden keinerlei Ausflüge angeboten, das heißt hier gibt es nicht viel zu sehen.
Der einzige Grund warum wir hier sind ist das Fernsehteam „Verrückt nach mehr“ in deren Drehbuch für heute eine Hochzeit verzeichnet ist. Wie viele Hochzeiten und Wiederholung des Eheversprechens vor dem Kapitän wurden im Laufe der verschiedenen Staffeln eigentlich schon vollzogen? Es müssen dutzende sein.
An dieser Stelle sei vermerkt, dass die Fernsehleute den Passagieren mehr und mehr auf den Senkel gehen. In den Shows versperren sie beim Filmen die Sicht, beim Warten auf die Ausflüge filmen sie ungefragt die Wartenden, versperren den Zugang zum Aufzug, Rempeln beim Filmen und Regieführen, Busse und Tenderboote fahren erst los, bis irgendwelche Szenen im Kasten sind. Die Zurückhaltung wie am Anfang der Reise ist nicht mehr gegeben.
Trotz allem tendern wir an Land, besuchen eine Kirche, wo man uns einen großen geweihten Palmenzweig überreicht. Die Blätter sind hart und spitz und ich muss aufpassen, dass ich beim Transport niemanden damit verletzte.
Ein Grundstück mit Ziegen und Hühnern erregt unserer Aufmerksamkeit, ebenso eine verfallene Festung. Wir wundern uns, als wir an einem Recyclinghof vorbeikommen. Ach ja, wir sind ja praktisch in der EU. Damit haben wir die Hauptsehenwürdigkeiten abgeklappert.
Man könnte sich auch noch einen Motorroller leihen und über die Insel fahren, aber da ist ja wieder Doris‘ Bruchhand. Also gehen wir zurück aufs Schiffs, dass wir erreichen ohne mit dem Palmzweig jemanden ein Auge ausgestochen zu haben.
Doris weiß auch schon, was mit dem Palmzweig zu tun ist. Sie gibt ihn an der Rezeption ab, damit man ihm dem Bordpfarrer aushändigt, der heute am späten Nachmittag eine Andacht zum Palmsonntag hält.
84. Reisetag – Montag, 30.3.2015 Basseterre/Saint Kitts
Saint Kitts, wen überrascht es noch, gehört zum Commomwealth. Die Amtssprache hier ist Englisch und die Währung ist der Ostkaribische Dollar. Auch unsere Liegezeit ist wieder Standard: 7 – 23 Uhr.
Wir stehen um 6 Uhr auf, weil wir einen Ausflug zu einem Badestrand gebucht haben, von dem anzunehmen ist, dass er keine starke Brandung ausweist. Um 8:15 geht es los. Per Bus erreichen wir nach einer Stunde Fahrt unser Ziel, ein Strandrestaurant mit Strandbar, sanitären Einrichtungen und Liegen, Fazilitäten, die wir nutzen können.
Nicht im Ausflugspakat sind Sonnenschirme. Die kosten für unseren 2 ½–stündigen Aufenthalt 10 US-Dollar pro Stück. Aber es hilft nichts, entweder Sonnenbrand oder zahlen. Sobald unser Schirm aufgestellt ist, bewölkt es sich und kurze Zeit später fängt es auch an zu regnen, ein kleiner Scherz des Wettergottes, den nach 10 Minuten scheint die Sonne wieder. Dem Badespaß steht jetzt nichts mehr entgegen, auch keine Brandung, so dass man den Ausflug auf der Erfolgsseite verbuchen kann.
Zur vereinbarten Abfahrtszeit ist unser Bus nicht da. Er fährt zurzeit noch eine andere Tour und kommt deshalb eine gute halbe Stunde später, während wir die ganze Zeit mehr oder weniger dumm herumstehen. Das wir von den Phoenix-Leuten und von einigen Reisenden einfach hingenommen und kommentiert mit: „Das ist halt die Karibik“. Ähnliches haben wir auch schon vorher oft gehört, „Das ist halt Südamerika“, „Das ist halt Mittelamerika“. Komisch ist nur, dass wir immer mit europäischer Genauigkeit bezahlen müssen.
Am späten Nachmittag wechselt unser Schiff die Pier, vom Containerhafen zum Stadthafen.
Wir wollen noch einmal in die Stadt, aber bleiben dann lieber doch in Hafennähe. Es wird langsam dunkel und uns fällt die starke Polizeipräsenz auf. In einer Kneipe muss ich für 5 US-Dollar Umsatz machen (das sind 2 Softdrinks), damit mir die Bedienung mein Netbook mit dem Internet verbindet. Ich weiß aber mittlerweile, wie man das von ihr verdeckt eingegebene Passwort auslesen kann, so kann auch Doris schnell mal mit ihren Smartphone ihre eh spärlich vorhandenen Mails abfragen, während ich den 11. Blog ins Internet hochlade.
Am Abend sitzen wir, wie so oft auf dem Schiff in Harry’s Bar und spielen eine Partie Scrabble. In den Bars bekommt man in der Regel Salzstangen oder Nüsse auf den Tisch, aber manchmal vergessen das die Kellner auch schon mal, dann kann man sie aber darum bitten, etwas Knabberei zu bringen. In diesem Zusammenhang ein entsprechender Dialog am Nachbartisch, den ich nicht weiter kommentieren möchte.
Gast zum Kellner: „Ich hätte gerne Salzstangen oder Nüsse.“ Kellner (sie sprechen alle nur wenig Deutsch): „Ah ja, Salzstangen. Ich bringen.“ Der Kellner bringt die Salzstangen an den Tisch. Gast: “Können Sie mir lieber Nüsse bringen?“ |
85. Reisetag – Dienstag, 31.3.2015 Philipsburg/St. Maarten
Die nur 92 km2 große Insel St. Maarten ist politisch gesehen ein seltsames Gebilde. Sie ist geteilt in einen niederländischen und einen französischen Teil. Der nördliche französische Teil gehört zur EU, der südliche Teil ist (laut Wikipedia) ein “autonomes Land im Königreich der Niederlande“.
Wir liegen im (französischen) Philipsburg in einem riesigen Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Neben der Artania liegen viere weitere richtig große amerikanische Schiffe an der Pier. Die fünf Schiffe haben zusammen eine Kapazität von mehr als 12.000 Passagieren. Man kann sich das Gewimmel an der Pier und im Hafengebiet vorstellen. Sowas braucht kein Mensch.
Wir haben einen Ausflug zur Maho-Beach gebucht. Das Interessante ist hier in erster Linie nicht Wasser, Sand und Sonne sondern der Flughafen, der gleich hinter dem Strand beginnt. Die anfliegenden Flugzeuge haben über dem Strand nur eine Höhe von 10 bis 20 Meter.
die beiden Ausflugsbusse verspäten sich sich um 20 Minuten (das ist halt Karibik). Um 10 Uhr sind die beiden Busse mit den Phoenix-Ausflüglern am Parkplatz in der Nähe des Strands und die Zeit für die Rückfahrt unseres Busses wird vom Phoenix-Ausflugsbegleiter verkündet: „12 Uhr!“ Zwei Stunden Aufenthalt sind auch laut Ausflugsbeschreibung vorgesehen.
Der Strand ist nicht sehr groß und schon recht voll. Baden ist für Doris nicht möglich, denn die Brandung ist sehr stark und im Wasser befinden sich große Steine. Mich wirft sie (die Brandung, nicht Doris) erst einmal um und spült mich gleich wieder an den Strand zurück. Schließlich gelingt es mir doch ins Wasser zu kommen und ein wenig zu schwimmen.
Die Sache mit den Flugzeugen ist zunächst nicht ganz so spektakulär, weil nur kleinere Propellermaschinen ankommen.
Allerdings starten einige Maschinen mit Düsentriebwerken und zwar direkt am Zaun hinter dem Strand. Der Lärm und den Wind, den die Triebwerke machen ist unbeschreiblich.
Schließlich landen doch noch einige dicke Brummer, darunter ein Jumbo der KLM. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn so ein Flieger übers Meer ankommt und direkt auf einem zuhält und dann nur wenige über den Kopf hinweg donnert, um ein paar Meter weiter auf der Landebahn aufzusetzen.
Pünktlich um 12 Uhr sind wir wieder am Parkplatz. Dort erfahren wir, dass unser Bus erst um 13 Uhr kommen soll. Das gleiche gilt auch für den anderen Bus, nur mit dem Unterschied, dass deren Insassen von ihrer Phoenix-Ausflugsbegleitung noch im Bus über die verspätete Abfahrt informiert wurden und deshalb noch gemütlich am Strand liegen. Leider wusste unser Phoenix-Begleiter nichts über die “Fahrplanänderung“. Schade dass Phoenix nicht in der Lage ist, seine Mitarbeiter vernünftig zu informieren, wenn vom “Plan“ abgewichen werden muss, weil die Busse nämlich noch schnell eine andere Tour gefahren sind, anstatt am Strand zu warten.
Aber auch um 13 Uhr kamen die Busse nicht. Per Telefon erhalten die Phoenix-Begleiter die Information, dass sie aber jede Minute eintreffen müssen. „Karibik halt“ – ich kann es nicht mehr hören! Um halb zwei ordert Phoenix schließlich mehrere Großraumtaxis, die uns zum Hafen zurückbringen.
Wegen der Verspätungen lohnt auch kein Landgang mehr.
Gegen 16 Uhr legen wir ab. Jetzt geht es mit großen Schritten Richtung Heimat. Wir werden 6 Tage lang den Atlantik überqueren und erst im Madeira wieder festen Boden unter den Füßen haben.
Am Abend besuchen wir seit langem mal wieder eine Show.
Es gibt Showkünstler auf dem Schiff, die ständig an Bord sind, wie etwa das Artania-Show-Ensemble, das aus Sängern und Tänzern besteht oder die Artania Showband, die das Ensemble musikalisch begleitet oder einfach nur zum Tanz aufspielt. Daneben gibt es Künstler, die nur für einen Reiseabschnitt an Bord sind, wie z.B. ganz am Anfang der Reise Stefanie Hertel oder jetzt und heute Abend “The Flower Power Man“.
“The Flower Power Man“ sind zwei Gitarristen, die es verstehen mit Oldies von den Beatles, Bob Dylan, Rolling Stones, Beach Boys, Manfred Man etc. das in der Regel eher tröge Kreuzfahrer-Publikum zum Kochen zu bringen. Nostalgie pur! Unterstützt werden die beiden von der Artania Showband (Schlagzeug, Bass, Keyboard, Bläser). Die Beatclub-Ikone Uschi Nerke hatte am Anfang der Show einen Zwei-Minuten-Auftritt, indem Sie die Flower Power Man angesagt hat. So einen Job hätte ich auch gerne mal, zwei Minuten Arbeit und dafür drei Wochen kostenlos auf dem Schiff mitfahren.
Doris und ich stehen an einem der Bistrotische, die hinter den Sitzreihen der Atlantik-Show-Lounge aufgestellt sind. Von dort kann man sehr gut über die Köpfe der Sitzenden hinweg sehen, kann sich ein wenig oder auch etwas mehr im Takt bewegen und muss nicht so steif in einem Sessel sitzen. Außerdem filmt das Kamerateam von „Verrückt nach Meer“ auf der anderen Seite des Saals, sodass wir hier Ruhe vor ihnen haben.
Uschi Nerke Anfang der 70er Jahre im Beat Club.
Foto: Wikipedia
Als die Stimmung schon so richtig gut ist, spielen sie, um noch einen drauf zu setzen, den Drafi Deutscher Ohrwurm "Marmor Stein und Eisen bricht". Nach dem Refrain hinter der ersten Strophe kommt die Stelle, wo Drafi Deutscher immer aus vollem Hals „Everybody now!“ geschrien hatte, um dann den Refrain noch einmal zu wiederholen. Da ich nicht ganz sicher bin, ob die “ Flower Power Man“ das auch wissen, habe ich also nach dem Refrain hinter der ersten Strophe (Weine nicht, wenn der Regen fällt, dam, dam, dam, dam…) über die Köpfe der Zuschauer hinweg mit aller Kraft gerufen: „Everybody now!“ und siehe da, der ganze Saal wiederholte wie gewünscht den Refrain – bis auf die “Flower Power Man“, sie stimmten erst mit Verzögerung ein und auch die Artania Showband kommt irgendwie mit ihrem Spiel durcheinander. Des Rätsels Lösung – „Everybody now!“ kommt nicht hinter dem Refrain der ersten Strophe sondern erst hinter dem Refrain der zweiten Strophe (Nimm den goldenen Ring von mir, dam dam, dam dam…).
Die Flower-Power-Jungs nehmen es mit Humor und bitten das Publikum lediglich, ab sofort ihre Lieder doch so vortragen zu dürfen, wie sie sie einstudiert hätten, ehe sie mit der zweiten Strophe fortfahren. Ich lasse sie dann auch an der entsprechenden Stelle das „Everybody now!“ alleine rufen.
86. Reisetag – Mittwoch, 1.4.2015 Seetag
Für heute sind im Tagesprogramm sind einige seltsame Programmpunkte aufgeführt:
- 9:00 Der Treffpunkt für die die Führung zum schiffseigenen Hühnerstall ist auf Deck 4, vorne.
- 10:15 Schweige-Yoga in der Casablanca Bar
- 12:00 Heute Mittag um 12:00 Uhr werden alle Uhren an Bord 1 Stunde vorgestellt
- 16:23 Beobachtung einer Partiellen Sonnenfinsternis auf Deck 4, vorne
- ab 16:30 Wir bitten alle Gäste heute ihre Stromrechnung an der Rezeption zu begleichen
- ab 18:00 Abreise Marseille/12.04.2015: Wir bitten alle Gäste mit über Phoenix Reisen gebuchter Flugrückreise, ihr Gepäck heute in der Lobby aufzugeben
Das sind natürlich alles Aprilscherze, auch die partielle Sonnenfinsternis, denn von Deck 4 vorne kann man den Himmel gar nicht sehen, weil überdacht.
Halt! Es sind fast alles Aprilscherze, die Zeitumstellung erfolgt allerdings tatsächlich. Auf der Atlantiküberquerung Richtung Südamerika wurden die Uhren jede Nacht um eine Stunde zurückgestellt, jetzt wo wir in die andere Richtung, nämlich nach Osten fahren, müssen die Uhren wieder Schritt für Schritt vorgestellt werden. Ungewohnt ist nur, dass dies jetzt tagsüber passiert.
Einige Passagiere hielten die Zeitumstellung ebenfalls für einen Aprilscherz und verpassten prompt das Mittagessen.
87. Reisetag – Donnerstag, 2.4.2015 Seetag
Phoenix in Bonn hat sich bei uns immer noch nicht gemeldet. Herr Hofer überbringt uns aber die frohe Botschaft, dass in Madeira der Phoenix-Direktor für Schiffreisen zusteigt und mit uns sprechen möchte. Es fehlt in der Hierarchie eigentlich dann nur noch der Geschäftsführer, alternativ könnten sich auch noch der Bundespräsident und der Papst einschalten, um das Verfahren dann anschließend wieder an die niederen Fachabteilungen zurückzuverweisen.
Natürlich haben wir auch immer noch keine Eingangsbestätigung für unserer E-Mail vom 11.3.2015 erhalten, wie bei seriösen Firmen üblich und selbstverständlich, etwa: „Wir bestätigen den Eingang ihrer Mail vom 11.3. Wir werden den Sachverhalt prüfen und Sie werden zur gegeben Zeit wieder Nachricht von uns erhalten.“ Wir hatten bei unserem letzten Gespräch (27.3) mit Herrn Hofer ausdrücklich darum gebeten.
Am Abend bestreitet Voxxclub die Show. Uns ist diese alpine Boygroup absolut unbekannt, aber wie sich herausstellt leben wir diesbezüglich hinter dem Mond. Wir schauen in die Show rein. Der Saal ist rappelvoll. Auf der Bühne singen im Halbplaybackverfahren und tanzen bei ausgefeilter Choreographie sechs junge Männer und verbreiten Oktoberfeststimmung.
88. Reisetag – Freitag , 3.4.2015 (Karfreitag) Seetag
Heute hat sich nichts Berichtenswertes ereignet.
89. Reisetag – Samstag , 4.4.2015 Seetag
Für heute wird volles Programm geboten.
Am Vormittag ist ein Jazz-Frühschoppen einschließlich Grillen angesetzt. Es spielt die Spirit Band. Diese Band gehört wie die Artania Showband zum festen Inventar des Schiffes und spielt fast jeden Abend auf Deck 9 in der Pazifik Lounge und zu besonderen Anlässen wie heute eben auch mal Open Air in der Koperinikus Bar.
Am Nachmittag um 16 Uhr ist die Kopernikus Bar umdekoriert für den Artania FernSeeGarten. Diese zweistündige Veranstaltung gab es irgendwann auf dieser Reise schon einmal.
Es treten Sängerinnen und Sänger vom Show Ensemble verkleidet als Andrea Berg, Jürgen Drews und Roger Cicero auf. Moderiert wird der Event vom Phoenix-Moderator Axel und Beatclub-Ikone Uschi Nerke. Muss sie also doch ein wenig mehr arbeiten als nur zwei Minuten, wie ich fälschlicherweise in meinem Beitrag vom 31.3. gemutmaßt habe.
Die Schiffsärztin, die Doris beim Einrichten des gebrochenen Arms mit einer Art KO-Tropfen in das Land der schönen Träume versetzt hat, dient als “Versuchskaninchen“ für eine Schmink-Demonstration. Man braucht da als Zuschauer in einer Entfernung von 50 Metern schon ein gutes Auge oder einen 30-Fach-Zoom am Foto, um überhaupt etwas zu sehen.
Den aus Passagieren bestehende Artania-Chor konnte man hingegen ob der größeren Personenanzahl gut sehen und wegen der Mikrophontechnik auch gut hören.
Als ob es im Fernsehen viel zu wenig Kochshows gäbe, wird hier endlich ein Wettbewerb im Herstellen von Schwarzwälderkischtorten durchgeführt und rein „zufällig“ meldet sich hierzu eine der gecasteten Protagonistinnen von Verrückt nach Meer und wird natürlich prompt genommen. Hatte ich schon erwähnt, dass auch zwei Kamerateams filmenderweise umherwuselten?
Die Stimmung ist fast überall gut, selbst beim Kapitän.
Bei Doris hingegen ist die Beegeisterung eher verhalten.
Da verzog ich mich dann lieber an ein ruhiges Plätzchen, schweren Herzens, verpasste ich dadurch doch den Wettbewerb im Seemannsknoten machen. Doris hatte sich bereits bei “Roger Cicero“ verdrückt. Allerdings ist sie rechtzeitig zum Höhepunkt der Show wieder zurück, als nämlich VoxxClub noch ein Ständchen gibt. Sie zückt gerade ihre Kamera, als eine “Dame“ fragt, ob Doris kurz zur Seite gehen und Platz machen könne, weil sie, die “Dame“, nur schnell mal ein Foto machen möchte. Das Fotomachen entpuppte sich allerdings als größerer Dreh für ein Video. Was fällt einem dazu ein? Nix bis garnix!
Damit mit den Vergnüglichkeiten aber noch nicht genug. Für halb elf abends, eine Zeit, wo wir beiden Kreuzfahrer normalerweise schon langsam unser Tagwerk beenden, steht noch einmal ein Auftritt der Flower Power Man auf dem Programm. Diesmal auf der kleineren Bühne in der Pazifik Lounge, wo sonst die Spirit Band allabendlich spielt. The Flower Power Men spielen heute Abend ohne Begleitmusiker.
Auch hier macht Uschi Nerke die zweiminütige Anmoderation. Ja, dass Mädchen hat wirklich viel zu tun. Dann legen die beiden Flower Power Jungs los. Rainer Schindler, der Rhythmusgitarrist und Sänger mit der vielseitigen beeindruckenden Stimme und Adax Dörsam der brillante Leadgitarrist.
Ich habe ja schon vom Auftritt vor ein paar Tagen geschwärmt, aber hier, ohne das Korsett der Begleitmusiker der Artania Showband und in der Clubatmosphäre der Lounge hier oben auf Deck 9 statt in einem Theatersaal, legen sie noch eine Schippe drauf. Es gibt kaum Überschneidungen zum ersten Auftritt und aus der geplanten Stunde des Konzerts werden anderthalb.
Bei den rockigen Nummern wie etwa Born To Be Wild von Steppenwolf verfalle ich automatisch wie ganz ganz früher in den Headbanging-Modus*. Aber irgendetwas ist anders als früher. Dann komme ich dahinter. Headbanging geht nur mit langen Haaren, mit meiner Igelfrisur ist das relativ uncool.
Ein weiterer Wermutstropfen ist an diesem Abend ist der Kapitän. Nach dem offiziellen Programm der Flower Power Men und vor dem obligatorischen Zugabe-Teil eilt der gute Kapitän Hansen auf die Bühne und meint uns, dem Flowerpower-Volk erklären zu müssen, wie toll der Abend war. Mit seiner weißen Uniform steht er zwischen den beiden Musikern auf der Bühne und wirkt dabei noch uncooler als ich beim Headbanging.
Headbangen
Foto:Wikipedia
*Headbangen
Beim Headbangen wird der Kopf im Takt der Musik schnell vor- und rückwärts, seitwärts, im Kreis oder in Achterform bewegt. (Quelle: Wikipedia)
90. Reisetag – Sonntag , 5.4.2015 (Ostersonntag) Seetag
Das Handgelenk von Doris schmerzt, vermutlich hat sie gestern Abend zu viel Beifall geklatscht. Zum Trost hat der Phoenix-Osterhase ein reichlich gefülltes Nest vor die Kabinentür gelegt. Mich würde mal interessieren, ob es Passagiere gibt, die beim Verlassen der Kabine in ihr Osternest getappt sind.
Wie transportiert man in knapp einer Woche unversehrt die beiden Schokoladen nach Hause (wenn man sie nicht einfach aufgegessen hat)? Antwort: Gar nicht. Wir haben das Osternest Caroline, unsere Kabinenstewardess (so nennt man an Bord die Zimmermädchen) geschenkt. So haben wir ein logistisches Problem gelöst und Caroline hat sich gefreut.
Auf dem Frühstückstisch stehen ebenfalls Osternester, aus denen man, wenn man möchte, sich bedienen kann und im Foyer steht ein riesiger Korb voll mit gefärbten Eiern. Ostern satt!
Zur Krönung streifen noch ein Osterhase und ein Osterhuhn durchs Schiff und sorgten durch ihr Outfit (Huhn hat Gummistiefel an) für etliche Lacher.
Um halb elf nehmen wir an einer Führung durch die Schiffsküche und die Lagerräume teil. Das Ganze ähnelte allerdings einer Stadtbesichtigung, man kann die “Reiseleiter“ nicht verstehen, wenn man nicht ganz vorne in der Gruppe steht. Im Lagerraum werden wir von einer Getränkestewardess erwartet, die für jeden einen doppelten Wodka bereit hält und damit ist die Führung auch schon zu ende.
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