14. Reisetag – Montag, 19.1.2015 Recife/Brasilien
Nach einer absolut ruhigen Atlantikfahrt, ohne Sturm und größeren Wellengang, erreichen wir am frühen Morgen die Millionenstadt Recife in Brasilien. Wir liegen in einem Industriehafen, er ist hässlich, unspektakulär, und er hat keinerlei Flair.
Mit und liegen noch zwei weitere Kreuzfahrtschiffe an der Pier, die Costa Deliziosa (bis zu 2800 Passagiere) und die Aurora von der Reederei P&O (bis zu 1800 Passagiere).
Da wir für den Nachmittag einen Ausflug gebucht haben, wollen wir am Vormittag nur kurz in das Zentrum, um Geld zu tauschen und einen Internetzugang zu suchen. Als wir sofort nach Weihnachten in Deutschland Geld für diese Südamerikareise tauschen wollten, sagte man uns bei der Eschborner Volksbank, dass dies wegen der Jahresabschlussarbeiten bis zu unserer Abfahrt am 6. Januar nicht mehr möglich sei. Dieselbe Antwort erhielten wir auch bei der örtlichen Sparkasse. Nur Dollars konnten wir noch bekommen.
Ein Shuttlebus bringt uns vom Schiff zum Hafenterminal, über das man das Hafengelände dann verlassen kann. Im Terminalgebäude wimmelt es von Menschen. Ja, wenn drei Kreuzfahrtschiffe ihre Ladung ausspucken, dann ist was los “uff de Gass“. Im Terminal befindet sich auch eine Wechselstube, sodass wir unsere Dollars in brasilianische Reals umtauschen konnten.
An einem kleinen Info-Stand wurden wir zunächst für den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft beglückwünscht und erhielten dann einen Stadtplan von Recife, das ja auch einer der Austragsorte war.
Recife ist eine großflächige Millionenstadt (1, 5 Mio. Einw.) mit supermodernen architektonisch futuristischen Hochhäusern, mit Gebäuden aus der Kolonialzeit, aber auch teilweise schon sehr angeschmuddelten Häuser aus der Zeit Anfang der 1900er Jahren und die typischen kleinen einfachen ein bis zweistöckigen Häuser.
Die Altstadt liegt ganz in der Nähe des Hafens und dorthin wollen wir unsere Nase mal kurz reinstecken und durchwanderten mit touristischem Blick die Straßen von Recife.
Doris entdeckte ein verstecktes Internetcafé, wo ich den Blog aktualisieren konnte.
Am Nachmittag starteten wir per Bus zu unseren gebuchten Ausflug “Strandtransfer“. Der Strand ist 7 Kilometer lang und wir auf der gesamten Länge genutzt. Überall sind kleine Buden und es wimmelt von Strandverkäufern, die Eis, Getränke, Nüsse, Schmuck, Hüte, aber auch Austern oder gebratenen Fisch anbieten. Uns fällt auf, dass diese Händler nicht penetrant sind und ein freundliches Kopfschütteln unsererseits wird mit einem Lächeln akzeptiert.
Da gerade Flut herrschte, waren die Wellen recht heftig und da wir uns nur im flachen Bereich aufhielten haben wir auch die Gefahr eines Haiangriffs ausgeschlossen.
Auf der Rückfahrt zum Schiff führte unser Ausflug noch kurz zur “Casa da Cultura“ und nicht nur unsere Ausflug, sondern alle Ausflüge der Artania, der Costa Deliziosa und der Aurora, sodass man auch hier meinte, im Weihnachtstrubel auf der Frankfurter Zeil zu sein. Die “Casa da Cultura“ ist ein ehemaliges Gefängnis, in dessen Zellen jetzt kleine Souvenir- und Kunstgewerbelädchen untergebracht sind.
Unser Aufenthalt in Brasilien hat auch einige Konsequenzen für unser Schiff. Auf Grund behördlicher Auflagen darf in den Restaurants das Frühstück nicht mehr in Buffetform angeboten werden, sondern muss als Menü serviert werden. Zum Glück darf, warum auch immer, im Lido-restaurant, wo wir immer Frühstücken und Essen gehen, die Buffetform beibehalten werden. Allerdings darf dort die Toaster nicht mehr aufgestellt werden, sondern man muss einen Kellner bitten, dass dieser einem das Weißbrot in der Küche toastet, Besonders tragisch ist der behördlich angeordnete Wegfall der Eisstation beim Mittagessen. Die Bordboutique hat ganz und gar resigniert und bleibt während des Brasilienaufenthaltes ganz geschlossen. Bis gestern gab es dort noch eine Art „Brasilienschlussverkauf“, indem es auf alle Artikel 5% Rabatt gab.
Meine Anmerkungen hierzu: Brasilien hat riesige soziale Probleme mit Armut, aber auch Kriminalität und Korruption und hierauf sollten die Behörden ihr Augenmerk richten und nicht ihre Energien in Toasterverordnungen für Kreuzfahrtschiffe sinnlos verschwenden.
15. Reisetag – Dienstag, 20.1.2015 Maceió /Brasilien
Um viertel nach acht sollte unser Ausflug diesmal schon losgehen. Das bedeutete um 6:00 Uhr aufstehen. Der Titel des Ausflugs lautete “Lagune Mundaú“, eine Fahrt mit dem Boot auf besagter Lagune mit Bademöglichkeit in derselben oder wahlweise auch im Atlantik, der von der Lagune selbst durch einen schmalen Landstreifen getrennt ist.
Die Fahrt mit dem Ausflugsboot war schön, das Auge bekam viel zu sehen. Bemerkenswert ist lediglich das Bad im Atlantik. Es herrschte Ebbe und die Strömung war bereits im hüfthohen Wasser beträchtlich, sie zieht einem aber nicht Richtung offenes Meer, sondern parallel zur Küstenlinie. Schwimmend kam man kaum dagegen an, solange man steht kann einem die Strömung wenig anhaben.
Was es ansonsten noch an Kleinigkeiten zu berichten gibt, findet man bei den Bildern dieser Fahrt im Fotoalbum. Dort habe ich bei den Bildbeschreibungen des Öfteren mehr als nur drei erklärende Worte dazu geschrieben.
16. Reisetag – Mittwoch, 21.1.2015 Salvador da Bahia/Brasilien
Salvador ist eine weitere Millionenstadt (2,6 Mio. Einw.). Sie gehört zum brasilianischen Bundesstaat Bahia und erlangte im 19. Jahrhundert traurige Berühmtheit als Umschlagplatz für den Sklavenhandel.
Salvador ist auf verschiedenen Ebenen einer Bergkette gebaut, welche die Stadt in eine Oberstadt (cidade alta) und in eine 70 Meter tiefer gelegene Unterstadt (cidade baixa) teilt. Um vom einen Teil in den anderen zu gelangen, kann man den Aufzug Lacerda benutzen. (Quelle: Wikipedia)
Auch hier in Salvador gab es Fußballspiele zur WM 2014.
Als wir im Hafen einliefen war das Riesenkreuzfahrtschiff Costa Deliziosa, das wir aus Recife schon kennen, bereits da. Und noch ein weiteres ebenfalls. Man sehe mir nach, dass ich den Namen vergessen habe, aber so ein touristisches Hirn ist eben auch nur begrenzt aufnahmefähig.
Nach dem Frühstück ging es mit dem Shuttlebus zum Hafenausgang. Ich rieb mir die Augen, weil ich das Costaschiff auf einmal doppelt sah. Wie sich herausstellte, war mit meinen Augen alles bestens, auch die Brille war geputzt, es lag da tatsächlich ein weiterer Dampfer dieser italienischen Reederei, die Costa Favolosa mit bis zu 3800 Passagieren und 1100 Mann Besatzung.
Gleich hinter dem Hafenausgang brodelte das Leben. Nachdem man das Spalier mit den duzenden Anbietern von Ausflügen, Taxirundfahrten etc. durchlaufen hatte waren Doris und ich selbst ein touristisches Fotomotiv. Eine junge Brasilianerin sprach uns auf Portugiesisch (die brasilianische Landessprache) an, eine Sprache, von der wir nicht mehr kennen als “Danke“ und nach einigem hin und her mit Händen und Füßen, war klar was sie und ihre beiden Begleiterinnen wollten. Was uns so fotografisch interessant machte, wird ewig ein Geheimnis bleiben.
Unser Weg führte uns zunächst zur Markthalle und von dort zu einem Aufzug. Der brachte uns für 0,15 Real (ca. 5 Cent) von der Unterstadt in die Oberstadt. Ein ähnliches Konstrukt findet man auch in Lissabon. Nachdem wir das imposante Aufzugsgebäude verlassen hatten waren wir mitten im bunten Treiben der Oberstadt, die zum Weltkulturerbe zählt. Die pastellfarbenen Häuserreihen, Kirchen, Klöstern, Cafés, Bars, Restaurants und Kleinkunstmärkten bilden eine der touristischen Hauptattraktionen Salvadors. Wir lassen uns einfach treiben und genießen für einige Stunde den bunten Trubel. Auch hier verweise ich wieder auf die Bildergalerien in den Fotoalben auf dieser Webseite. Sie vermitteln wahrscheinlich die Eindrücke besser, als das ich mkit Worten beschreiben kann.
gegen 10:00 Uhr kommen wir doch ein wenig kaputt wieder am Schiff an. Die Hitze ist doch enorm.
17. Reisetag – Donnerstag, 22.1.2015 Ilhéus/Brasilien
Man glaubt es nicht, aber wir mussten um halb sechs in der Frühe aufstehen. Wir hatten wieder einen Ausflug gebucht und für den galt: Treffpunkt um 7:30 Uhr in er Atlantik-Show-Lounge des Schiffs. Von dort wurden wir zum Ausflugsbus geführt, den wir nach einem kurzen Fußmarsch durch den kleinen Hafen erreichten. Dort begrüßte und der örtliche Reiseleiter, Willi, ein gebürtiger Karlsruher, der seit vielen Jahren in Brasilien lebt und wir fuhren die wenigen Kilometer in die Stadt Ilhéus. Dort das übliche Programm, zwei Kirchen, eine von außen (die vom St. Sebastian) und eine von innen, ein Denkmal, das Rathaus im klassizistischem Kolonialstil.
Mitten bei der Stadtführung fing es an zu regnen und 30 Sekunden später bog schon ein Schirmhändler mit seiner Schiebekarre um die Ecke und bot lautstark seine Ware an. Der Schirmhändler und ich wurden schnell handelseinig. Für 10 Real (ca. 3,30 €) erstand ich einen kleinen Schirm, der in den Rucksack passt. Meinen eigenen hatte ich dummerweise im Koffer gelassen und der wanderte gleich zu Beginn der Reise in irgendein Kofferdepot tief im Bauch des Schiffs. Zwar gab es in jeder Kabine zwei Schirme in den Phoenix-Farben (siehe Foto), das sind aber derart große und unhandliche Prügel, die in keinen Rucksack passen, ja nicht einmal in einen riesen Koffer. Die sind wahrscheinlich so gro0, dass man sie nicht am Ende der Reise mit nach Hause nimmt.
Auf der anschließenden Fahrt mit unserem Bus zum eigentlich Ziel, den Tijuipe-Wasserfall, erzählte Willi über den brasilianischen Alltag, wie z.B. Schulwesen oder Gesundheitswesen und das sehr anschaulich, wirklich interessant. Gesetzliche Krankenversicherungen gibt es nicht und die Privaten sind für die meisten Menschen unerschwinglich und die kostenlose medizinische Grundversorgung ist eine reine Alibifunktion und unzureichend, da der Großteil der Ärzte in Privatpraxen und Privatkliniken ihr Geld verdienen und in den öffentlichen Kliniken und Ambulanzstationen nur sporadisch z. B. nur einen Tag in der Woche arbeiten. Dabei ist den Medizinern kein Vorwurf zu machen, sondern der unzureichend umgesetzten staatlichen Fürsorgepflicht für die Menschen.
Ein Problem ist auch die fehlende Schulpflicht. Zwar bekommen Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule schicken kein Kindergeld, das sowieso nur ca. 20 € pro Monat beträgt. Und oft haben die Eltern gar keine Möglichkeit, die Kinder in öffentliche Schulen zu schicken, weil diese viel zu weit von ihren Dörfern entfernt sind. Einige Industrie- und Plantagenbetriebe bieten zwar so eine Art Schulunterricht für die Kinder ihrer Mitarbeiter an. Dieser ist aber völlig unzureichend.
Ein weiteres Manko ist, dass in Brasilien Englisch als Fremdsprache nicht sehr verbreitete ist. In den öffentlichen Schulen wird es weder als erste noch als zweite 2. Fremdsprache angeboten.
Aber die Probleme der Brasilianer treten völlig in den Hintergrund, wenn es um einen allgegenwärtigen und immerwährenden touristischen Konflikt geht – die Klimatisierung des Busses.
Sie spaltet das busreisende Einheitsvolk in zwei unversöhnliche Lager. Das eine Lager fordert eine umfassende und vollständige Kühlung des Busses, während das andere Lager über die dadurch verursachte kalte Zugluft klagt und sich deshalb mit Mütze, Schal und Jacke dagegen zu schützen versucht. In 90% der Fälle setzt sich die Air-Condition-Fraktion durch, egal ob in den Tropen oder in Grönland. Doris und ich gehören zu denen, die dann mit Hut und Mantel resignierend im Bus sitzen. Aber diesmal hat die Fraktion gesiegt, die meint, in Äquatornähe kann die Bustemperatur durchaus mal die 18-Grad-Marke um ein halbes Dutzend Celsiusse übersteigen darf. Dies hat einen Verfechter der Kühlschranktemperatur derart erbost, dass er völlig außer sich durch den Bus schrie: „Wenn es in dem Bus weiterhin so warm bleibt, fahre ich mit dem Taxi zurück.“ Unser gemütlicher badensischer Reiseleiter Willi stutze kurz und dozierte dann in seinem singenden Karlsruher Dialekt: „Eine Fahrt mit dem Taxi zum vom Wasserfall zum Schiff koscht (kostet) ungefähr 100 Real, das sind knapp 35 Euro.“
Die Fahrt bis zu dem Naturpark, in dem sich unser Wasserfall befand, erfolgte dann ohne weitere nennenswerte Komplikationen.
Am Naturpark angekommen gelangte man nach einem kleinen Fußmarsch zum Wasserfall, wo einige die Möglichkeit nutzen, zu baden. Der Wasserfall selbst ist sicherlich keine touristische Attraktion, aber, wird aber einfach von den Ausflugsanbietern einfach zu einer gemacht.
Aber das ist nicht weiter schlimm, denn im naturbelassenen Park wurden lediglich einige Trampelpfade angelegt, es gab ein bisschen Infrastruktur in Form eines Toilettenhäuschen und einem hölzernen Pavillons, wo man etwas Essen und Trinken konnte . Entfernte man sich ein paar Meter, kam doch schon ein wenig Dschungel-Feeling auf. Doris und ich spazierten also durch die Natur, genossen die Selbige und machten viele Fotos. Einige davon kann man im Fotoalbum zu diesem 4. Blogeintrag finden.
Nachdem zwei Stunden ging es wieder zurück zum Bus, der uns noch zu einem Geschäft fuhr, in dem Kakao und Schokolade verkauft wurde. Natürlich fuhren auch hier alle Ausflugsbusse hin und auch ohne Costa-Schiffe war der Laden proppenvoll. Über Sinn und Unsinn solcher „Ausflugsziele“ schweigt des Sängers Höflichkeit.
Auf der Rückfahrt zum Schiff blies die Klimaanlage übrigens wieder aus allen Rohren, aber ich hatte ja noch ein trockenes Badetuch mit dabei, in das ich mich einwickeln konnte.
18. Reisetag – Freitag, 23.1.2015 Seetag
Diesen Seetag habe ich bitter nötig gebraucht, war ich doch mit meinen Aufzeichnungen für den Blog arg im Rückstand. So war ich mehrere Stunden damit beschäftigt die Berichte zu schreiben, Bilder für den Blog aus der Masse auszuwählen, sie so umzubenennen, dass die Fotos von Doris und mir in der richtigen Reihenfolge angezeigt werden.
Am späten Nachmittag gab der Kapitän eine Kursänderung bekannt, weil ein allein reisender Passagier so erkrankte, dass er in eine Klinik musste. Wir steuerten nun auf den nächsten größeren Ort zu und gleichzeitig wurde uns ein Boot von der Küste entgegengeschickt. Nach knapp zwei Stunden trafen sich Boot und Artania. Der Patient konnte zwar sitzend transportiert werden, musste aber irgendwie auf das kleine brasilianische Boot hinüber, dass auf den Wellen wie eine Nussschale tanzte, trotz der durch Taue hergestellten Verbindung zwischen Boot und Kreuzfahrschiff. Irgendwie schaffte man es, den Mann von der Artania auf das schwankende und auf und ab tanzende Boot zu ziehen und zu tragen. Seine Reisetasche und sein Koffer wurden noch rasch rüber geschmissen und das Boot nahm Kurs auf die Küste. Ich mag gar nicht daran denken, was in dem armen Mann vorging. Ganz allein in einem brasilianischen Krankenhaus, man versteht die Sprache nicht und hat niemanden der sich um organisatorische und sonstige Dinge kümmert. Das ist der GAU, der einem auf einer Reise passieren kann.
Zurück zum Anfang dieses 4. Blogbeitrags
Zurück zum Anfang der Internetseite