41. Reisetag – Sonntag, 15.2.2015 Puerto Montt/Chile
Puerto Montt ist eine an den südlichen Ausläufern der Anden gelegene Hafenstadt mit etwa 176.000 Einwohnern. Unser Liegeplatz für die nächsten zwei Tage, lag etwa 15 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums. Dort legten wir am frühen Nachmittag an.
Die Stadt hatte zwar einen kostenlosen Shuttleservice ins Zentrum mit Minibussen eingerichtet. Die Kapazitäten waren etwas knapp, sodass wir eine halbe Stunde Schlange stehen mussten, bis wir in die City kamen.
Große Sehenswürdigkeiten sollten uns dort nicht erwarten. Vielmehr ist die Umgebung von Puerto Montt von touristischem Interesse. Also spazierten wir erst mal die Strandpromenade entlang, den Vulkan Osorno, das Wahrzeichen dieser Gegend im Hintergrund.
Vorbei ging es an den unzähligen Verkaufsständen mit allem möglichen Kunsthandwerksgegenständen einem Markt mit Fisch, Obst und Fleisch. So vertrieben wir uns den Nachmittag und fuhren schließlich mit dem Taxi zurück zum Hafen, nachdem wir den Fahrpreis von 20 auf 10 US—Dollar heruntergehandelt hatten.
42. Reisetag – Montag, 16.2.2015 Puerto Montt/Chile
Der zweite Tag in Puerto Mott war einem Ausflug gewidmet. Um 7:25 sollte es losgehen, was ein Aufstehen um 5:00 Uhr erforderlich machte. Mit „Petrohue-Stromschnellen und Vulkan Osorno“ war der Ausflug betitelt.
An einer passenden Stelle wurde ein Fotostopp eingelegt um den Lanquihue-See und den dahinterliegenden Vulkanen Osorno und Calbuco ablichten zu können. Der See ist mit 877 km² erheblich größer als unser Bodensee (536 km²).
Rund um den See wohnen viele deutsche Einwanderer. Um 1850 hatte die chilenische Regierung aktiv in Deutschland geworben, dass Deutsche nach Chile auswandern. Sie bekamen dort Land und etliche Vergünstigungen zugesprochen.
Der Vulkan Osorno liegt östlich des Lanquihue-Sees ist 2650 Meter hoch und wird auch gerne aus kleiner Fuji bezeichnet, da er wegen seiner schneebedeckten Spitze und seiner Form dem höchsten japanischen Berg nicht unähnlich ist. Allerdings ist der Osorno circa 1100 Meter niedriger als sein großer japanischer Bruder.
Der Calbuco ist ein noch aktiver 2000 Meter hoher Vulkan. Er ist zuletzt 1962 und 1972 ausgebrochen.
Die Stromschnellen des Flusses Petrohué
Am Fuß des Osorno soll es beeindruckende Wasserfälle und Stromschnellen, die Saltos de Petrohué, geben, verspricht der Reiseführer. Dort angekommen stellen wir fest, dass wir nicht die Einzigen sind, sondern bereits schon weitere 30 Busse da sind, denn diese Gegend ist ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel, nicht nur für Kreuzfahrer. Die Stromschnellen schnellen so zwischen der Lavalandschaft herum, aber es kommt einem dabei so der Gedanke, dass man hier werbemäßig etwas nachgeholfen, um die Stromschnellen als Attraktion verkaufen zu können.
Weiter ging es eine Serpentinenstraße hinauf bis auf 1300 Meter den Osorno hinauf. Neben einem schönen Ausblick, hätte man hier auch die Möglichkeit gehabt, Ski zu fahren, wenn denn Winter gewesen wäre. Aber in Chile ist zurzeit Sommer.
Die Ausflugstruppe schickt sich an, den Orsono noch ein Stückchen höher über einen steilen schmalen Pfad zu besteigen.
Alternativ könne man aber auch mit einem Sessellift auf das angestrebte Höhenniveau gelangen. Auf alle Fälle wollte man sich nach 30 Minuten wieder am Bus treffen. Das Doris seit einigen Tagen ein Ziehen im Knie verspürte, Wollten wir die Lift-Variante wählen, als wir allerding den Fahrpreis erfuhren, nämlich 20 US-Dollar pro Person für einmal rauf und runter, nahmen wir erst mal Abstand von dem Vorhaben. Allerdings juckte es dann doch, noch ein Stück höher zu kommen, also kauften wir zähneknirschend die Lifttickets.
Nach 15 Minuten Fahrt, während der und der Wind um die Ohren blies, waren wir oben und da war schon klar, dass wir die 30-Minuten-Vorgabe gar nicht mehr schaffen konnten. Das war aber nicht so schlimm, weil wir in der Ferne sahen, dass unsere Wanderer, die im Gänsemarsch den Fußweg absolvierten, das vorgegebene Limit auch nicht einhalten konnten.
Da man von der Stelle, wo wir jetzt waren, auch nicht vielmehr gesehen hat als an der Talstation des Lifts, traten wir die gleich wieder Rückfahrt an. Unten angekommen zog Doris das Fazit: „Ich habe noch nie für 40 Dollar so sehr gefroren.“
Wie dieser 30-Minuten-Irrsinn zustande kam erfuhren wir später. Normalerweise herrscht hier am Berg Dunst und Nebel. Da sind 30 Minuten Aufenthalt völlig ausreichend, weil man eh nix sieht und kein Mensch auf die Idee käme, noch einen Fußmarsch anzutreten oder mit dem Lift zu fahren. Heute war dummerweise klare Sicht und das hat den Zeitplan gesprengt.
Wir machten noch einen Schnellbesuch bei der “grünen Lagune“, ein kleines Gewässer, das grünlich schimmert und kehrten dann in einem Restaurant ein, wo wir ein Mittagessen bekamen, dass so „na ja“ schmeckte, fuhren zurück zum Schiff, dass um 17 Uhr ablegte.
Fazit: Grandiose Landschaft, durchschnittlicher Ausflug.
Am Abend fand in der Atlantik-Lounge die große Rosenmontagsprunksitzung mit Helau, Alaaf und Ahoi statt.
43. Reisetag – Dienstag, 17.2.2015 Seetag
Es war wohl wieder mal Zeit für einen Bayerischen Frühschoppen. Außerdem stand am Abend wieder der allseits beliebte Galaabend auf dem Programm, denn morgen endet erneut ein Reiseabschnitt.
Wir feierten traditionsgemäß die Gala auf der Kabine mit Schnitzel und Kartoffelsalat.
44. Reisetag – Mittwoch, 18.2.2015 Valparaiso/Chile
Valparaiso war einmal die bedeutendste Hafenstadt in Chile. Durch den Bau des Panamakanals verlor sie aber an Bedeutung. Die historische Altstadt ist UNESCO Weltkulturerbe.
Heute ging ein weiterer Reiseabschnitt zu Ende. Viele Gäste verließen das Schiff und nicht ganz so viele stiegen hinzu, sodass wir nun nur noch circa 500 Passagiere waren.
An der Pier stehen schon mehr als 10 große Kühlcontainer. Sie enthalten Lebensmittel, die palettenweise auf unser Schiff umgeladen werden.
Da wir hier zwei Tage Liegezeit hatten, wollten wir heute die Stadt erst einmal wenig auf eigene Faust erkunden. Unser Platz an der Pier lag direkt im Zentrum, was uns aber wenig bis gar nichts genutzt hat. Denn die Chilenen kontrollieren in jedem Hafen sehr streng, dass man keine Lebensmittel an Land bringt, so auch hier. Aber auch bei der Rückkehr zum Hafen werden die Rucksäcke kontrolliert. Die Kontrollstelle befand sich aber drei Kilometer von unserem Liegeplatz weg, wo und ein Shuttlebus hinbrachte. Nach dem Passieren der Kontrolle war man wenige Schritte von einer Bahnstation entfernt. Von dort konnte man mit der Bahn praktisch die gleiche Strecke wieder zurückfahren, zur Station Puerto und befand sich nun auf der richtigen Seite des Zauns, der das Hafengebiet abgrenzte.
Im Bahnhof Puerto entdeckten wir einen nobel aussehenden Friseursalon. Ich bekam am Empfang sofort einen Termin und eine hübsche Friseurin in High-Heels machte sich an die Arbeit mein Haar wieder zu kürzen. Die Prozedur dauerte recht lange, weil sie anscheinend jedes Haar einzeln Schnitt.
Chile ist ein recht teures Land, der Salon war wie gesagt sehr nobel und die Angestellten alle wie vom Laufsteg. Da war der Preis von 5000 chilenischen Pesos (knapp 7 Euro) doch überraschend günstig.
Jetzt stand dem Stadtrundgang nichts mehr im Weg. In der Touristeninfo erhielten wir eine Citymap und Tipps wo man hingehen könnte. Die Stadt liegt in einer Bucht, die recht schnell steil ansteigt, sodass es hier wieder mal eine Unter- und eine Oberstadt gibt. Mehrere historische Standseilbahnen führten in die Oberstadt. Mit einer solchen erleichterten wir uns den Aufstieg.
So erreichten wir die historische Altstadt. Wir ließen uns einfach treiben, aber immer mit einem wachen Auge nach einer Möglichkeit, ins Internet zu kommen. Auch hier wurden wir wieder fündig. Eine kleine chilenische Sushibar mit erstaunlich flinkem WiFi ermöglichte es ohne Probleme den 7. Blogeintrag online zu stellen.
Beim Zurückwandern in die Unterstadt konnte man die vielen Graffitis an den Hausfassaden bewundern. Sie gelten als touristische Attraktion.
Als wir ein Lädchen verließen, in dem wir einige Ansichtskarten gekauft hatten, tat es einen Platsch und meine Kappe wurde von einem Taubenschiss getroffen, sodass unser nächstes Projekt eine Ersatzbeschaffung sein musste, da nicht gewährleistet war, dass die Kappe bis morgen gewaschen und getrocknet ist. Und mit meinem Kurzhaarschnitt muss ich mich vor der Sonne schützen.
Unten am Hafen bei einem fliegenden Händler wurden wir fündig und wir wollten den erfolgreichen Kauf mit einer Tüte Popcorn feiern. An einem Popcornwägelchen machten wir unsere Bestellung in perfekten Spanisch, was sehr einfach war, den Es gab nur eine Sorte und nur eine Tütengröße, also sagten wir: „Uno.“ und rieben Daumen und Zeigefinger, um den Preis zu erfahren. Das Mädel sagte irgendetwas das wie „quadro“ klang, was auf Deutsch ja vier bedeutet. Allerdings gab es jetzt Irritationen mit den Nullen, die man noch anhängen musste. Doris hielt ihr eine 50 Pesos-Münze hin, aber an dem enttäuschten Gesicht konnte man ablesen, dass das zu wenig war. Womit das Mädel recht hatte, man muss nämlich den Pesosbetrag durch 750 teilen, um den Euro-Betrag zu erhalten. 50 Pesos sind 7 Cent. Also musste man noch eine Null dran hängen. Mit dem 500-Pesos-Schein war das Mädel dann auch zufrieden. Allerdings tat sie sich übertrieben schwer das Wechselgeld zu finden. Vielleicht hatten wir beim Preis auch etwas falsch verstanden, also gingen wir weiter, um uns bei den vielen Ständen, um die Mengen von Menschen wuselten, hier noch etwas umzusehen.
Nachdem wir eine Zeitlang so gebummelt hatten, wurde ich von hinten angetippt und angesprochen. Das Popcorn-Mädel stand hinter mir mit einem Bündel Geldscheinen in der Hand, nämlich mit 4600 Pesos. Wir hatten uns selbst zum Opfer der vielen Nullen gemacht und statt mit einem 500 Pesos-Schein (66 Cent) mit einem 5000-Pesos-Schein (6,60 €) bezahlt.
Soviel Ehrlichkeit hat uns sehr berührt. Natürlich hat das Mädel noch ein ordentliches Trinkgeld bekommen.
Auf dem umständlichen, bereits beschrieben Weg ging es dann zum Schiff zurück. Wir sahen, dass noch immer Lebensmittel in die Vorratslager des Schiffs gebunkert wurden.
45. Reisetag – Donnerstag, 19.2.2015 Valparaiso/Chile
Heute stand wieder einmal die Natur auf der Tagesordnung. Wir hatten einen Ausflug gebucht „La Campana mit Wanderung“. Im Bordfernsehen wurde der Ausflug vor einigen Tagen als Wanderung durch einen Palmenwald ohne „nennenswerte Steigungen“ vorgestellt, was uns sehr gefiel.
Der Nationalpark La Campana ist ein Biosphärenreservat der UNESCO. Mit zwei Bussen mit ja 15 Teilnehmern fuhren wir los, in jedem Bus ein örtlicher deutsch sprechender Reiseleiter von der Agentur, die den Ausflug durchführte und eine Reiseleiterin von Phoenix.
Die Reise führte an der Küstenstraße entlang durch diverse Ferienorte. Badeorte können es eigentlich nicht sein, da hier wegen des Humboldtstroms, der starke Unterströmungen verursacht, Baden permanent verboten ist. Jährlich sterben sehr viele Menschen, die dieses Verbot missachten.
Wir legten einen Fotostopp ein, um Seelöwen und jede Menge Seevögel knipsen zu können, die auf einer im Meer vorgelagerten Insel leben.
Nach insgesamt knapp zwei Stunden Busfahrt kamen wir mit unseren beiden Bussen im Naturpark an.
Zwar durchwanderten wir keinen Wald, sondern eher eine Buschlandschaft mit vereinzelten Palmen und es ging auch recht kräftig bergauf, aber wir wollen doch nicht gleich schon wieder meckern?
Der Naturpark selbst ist umgeben von den hohen Bergen der Anden und rechts vor uns tat sich ein Tal auf mit einem Flüsschen, an dessen Ufer entlang sich ein dichterer Palmbewuchs zeigte.
Nach gut einer halben Stunde hatten wir den Scheitelpunkt unserer Wanderung erreicht und es sollte eigentlich auf dem gleichen Weg wieder zurückgehen. Aber der örtliche Reiseleiter stellte einen alternativen Weg vor, nämlich nicht eine 180 Grad Kehrtwende zu machen, sondern den rechts abbiegenden Weg nehmen, um ins besagte Tal zu gelangen und im Tal zurück zu den Bussen zu gelangen. Ein Problem sei allerdings, dass wir den Zeitplan nicht einhalten können. Ein paar Leute riefen: „Hurra, das machen wir!“ und somit war es scheinbar beschlossene Sache den alternativen Weg zu nehmen.
Das Problem war nur, dass der alternative Weg mehr und mehr aufhörte ein Weg zu sein. Wir befanden uns irgendwann in steilem, unwegsamem Gelände. Der Boden war mit losen Steinchen und Steinen bedeckt, was die Sache rutschig machte. Es passierte, was passieren musste, Doris rutschte aus, fiel auf den Hosenboden und schlug dabei mit dem linken Arm so unglücklich auf, dass der Arm kurz über dem Handgelenk gebrochen war. Nach einigen Minuten, als der erste Schock vorbei war, halfen wir ihr auf und man sah endlich ein, dass es absolut unsinnig wäre, den Weg zu den Bussen wie geplant fortzusetzen.
... aber irgendwann wurde es gefährlich.
Dies ist eines der letzten Fotos des "Abstiegs",
dann musste ich mich nur noch auf das Gelände
konzentrieren.
Also machte die ganze Gruppe Kehrt. Aber wie sollten wir Doris den Weg zurückschaffen, wir befanden uns, wie gesagt mitten im Niemandsland? Doris war tapfer und wollte den Aufstieg hier im freien Gelände zurück zu den Wegen versuchen. Wir legten den gebrochenen Arm in eine Schlinge, eine der beiden Phoenix-Reiseleiterinnen ich nahmen Doris in die Mitte und so quälten wir uns den schwierigen, rutschigen Abhang wieder hoch zu dem schon erwähnten Scheitelpunkt der Wanderung.
Der örtliche Reiseleiter hatte bei seiner Agentur mittlerweile einen PKW angefordert, der uns in ein Krankenhaus fahren sollte. Der Plan sah so aus, dass wir bis zum Bus zurücklaufen mussten, mit dem Bus noch bis zum Restaurant fahren konnten, wo die Gruppe zu Mittag essen sollte und wir dort in den PKW umzusteigen würden.
Man kann sich vielleicht vorstellen, welche Gedanken einem jetzt durch den Kopf gingen. Wir im Krankenhaus, in dem man nur spanisch spricht. Es war jetzt etwa 14 Uhr, aber um 17 Uhr würde das Schiff gnadenlos ablegen, vielleicht würde es noch maximal eine Stunde länger warten, also wir hatten schon jetzt nicht mehr mehr viel Zeit.
Doris unterhielt sich pausenlos mit der Phoenix-Reiseleiterin über alles Mögliche, um sich abzulenken. Das gelang sehr gut. Und irgendwann war auch der Aufstieg zum besagten Scheitelpunkt geschafft. Hier hätte uns auch ein Fahrzeug aufnehmen können, denn der Weg war breit und fest genug. Aber es gab dort noch kein Fahrzeug für uns. Also mussten wir weiter zum Eingang des Parks laufen. Inzwischen hatte man auch mit dem Schiff und dem Bordarzt Kontakt aufgenommen und der Plan “Transport in örtliche Klinik“ wurde fallen gelassen. Es sollte zunächst einmal eine Untersuchung im Bordhospital stattfinden und man beruhigte uns, dass es dort gute Fazilitäten gäbe. Wir befürchteten aber, dass nach der Untersuchung der Auszug aus dem Schiff folgen sollte.
Der Umstieg in der PKW der örtlichen Ausflugsagentur klappte wie vorgesehen und Fahrer, Phoenix-Tante, Doris und ich fuhren zurück nach Valparaiso zum Hafen. Es sollte auch geklärt sein, dass wir nicht durch das Terminalgebäude gehen und dann den Shuttlebus zur Artania nehmen müssten, sondern direkt dorthin fahren könnten. Das hat auch im Prinzip geklappt, aber diese Prozedur dauerte erheblich länger als zwei Fahrten mit dem Shuttlebus gedauert hätten, weil jede Menge wichtiger Leute, viele Telefonate, Papier und ein zusätzliches Fahrzeug mit Blaulicht notwendig waren, um drei Schlagbäume passieren zu können.
Über die Gangway ging es dann endlich ins Innere der Artania und dort ganz unten in den “Keller“ auf Deck 1 ins Bordhospital. Und jetzt stellte sich heraus, dass wir Riesenglück im Unglück hatten. Das Schiff hatte ein Röntgengerät und zwei Bordärzte. Um welche Ärzte es sich auf einem Kreuzfahrtschiff handelt, ist vom Zufall abhängig. Das kann ein “ganz normaler“ Facharzt für Allgemeinmedizin sein oder ein Arbeitsmediziner. Wir hatten aber einen Orthopäden, der als Unfallarzt gearbeitet hat und eine Ärztin, die auch als Anästhesistin arbeiten konnte, zur Verfügung.
Der Rest ist jetzt schnell erzählt. Die Röntgenaufnahme zeigte, dass es ein nicht ganz glatter Bruch war, der Knochen also etwas gerichtete werde musste. Doris bekam eine Narkose, von der sie hinterher meinte, dass es mehr so etwas wie “Happy Mushrooms“ oder LSD gewesen sein müsste, der Knochen wurde gerichtet und gegipst. Als das Schiff ablegte, lag sie in unserer Kabine im Bett.
Die Stimmung war trotzdem auf dem Tiefpunkt, denn es war klar, dass wir auf den Rest der Reise mit dem Handicap Gipsarm leben müssen, was eine erhebliche Beeinträchtigung bedeutet. Das fängt bei der Wahl der Kleidung an, die muss ja über den Gips gehen, geht über notwendige Hilfe die Doris z.B. beim Schneiden eines zähen Schnitzels oder beim Binden der Schuhe braucht. Jeepfahrten, Kanutouren, Schwimmen im warmen Wasser der Karibik, das konnte man sich schon jetzt abschminken.
Trotzdem waren wir natürlich froh, noch auf dem Schiff zu sein und nicht in einer Klinik, wo man am nächsten Tag hätte sehen müssen, wie man das Schiff wieder einholt.
46. Reisetag – Freitag, 20.2.2015 Coquimbo/Chile
Heute Nacht bekam ich Halsschmerzen, was ein untrügliches Zeichen für eine aufkommende Erkältung ist. Und so war es denn auch. Bis zum Morgen war die Erkältung mit Husten und Fieber komplett. Die nächsten drei Tage sollte mein Lieblingsaufenthaltsort das Bett sein. Von Coqimbo haben wir natürlich nichts gesehen, ich habe nicht einmal ein Foto vom Schiff aus gemacht.
47. Reisetag – Samstag, 21.2.2015 Seetag
Maritimer Frühschoppen und erneuter Galaabend fielen für uns komplett aus. Sogar unser Klapptisch blieb unbenutzt.
48. Reisetag – Sonntag, 22.2.2015 Iquique/Chile
Es gibt weder etwas zu berichten noch gibt es ein Foto.
49. Reisetag – Montag, 23.2.2015 Seetag
Ich komme langsam wieder auf die Beine, aber jetzt fängt Doris an zu “grippeln“.
Heute war Bergfest, das heißt, die Hälfte der Reise ist vorbei. Aus diesem Anlass wurde für die Passagiere, die die gesamte Reise von Anfang bis Ende mitmachen, ein besonderes Abendessen auf dem Außendeck organisiert. Die Köche grillten Steaks und Würstchen, es gab guten Wein (nicht den billigen Fusel, wie sonst zu den Mahlzeiten). Wir gingen auch hin.
Es war eigentlich ganz nett, hätte nicht Frau Gleiss-Wiedemann, ihres Zeichens Leiterin des Künstlerensembles, selbst Sängerin und Gattin des Kreuzfahrtdirektors zur Untermalung des Essens gesungen. Nicht das sie nicht schön gesungen hätte, aber das Ganze war viel zu laut, sodass der Schalldruck aus den Lautsprechern in meiner Terrine mit der Chilenischen Hirtensuppe einen hohen Wellengang erzeugte und man sich gegenseitig anbrüllen musste, wenn man kommunizieren wollte.
Liebe Phoenix-Leute, nur zur Information: Untermalung ist leise, Ballermann ist laut!
Zum Abendprogramm wurde ein Stargast angekündigt und zwar Gregor Meyle. Gregor Meyle? Seine Bekanntheit rührt aus der Teilnahme in einer Castingshow bei Stefan Raab bei Pro Sieben, wo er den zweiten Platz nach Stefanie Heinzmann (die kenne ich sogar) belegte. Ich sah mir die Show zum Teil an, die Open Air hinten am Heck stattfand. Gregor Meyle ist eigentlich ein Balladensänger, aber heute Abend war mehr Mitklatschen, Mitsingen und Stimmung angesagt. Das Filmteam hat fleißig gefilmt und man kann sich Teile der Show ab Herbst 2015 bei “Verrückt nach Meer“ im Fernsehen noch einmal ansehen.
50. Reisetag – Dienstag, 24.2.2015 Callao/Peru (1.Tag)
Eigentlich hatten wir für heute einen Transfer nach Lima, der peruanischen Hauptstadt gebucht, aber nach Doris‘ Unfall haben wir die Sache wieder storniert.
Um 11 Uhr hatte Doris einen Termin beim Schiffsarzt. Denn endlich waren die Schwellungen an Fingern, Handrücken und Arm etwas zurückgegangen, sodass ein neuer Gips angelegt werden konnte. Diese Prozedur wurde vom Filmteam begleitet, Doris wurde zum Unfall interviewt und wenn die Aufnahmen nicht der Schere des Cutters zum Opfer fallen, wird dies in irgendeiner Szene bei “Verrückt nach Meer“ zu sehen sein.
Übrigens: In 10 Monaten ist Weihnachten!
51. Reisetag – Mittwoch, 25.2.2015 Callao/Peru (2.Tag)
Heute früh gingen circa 100 Leute für drei Tage von Bord, um einen Ausflug nach Machu Picchu, den berühmten Ruinen der “verlorenen Stadt der Inkas“ zu machen. Der Besuch von Machu Piccu ist eigentlich ein touristisches Muss, aber uns hat abgeschreckt:
- Der Stress: 2 Inlandsflüge, Bustransfers und mehrstündige Bahnfahrt
- Die Massen: Wir haben gehört, dass man um 5:30 Uhr früh bereits in Machu Picchu sein muss. Später treten sich die Scharen von Besuchern gegenseitig auf die Füße
- Der Preis: 1.500 Euro pro Person
Und da wir beide noch mit den Nachwehen unserer Influenza zu tun hatten, war die Entscheidung zumindest im Nachhinein 100% richtig.
Wir gingen stattdessen gegen 10 Uhr von Bord. Direkt an unserem Liegeplatz war ein kleiner Indio-Markt aufgebaut, den wir kurz besuchten. Hier gab es Lederwaren, Ponchos, Lamas aus Plüsch und sonstiges, was der Peru-Reisende so zu brauchen scheint.
Man hätte auch mit einem Shuttlebusbus das Hafengelände verlassen können, um eine paar Schritte in der Hafengegend zu laufen. Jedoch wurde genau davor ausdrücklich gewarnt, da es dort verstärkt immer wieder zu Überfällen kommt. Man solle sich unbedingt mit einem Taxi ins Zentrum fahren lassen, dort sei es sicherer. Aber größere Unternehmungen wollten wir noch nicht machen, so blieb es bei den fünf Ständen des Indio-Marktes
Sehr schön war die Abfahrt der Artania gegen 15 Uhr. Der Hafen ist massenweise bevölkert von den verschiedensten Seevogelarten, von denen immer wieder welche das Schiff umkreisten. Besonders Pelikane mit ihren großen Schnäbeln sehen beeindruckende aus, wenn sie dicht am Schiff vorbeifliegen.
Gleich hinter der schützenden Hafenmauer ankerte eine große Flotte von Fischebooten.
Im Vordergrund dein Schlepper, der uns bei Motorschaden sofort wegschieben würde,
damit wir nicht auf die Fischerboote treiben würden.
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