Die meiste Zeit habe ich beim Schreiben die Vergangenheitsform gewählt. Beim Schreiben “ins Unreine“ bin ich immer wieder in die Gegenwartsform gewechselt und habe dies dann korrigiert.
Ab sofort schreibe ich ganz einfach im Präsens, das scheint mir flüssiger von dee Hand zu gehen.
63. Reisetag – Montag, 9.3.2015 Seetag
Um 11:00 findet mal wieder der “Maritime Frühschoppen“ statt. Dass sich die Veranstaltungen wiederholen, ist nicht weiter schlimm, denn es besteht keine Anwesenheitspflicht.
Herr Michael D., ein treuer Leser dieses Blogs (siehe Eintrag vom 24.1.215), ist vor zwei Tagen in Acapulco an Bord gekommen und wir haben ihn heute getroffen. Er hat für Doris zwecks schnellerer Genesung des lädierten Arms ein große Packung Mon Cheri mitgebracht. Wir haben uns über diese nette Geste sehr gefreut.
Am späten Nachmittag findet, wie zu Beginn eines jedes Reiseabschnitts, ein Kapitänsempfang statt. Dazu reiht man sich in ein lange Schlange ein und kann dann dem Kapitän die Hand schüttelt und sich dabei fotografieren lassen. Selbst Gäste, die wie wir schon länger auf dem Schiff sind, nehmen an dieser Zeremonie zum wiederholten Male teil. Das beweist, wie wichtig doch solche Rituale für viele Leute sind.
Am Abend ist, wie üblich nach dem kapitänsempfang Gala in den Restaurants angesagt.
Unser Klapptisch aus Buenos Aires kommt erneut zu Ehren, als uns der für den Kabinenservice zuständige Kellner ein Schnitzel für Doris und einen großen Cheeseburger für mich anliefert
64. Reisetag – Dienstag, 10.3.2015 Puerto Chiapas/Mexiko
Der Hafen liegt weit außerhalb irgendwelcher Ortschaften. Dennoch haben wir nicht vor, auf eigene Faust etwas zu unternehmen und auch die angebotenen Ausflüge fanden entweder nicht unser Gefallen oder war wegen des Gipsarms von Doris nicht machbar, wie zum Beispiel eine Mangrovenfahrt in kleinen Ruderbooten.
An der Pier befindet sich ein Restaurant mit Swimmingpool, beides wird aber kaum von den Gästen der Artania genutzt, den für die laute Techno-Musik, die aus den dort aufgestellten Boxen dröhnt, ist die meist ältere Kreuzfahrer-Klientel wohl doch nicht die optimale Zielgruppe.
Interessanter ist da eher die kleine Tierschau, die Naturschützer in einiger Entfernung von den Techno-Boxen präsentieren. Leguane, Gürteltiere, Schlangen und der hier in Mittelamerika allgegenwärtige Pelikan kann man betrachten. Eine kleine Spende ist erwünscht.
In einem Pavillon kann man in einigen Souvenir- und Kunsthandwerksläden seine Dollars loswerden oder abwechselnd den Folkloretänzern und Tänzerinnen zuschauen und der Folklore-Livemusik zuhören. Das wichtigste Instrument der mittelamerikanischen Musik ist die Marimba, ein großes Holzxylophon. Ihr Klang dominiert jedes Musikstück, ob live oder im Radio.
Am späten Nachmittag legen wir ab. Unser Ziel ist das benachbarte Guatemala.
65. Reisetag – Mittwoch, 11.3.2015 Puerto Quetzal/Guatemala
Der heutige Hafen liegt abseits von bewohnten Gebieten und dient für diese Reise lediglich als Ausgangspunkt für Ausflüge. Wir haben keine Ausflüge gebucht und wollten uns eventuell mit dem Taxi in einen der nächstgelegen Orte fahren lassen, nehmen aber davon Abstand, als wir im Reiseführer lesen: “Die Kriminalität in ganz Guatemala ist hoch; bewaffnete Raubüberfälle auf Touristen sind häufig. Tragen Sie keinerlei Wertsachen auf sich, wehren sich nie gegen Angreifer, und beachten Sie entsprechende Warnungen.“
Ein Shuttlebus bringt uns aber zum Hafenausgang, wo eine kleine touristische Infrastruktur vorhanden ist. Ein Jademuseum mit angeschlossenem Schmuckgeschäft und Souvenirstände mit knallbunten Textilien und dem üblichen Krimskrams warten auf den dollarschweren Touristen.
Wir finden auch ein Café, das WiFi anbietet. Allerdings sind hier die Bedingungen knallhart. Es wird nicht, wie üblich, beim Bestellen eines Getränks kein Passwort bekannt gegeben, sondern nur bei einen Umsatz von 5 Dollar kann man der Dame hinter dem Tresen sein Smartphone oder Laptop übergeben und sie tippt dann das geheime Kennwort ein, sodass es für den Gast unsichtbar bleibt und es nicht unter der Hand weitergegeben werden kann. Für Doris‘ Smartphone und mein Netbook muss also ein Umsatz von mindestens 10 US-Dollar getätigt werden. Mit zwei Cola und einem Päckchen guatemalischen Kaffee könnten wir beinahe noch einen dritten Computer ans Netz bringen. Die Verbindung ist OK und der 9. Blogabschnitt kann hochgeladen werden.
Eine Präsentation heimischer Trachten in Form einer kleinen Modeschau rundet den Vormittag ab.
Der Nachmittag und frühe Abend war mit Siesta, Besuch des Fitnessraums und An-der-Reling-Stehen bei der Ausfahrt voll ausgefüllt.
66. Reisetag – Donnerstag, 12.3.2015 Acajutla/El Salvador
Schon früh um sieben Uhren machen wir an der Pier fest. Eine Folkloretanzgruppe begrüßt unsere Ankunft. Aber erst wird in Ruhe gefrühstückt ehe der Shuttlebus bestiegen wird der uns aus dem Hafengelände bringt. Ähnlich wie gestern liegt der Hafen weitab von bewohnter Gegend, aber man hat lässt auch hier den Touristen im Niemandsland nicht im Regen stehen, denn man Möglichkeiten etwas zu trinken bei einem der Souvenirständen, den ein oder anderen Dollar zu lassen. Auch könnte man über eine Treppenkonstruktion an einen kleinen Strand gelangen können, aber große Steine und starke Brandung laden nicht dazu ein, die Füße ins Wasser zu halten.
Für den Nachmittag steht der bei uns der Ausflug “Landschaftsfahrt mit Kaffeeplantage“ auf dem Programm, Abfahrt 13 Uhr. Allerdings sind die Busse von den Vormittagsausflügen noch nicht da und genau mit diesen sollte unsere Tour durchgeführt werden. Mit mehr als 30 Minuten Verspätung geht es los. Das ist insofern von Bedeutung, da das Schiff um 18 Uhr ablegen soll. Entsprechend war die Tour. Der Busfahrer fuhr am Limit, sodass die Landschaft nur so vorbeirauschte. Der 10 minütige Fotostopp in einer Ortschaft mit einem unaussprechlichen indianischen Namen, den ich schon wieder vergessen habe, kann entweder zum Fotografieren der Kirche oder zur Benutzung des Baño (spanisch: Toilette) genutzt werden. Beides geht nicht.
Die getrockneten Bohnen werden zur Sortieranlage getragen.
Sackkarren scheinen hier unbekannt zu sein.
An Bord des Busses sind ein örtliche Führer und eine örtliche Führerin. Der Führer zählt in Englisch zusammenhanglose Fakten über Geschichte und Natur El Salvadors auf. Die zweite Führerin tut sich sehr schwer, das von ihrem Kollegen gesagte ins Deutsche zu übersetzen.
Knapp zwei Stunden nach unserem Start am Hafen erreichen wir das Hauptziel, die Kaffeeplantage. So richtig eine Plantage ist es nicht, eher ein etwas größerer Garten mit Kaffeepflanzen neben einer Kaffeerösterei.
Einem kurzen Vortrag im “Garten“ über die Kaffeepflanze folgt ein Besichtigung der Fabrik Kaffeebohnen trocknen in der Sonne und werden dabei ständig von Männern mit einer Art Schneeschieber gewendet. Man zeigt uns, wie mit maschinell betriebenen Rüttelsieben die Bohnen sortiert werden. An einem langen Fließband sitzen etwa 20 Frauen und sortieren per Hand schlechte Bohnen. Wir werden durch das Lager geführt, in dem tausende von prallen Säcken gestapelt sind. Der krönende Abschluss ist trinken wir in einem idyllischen Garten unter schattigen Bäumen einen Becher des hier produzierten Kaffees.
Auf zum nächsten Tagesordnungspunkt, eine Folkloreshow auf der Plaza in einem Städtchen mit ebenfalls unaussprechlichen indianischem Namen. Die Darbietung unterscheidet sich in keinster Weise von dem, was wir am Morgen im Hafen bereits gesehen haben.
Die Zeit drängt und wir fahren zum Schiff zurück. Hatten wir uns bisher in den Ausflugsbussen relativ sicher gefühlt, bekamen wir es jetzt doch mit der Angst zu tun. Dachten wir, dass auf der Hinfahrt der Fahrer schon am Limit gefahren ist, so legte er jetzt noch ein, zwei Schippen drauf und das bei einer Kurvenreiche Strecke bergab. Es ist uns unbegreiflich, warum die Ausflugsbegleiterin von Phoenix nicht eingeschritten ist, aber vielleicht bekommt sie Minuspunkte, je verspäteter der Bus ankommt. Wir sind heilfroh, dass wir heil am Schiff ankommen. Über so viel Verantwortungslosigkeit kann man nur den Kopf schütteln. Wir waren zwar nicht die Einzigen, die sich über die Fahrweise entsetzten, aber eine Frau erklärte fröhlich lachend: „Was denn, der ist doch prima gefahren.“ Dummheit stirbt eben nicht aus. Auch den stellvertretenden Kreuzfahrtdirektor, mit dem wir am Abend ein Gespräch wegen Doris‘ Unfall haben, beeindruckt unsere Schilderung über die Höllenfahrt nicht besonders.
67. Reisetag – Freitag, 13.3.2015 Corinto/Nicaragua
Der heutige Tag verspricht locker abzulaufen. Wir liegen heute Vormittag für einen halben Tag hier an der Pier im Hafen von Corinto, direkt im Stadtzentrum.
Corinto ist anscheinend die Stad des Fahrrads und der Fahrradrikschas. Wir bummeln ein wenig durch die Straßen und beschließen, auch mal mit einer Rikscha zu fahren. Es ist kein Problem, einen Fahrer zu finden. Problematisch ist eher, ihm begreiflich zu machen, was wir wollen. Mit Händen und Füßen und Block und Bleistift formulieren wir unseren Wunsch nach einer halbstündigen Rundfahrt, deren Ende in Hafennähe sein sollte. Den Preis von 5 US-Dollar finden wir in Ordnung. Unser Fahrer radelt uns durch belebte und weniger belebte Straßen und Sträßchen und wir bekommen einen kleinen Eindruck von der Stadt.
Wie besprochen lädt er uns an der Plaza ab, die nur einen Steinwurf von unserem Liegeplatz entfernt ist. Wir besichtigen schnell die Kirche, die sehr schlicht eingerichtet ist und drehten noch eine Runde über die Plaza.
Die Kirche und rechts daneben das Gebäude
des Missionskreis Pater Schendel
Damit sollte die heutige Städtetour eigentlich beendet sein. Auf dem kurzen Weg zum Schiff kommen wir noch mal an der Kirche vorbei. Neben der Kirche befindet sich ein Gebäude und durch ein offenes Fensters kann man in einen Raum sehen, in dem ein kleines Schiffsmodel und Bilder an der Wand zu sehen sind. Ich vermute ein kleines Museum und wir wollen schon weiter, als uns ein Einheimischer in Spanisch anspricht und uns irgendwie begreiflich macht, dass wir da hineingehen sollen bzw. können. Etwas skeptisch folgen wir ihm ins Innere. Die Tür zu dem “Museum“ ist abgeschlossen und er geht wohl jemanden suchen, der aufschließen kann. Er kommt mit einer jungen Frau zurück, die uns in makellosem Deutsch begrüßt. Kein Wunder, sie ist Deutsche und macht hier so etwas, wie ein soziales Jahr. Sie schließt das "Museum" auf, welches sich als ein Büro entpuppt und sie erzählt uns von ihren Aufgaben und Arbeiten hier in Corinto und das so erfrischend, interessant und begeistert, dass wir ihr fasziniert zuhören.
Vor vielen Jahren hatte ein deutscher Pater, sein Name war Schendel, begonnen, hier soziale Projekte zu realisieren. Damit diese Projekte weiterlaufen, gründete sich in Deutschland der Missionskreis Pater Schendel. Dieser Kreis finanziert zum Teil die Arbeiten hier vor Ort. Es gibt zum Beispiel ein Seniorenheim oder Schulbildung für Prostituierte, mit dem Ziel sie aus dem Milieu herauszuholen. Auch Aufklärung und Sensibilisierung für den Umweltschutz ist eine Aufgabe, die sich die Organisation gestellt hat.
Die junge Frau, sie heißt Katrin Lueke, hat mit 17 Jahren ihr Abitur gemacht und wollte nicht den “normalen“ Weg gehen, nämlich ein Studium gleich im Anschluss an das Abi anzufangen und hat sich für die soziale Arbeit hier entschieden. Sie erzählt, dass der Anfang nicht ganz leicht war. Mit drei Jahren Spanischuntricht aus der Schule im Gepäck kam sie hierher und musste sich erst langsam an den doch etwas sehr anderen spanischen Dialekt gewöhnen.
Es ist faszinierend ihren Schilderungen zu zuhören. Die Begeisterung für ihre bestimmt nicht leichte Arbeit hört man immer wieder heraus. Sie bedauert, dass ihre Zeit hier bald vorbei sein wird und sie wieder nach Deutschlang zurückkehrt.
Die Begegnung mit Katrin Lueke ist mit Sicherheit ein “Reiseerlebnis“, dass wir so schnell nicht vergessen werden.
Wir können so viel Engagement und Enthusiasmus nur bewundern und wünschen an dieser Stelle Katrin für ihren weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute.
Unser Schiff wurde mit Marimba-Klängen verabschiedet
Um 13 Uhr legt unser Dampfer ab mit dem Ziel Panama.
68. Reisetag – Samstag, 14.3.2015 Seetag
In jedem Reiseanschnitts gibt es laut Katalog eine Begrüßungsgala, eine Zwischengala und eine Abschiedsgala, außerdem ein Frühschoppen mit Freibier. Heute ist die Zwischengala dran. Unser Klapptisch wird zum unverzichtbaren Möbelstück.
Interessant ist im Übrigen der folgende Hinweis im Tagesprogramm.
Aus gegebenen Anlass
Aus Rücksichtnahme den mitreisenden Passagieren gegenüber bitten wir Sie,
- angemessene Kleidung zu den Mahlzeiten im Restaurant zu tragen (keine kurzen Hosen, Sportbekleidung, Muskelshirts etc.),
- beim Betreten des Restaurants die Desinfektionsspender zu nutzen,
- keine Sonnenliegen und Sonnenschirme zu reservieren,
- vor dem erfrischenden Bad im Pool die Dusche zu benutzen,
- die Saune-Einteilung zu respektieren (Damen/Herren/gemischt),
- die Tische an der Phoenix-Bar/Phoenix Lounge nicht als Fußbank zu benutzen,
- die Geräte im Fitnessraum nur in entsprechender Sportbekleidung zu nutzen,
- ein Handtuch als Unterlage zu nutzen, wenn Sie in Badebekleidung die Polstermöbel im Außenbereich nutzen,
- keine Badebekleidung in den Gesellschaftsräumen des Schiffes zu tragen.
- Des Weiteren ist es aus ästhetischen und hygienischen Gründen nicht gestattet, sich im Schiffsinneren barfuß und/oder nur mit Badebekleidung aufzuhalten.
Es sind nicht wenige, an die dieser Apell gerichtet ist. Es fehlen eigentlich noch die Hinweise
- auf die Verhaltensregel, dass man nach dem Einsteigen ins Tenderboot auf den Sitzbänken durchrutschen soll, damit die Nachfolgenden nicht über diejenigen, die schon Platz genommen haben (und ihre Pole-Position fürs Aussteigen nicht mehr hergeben wollen) klettern müssen.
- auf die Selbstverständlichkeit, dass man die öffentlichen Toiletten auf dem Schiff in einem sauberen Zustand hinterlassen sollte.
Dieselben Leute, die im feinen Zwirn zum Kapitänsempfang und den Galadinnern schreiten, benehmen sich nicht besser als besoffene Proleten am Ballermann. Schlicht und ergreifend ein asoziales Pack in Nadelstreifen.
So, das musste mal gesagt werden!
69. Reisetag – Sonntag, 15.3.2015
Fort Amador (Panama-City)/Panama
Wir liegen auf Reede vor Fort Amador. Fort Amdor ist der Yachthafen von Panama-City und liegt einige Kilometer außerhalb des Zentrums, deren entfernte Skyline wir vom Schiff aus sehen können.
Am Vormittag tendern wir an Land. Außer einem Duty-Free-Shop und einem Restaurant gibt es hier nichts. Nach einer halben Stunde ist unser Landgang bereits wieder zu Ende.
Auffällig sind natürlich die viele Yachten. Es müssen Hunderte sein und alles dicke Brocken, nicht irgendwelche Motorbötchen, die man schon für weniger als eine Million Dollar erwerben kann. Was noch auffällt ist, dass fast alle Boote brach liegen, nirgends sieht man Leute auf den Decks. Das ändert sich auch nicht am Nachmittag und auch am Abend brennt auf keinem der Boote Licht.
Am Nachmittag geht es wieder mal auf einen Ausflug – “Gamboa Regenwald Resort“. Mit dem Bus fahren wir eine gute Stunde und streifen dabei auch Panama-City. Die Gebäude und die Straßen, alles piko bello in Schuss. Schließlich regiert hier das Geld. Sehr viele Schiffe weltweit fahren unter panamaischer Flagge, unter anderem aus steuerlichen Gründen. Außerdem ist Panama grundsätzlich ein Steuerparadies und das zieht natürlich Kapital an.
Das Gamboa Regenwald Resort ist ein Luxushotelanlage mitten im Sobarania-Nationalpark. Hier bekommen wir in der Hotel-Lobby einen Fruchtpunsch serviert und dann geht es gleich per Bus weiter zu der wenige Kilometer entfernten Talstation einer sogenannten Luftseilbahn. Hier steigen jeweils 5 Leute mit einem lokalen Führer bzw. Führerin in eine offene Gondel, die uns über und zwischen den Regenwaldbäumen in einer knapp halbstündigen Fahrt zur Bergstation bringt. Auf der Fahrt erfahren wir allerhand über Flora und Fauna des Regenwalds. Mit der Fauna, also der Tierwelt, war es in Sachen Beobachtung nicht allzu doll. Ein Faultier weit entfernt an einem Ast hängend konnte man leicht mit einer Kokosnuss verwechseln. Den bunten auffälligen Tukan haben wir zumindest gehört und angeblich war in einem Tümpel von hier oben aus der Gondel ein Krokodil zu sehen. Doris und ich sehen nix.
Ameisen und Termiten bauen ihre Nester hoch in den Bäumen und zumindest die Ameisen konnten wir die Baumstämme hoch und runter marschieren sehen.
Obwohl es also mit der Fauna etwas hapert, in Sachen Flora werden wir mehr als entschädigt. Ich denke die Bilder sprechen ein wenig für sich und ich kann mit die schriftliche Schwärmerei sparen.
Von der Bergstation laufen wir die wenigen Meter zu einem circa 30 Meter hohen Aussichtsturm, den wir besteigen. Das besondere an den Turm ist, dass er keine Treppen hat, sondern man schraubt sich zu Fuß auf einer Rampe Plattform und Plattform nach oben. Wir stellen erstaunt fest, dass das ist weniger anstrengend ist, als wenn man über Treppenstufen hinauf gemusst hätte . Auf halber Strecke bricht übrigens die Ausflugsbegleitung von Phoenix die Turmbesteigung wegen Höhenangst ab, während Doris trotz ähnlicher Empfindungen tapfer die Turmspitze erklimmt.
Oben hat man einen tollen Blick auf den Panamakanal und Rio Chagres Fluss. Der Rio Charges ist für den Panamakanal von großer Bedeutung.
Zum Bau des Panamakanals wurde der Unterlauf in den Jahren 1907 bis 1913 durch den Gatún-Damm zu dem 26 m über dem Meeresspiegel liegenden Gatúnsee (span. Lago Gatún) aufgestaut. Dieser stellt den zentralen Teil des Panamakanals dar. Gleichzeitig liefert der Río Chagres das für den Betrieb der Kanalschleusen benötigte Wasser. Um Störungen des zunehmenden Schiffsverkehrs durch den ungezähmten Fluss zu vermeiden und auch in trockenen Perioden ausreichend Wasser für den Schleusenbetrieb zu haben, wurde der Río Chagres 1935 im Oberlauf zusätzlich durch den Madden-Damm zum Alajuelasee aufgestaut. (Quelle Wikipedia)
Mit der Seilbahn fahren wir wieder zurück zur Talstation um das nächste Ziel des Ausflugs, die Ausstellungen des Smithsonian-Instituts in Angriff zu nehmen. Dort sind drei Besichtigungen zu absolvieren, nämlich Frösche in einem Freiluftterrarium, Schmetterlinge in einer Voliere und eine Orchideenschau in einem Mustergarten.
Die Frösche, ich weiß nicht mehr, wie sie heißen, sind daumennagelgroß und giftig. Die Schmetterlinge haben auffällige, blaue Flügel, aber es gelingt nicht, sie im Flug zu fotografieren, sie sind zu flatterhaft. Wenn Sie still irgendwo mit zusammengeklappten Flügeln sitzen, kann man nur die Unterseite der “Tragflächen“ sehen.
Die Unterseiten der Flügel sind zwar sehr schön gemustert, allerdings nur in einer unscheinbaren braunen Farbe.
Bei den Orchideen stellt sich bei uns eine touristische Übersättigung in Sachen Natur ein, sodass wir nicht, wie andere Hobbyfotografen jede Art und Unterart ablichten, sondern es mit einer einzigen Aufnahme mit der Gesamtansicht des Gartens belassen.
70. Reisetag – Montag, 16.3.2015 Durchfahrt Panama-Kanal
Um halb lichten wir den Anker und es geht gleich unter der Puente de las Américas hindurch, eine große Brücke, die den Panama-Kanal, der hier anfängt, überspannt.
Der Panama-Kanal wurde 1914 eröffnet und verbindet den Pazifik mit dem Atlantik und erspart den Schiffen die von einem Ozean im den anderen fahren müssen, die Umrundung von Kap Hoorn oder die Fahrt durch die Magellanstraße ganz unten an der Spitze von Südamerika. Das bedeutet eine Ersparnis von 8.100 Seemeilen (15.000 Kilometer). Wenn man eine Geschwindigkeit eines Frachters mit 15 Knoten annimmt (knapp 30 Km/h) so verkürzt sich die Reisezeit damit um circa drei Wochen. Der Kanal selbst ist 82 Kilometer lang und beginnt auf der pazifischen Seite in Panama-City und endet auf der atlantischen Seite in Colón.
Der Kanal wurde von den Amerikanern gebaut und bis 1999 auch von Ihnen betrieben. Sie hatten die Kanalhoheit. 2000 wurde die Kanalhoheit an Panama übergeben und wird seitdem von der panamaischen Kanalbehörde Panama Canal Authority (span. Autoridad del Canal de Panamá – ACP) wahrgenommen. Die Kanalbehörde beschäftigt etwa 9000 Mitarbeiter.
Pro Jahr passieren 14.000 Schiffe den Kanal und spülen über die Kanalgebühren gut 1 Milliarde Dollar in die Staatskasse von Panama.
Bei der Durchfahrt passiert man 3 Schleusenanlagen, die im Gegensatz zum Suezkanal jeweils paarweise angelegt sind. Dadurch können Schiffe die den Kanal in Richtung Atlantik-Pazifik befahren und Schiffe, die den Kanal in Richtung Pazifik-Atlantik befahren gleichzeitig geschleust werden bzw. zwei große Schiffe, die den Kanal in gleicher Richtung befahren parallel abgefertigt werden. Auch ist der gesamte Kanal breit genug, dass sich Schiffe außerhalb der Schleusen begegnen können.
Durch die Breite der Schleusenbecken von 33,53 Meter (110 Fuß) und die Länge des kürzesten Beckens von 304 Metern (1000 Fuß), dem maximalen Tiefgang von 12 Metern und der Höhe von knapp 58 Metern (190 Fuß) der Brücke Puente de las Américas über der Wasserlinie ist die Größe eines Schiffs, dass den Kanal passieren kann, begrenzt. Ein Schiff gehört der sogenannten Panamax-Klasse an, wenn es gerade noch durch die Schleusen des Kanals passt und unter der Puente de las Américas durchfahren kann.
Die Schiffsdaten der Artania sind:
(in Klammern die Abmessungen der Schleusen)
Länge: 213 m (304 m)
Breite 29 m (33,5 Meter)
Tiefgang: 7,80 m (12 m)
Man sieht, wir können den Kanal problemlos passieren.
Schon kurz nachdem wir die Puente de las Américas hinter und gelassen haben, erreichen wir das erste Schleusensystem, die Miraflores-Schleusen, die mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Schleusenkammern unser Schiff auf eine Höhe von 16,5 Metern anheben soll.
Seit Beginn der Kanalfahrt haben wir einen Lotsen an Bord. Jetzt kurz vor der Einfahrt in die erste Schleuse kommen noch mehr Mitarbeiter der Kanalbetreibergesellschaft an Bord. 19 sogenannte Muring-Männer steigen von einem kleinen Boot über auf die Artania. Diese Männer haben die Aufgabe, in der Schleuse die Stahlseile der Treidelloks an der Artania fest zu machen.
Die Treidelloks sind kleine Zahnrad-Diesellokomotiven, die die Aufgabe habe, die Schiffe durch die Schleuse zu ziehen und insbesondere sie in der “Spur“ zu halten, damit es in den Schleusenkammern nicht zu einer Havarie kommt, indem das Schiff eine Schleusenwand rammt, auf Grund läuft und dadurch eine Schleuse komplett blockieren würde, der GAU für den Kanal.
Für die Artania werden 8 dieser Loks benötigt. Zwei vorne steuerbord, zwei vorne Backbord, zwei hinten steuerbord und noch mal zwei hinten backbord. Die Loks werden die Artania allerdings nicht ziehen, sondern lediglich in den Schleusenkammern in der Spur halten. Die Artania selbst bewegt sich mit eigenem Antrieb.
Kurz vor der Einfahrt in die erste Schleusenkammer werden die Stahlseile mit denen die Treidelloks unser Schiff in der Spur halten nach und nach mit Hilfe von Seilen auf unser Schiff gezogen und von den Muring-Männern fachgerecht vertäut. Jede Lok ist mit zwei Seilen ausgestattet.
Die Tore der Kammern sind doppelt vorhanden. Falls ein Schiff ein Tor beschädigen würde, könnte das Zweite immer noch das Öffnen und Schließen der Schleuse alleine übernehmen.
Da im Moment kein Gegenverkehr herrscht, wird parallel zu uns ein weiteres Kreuzfahrtschiff, die Island Princess, die ebenfalls in Richtung Atlantik unterwegs ist, geschleust.
Das ist insofern prima, da wir zusätzlich zum eigenen auch den Schleusungsprozess der Island Princess beobachten können. Die Island Princess ist mit knapp 300 Metern Länge erheblich größer als unser Schiff und passt gerade so in die Schleusenkammern.
Auf der Island Princess muss gestern eine Bastelstunde stattgefunden haben. Etliche Passagiere halten große selbstbeschriebene Pappschilder vor sich, auf denen sie ihrer Freude über die Kanaldurchfahrt Ausdruck verleihen.
Die Einfahrt in die Schleusenkammer dauert recht lange, so etwa eine halbe Stunde, weil wir uns nur im Schneckentempo bewegen. Nachdem sich das Schleusentor hinter uns wieder schließt, wird die Kammer geflutet. Das geht recht schnell. Innerhalb von 8 Minuten werden wir um 8 Meter angehoben.
Die zweite Kammer schließt sich unmittelbar an die erste Schleusenkammer an, das heißt das Ausfahrtstor der ersten Schleusenkammer ist das Einfahrtstor der Zweiten. Auch hier werden wir wieder um etwa 8 Meter angehoben.
Bis zur nächsten Schleuse, der Pedro-Miguel-Schleuse werden wir von einem Schlepper begleitet, der im Falle eines Maschinenschadens der Artania verhindern würde, dass unser Schiff unkontrolliert im Kanal dümpelt.
Die Pedro-Miguel-Schleuse besteht nur aus einer Kammer und bringt uns um weitere 10 Meter nach oben, sodass wir den Scheitelpunkt der Kanaldurchfahrt erreichen. Der Schleusungsvorgang ist identisch wie der an der Mira-Flores-Schleuse, mit Treidelloks, Island Princess etc. Wir erreichen den Gatunsee, der für die Wasserversorgung der Schleusensysteme genutzt wird.
Während der ganzen Zeit stehen wir auf den Außendecks, mal vorn, mal hinten, mal Backbord, mal steuerbord. Immer gibt es etwas Interessantes zu sehen und zu fotografieren. Die 1200 Passagiere der Artania verteilen sich so auf dem gesamten Schiff, dass es nirgends zu Problemen derart kommt, dass man in der zweiten oder gar dritten Reihe steht und nichts sieht.
Um 13 Uhr wird schnell Mittag gegessen und gleich danach geht es wieder nach draußen. Jetzt ist viel Natur zu beobachten.
Auf der Berspitze sieht man knapp über den Bäumen
das Dach des gestern von uns besuchten Aussichtsturms
Steuerbord auf einem Berg erkennen wir den Aussichtsturm, von dem wir gestern beim Ausflug einen ersten Blick auf den Kanal werfen konnten.
Am späten Nachmittag erreichen wir die dritte und letzte Schleuse, die Gatun-Schleuse. Sie besteht aus drei Kammern, die uns um 26 Meter nach unten auf Atlantikniveau schleusen sollen.
Nachdem wir die dritte Kammer verlassen haben befinden wir uns im Atlantik auf Höhe der Hafenstadt Colón.
Über die Bordlautsprecher wurde uns schon während der gesamten Durchfahrt Wissenswertes über den Panamakanal vermittelt. So erfahren wir jetzt, dass in Colón 40% der Bevölkerung arbeitslos ist und Touristen wegen der hohen Kriminalität dringend abgeraten wird, die Stadt zu besuchen. Panama-City blüht, wächst und gedeiht und hier, nur 80 Kilometer weiter liegt wohl einiges im Argen.
Unsere Kanaldurchfahrt hat knapp zehn Stunden gedauert. Wir standen die meiste Zeit davon irgendwo an der Reling und es war uns nie langweilig. Die bereits vor hundert Jahren beim Bau erbrachten Ingenieurleistungen, die technische Faszination der Schleusen und die Natur an den Kanalufern haben uns all die Stunden in ihren Bann gezogen.
Das Ergebnis unserer Faszination sind bei Doris etwa 130 und bei mir mehr als 340 Fotos. Diese Anzahl muss heute Abend noch auf ein verträgliches und überschaubares Maß eingedampft werden. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe, denn es tut einem immer wieder in der Seele weh, ein Foto zu löschen.
Das Schiff musste übrigens für Kanalgebühren, Kosten für Lotsen, Schlepper und Muring-Männer 206.150 US-Dollar hinblättern. Dieser Betrag musste spätestens 48 Stunden vor der Durchfahrt bei der Kanalgesellschafft eingegangen sein, sonst hätten wir den Kanal nicht passieren dürfen.
Da wir durchfahren durften, muss das Geld wohl rechtzeitig bei der Autoridad del Canal de Panamá angekommen sein.
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