Mit dem Schiff einmal rund um Südamerika
2015 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Heute ist schon wieder Galaabend. Warum? Wir wissen es nicht.
Ob unser Platz am Kapitänstisch heute Abend freigeblieben ist oder ob es Nachrücker gegeben hat, wissen wir ebenfalls nicht.
Wir begehen den Galaabend traditionell mit Schnitzel und das ist jetzt neu, auch mit Cheeseburger in unserer Kabine auf unserem Klapptisch.
Gestern Abend sind wir in die Magellanstraße eingefahren.
Die Magellanstraße (lateinisch Fretum Magellanicum, spanisch Estrecho de Magallanes) ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenkanälen zwischen dem südamerikanischen Festland und der Insel Feuerland. Sie verbindet zudem kurz vor dem südlichsten Ende Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Seit 1881 gehört die Magellanstraße zum chilenischen Hoheitsgebiet. (Quelle: Wikipedia).
Die Entdeckung dieses Seewegs war eine Alternative zur Umrundung des Kap Hoorns, war aber wegen der schwierigen Wetter- und Strömungsverhältnisse für die früheren Segelschiffe dennoch auch sehr gefährlich.
Nach etwa der Hälfte der Magellanstraße auf der patagonischen Seite liegt unser Ziel Punta Arenas. Die Pier war bereits von einem anderen Kreuzfahrtschiff belegt und so mussten wir Ankern und tendern, um an Land zu kommen.
Da laut Reiseführer diese knapp 120.000 Einwohner zählende Stadt außer einigen Museen keine besonderen Sehenswürdigkeiten besitzt, hatten wir wieder einen Ausflug gebucht. Angeboten wurde eine Kajakfahrt, eine Wanderung für geübte und trainierte Wanderer, eine Stadtrundfahrt und der Besuch einer Pinguinkolonie
Da erschien uns die Pinguinkolonie am ungefährlichsten. So würden wir weder ins Wasser fallen (Kajakfahrt), noch uns Blasen laufen (Wanderung), noch uns langweilen (Stadtrundfahrt). Dass wir bereits in Puerto Madryn einen ähnlichen Ausflug absolviert hatten und es sich hier ebenfalls um Magellanpinguine handelt, störte uns nicht weiter.
Was uns bedenklicher erschien, war die Tatsache, dass inzwischen ein weiteres Kreuzfahrtschiff hier den Anker geworfen hatte.
Am Vormittag nach einer guten Stunde Busfahrt erreichten wir das weitläufige Gelände am Otway-Meeresarm wo wir die “niedlichen Geschöpfe in ihren natürlichen Lebensraum“, so die Ausflugsbeschreibung, beobachten sollten. Die Pinguinkolonie war erheblich kleiner, als die von vor drei Tagen und schlechter zu beobachten, weil die Tiere sehr viel weiter von den Wegen entfernt aufhielten. Richtiges Gedränge herrschte nicht bei den Tieren sondern bei den Menschen auf den Rundwegen, obwohl diese doch sehr langläufig waren, aber wenn drei Kreuzfahrschiffe ihre Menschladung in vielen vielen Bussen hierher schicken, dann ist Schluss mit Lustig.
Das verdarb uns aber nicht unsere Laune, denn wir richteten unser Augenmerk hier auf dem Gelände und auch währende der Busfahrt auf die interessante Landschaft und Vegetation. Zudem waren die Ausführungen der örtlichen chilenischen Reiseleiterin über die Geschichte und die Entwicklung der Stadt recht interessant.
Am Nachmittag tenderten wir noch einmal an Land, um doch noch einen Blick auf den Ort zu werfen. Nur wenige hundert Meter vom Hafen entfernt entdeckten wir ein Highlight, dass in keinem Reiseführer beschrieben war. Zwei ins Meer reichende Stege waren bevölkert von mehreren hundert, vielleicht sogar mehr als tausend Kormoranen.
Gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite war eine mit Gemälden verzierte Häuserfront zu bewundern und zu fotografieren.
Wir fanden auch eine Wechselstube und konnten uns mit den so erworbenen chilenischen Pesos in das zuvor entdeckte Café mit WiFi begeben. Hier konnte ich schon mal einen großen Teil des Blogeintrags Nummer 6 hochladen. Mails (außer Werbung und Spam) erhalten wir kaum noch. Europa hat uns wohl schon vergessen. Aber keine Nachrichten sind allemal besser als schlechte Nachrichten.
Musste man sich vor drei Tagen noch mit Sonnenschutz bei sonnigen 25 – 30 Grad eincremen, war heute warme Outdoorkleidung angesagt. Die Temperaturen lagen bei 5 -10 Grad, aber besonders der kalte Wind ließ die gefühlte Temperatur noch einmal deutlich sinken.
Um 18 Uhr verlässt die MS Artania Punta Arenas und nimmt Kurs Richtung Kap Hoorn. Die Fahrt an diesem Abend ist fantastisch. Die Spitze Südamerikas ist nämlich nicht “an einem Stück“, sondern besteht aus vielen Inseln, die dicht beieinander liegen. Durch dieses Gewirr von Inseln fahren wir und sowohl steuerbord als auch backbord zieht eine grandiose Landschaft mit hohen, schneebedeckten Bergen an uns vorbei. Ab 22 Uhr ist es allerdings leider zu dunkel, um noch etwas zu sehen.
Für 5:30 Uhr wurde uns das Passieren mehrerer Gletscher avisiert, aber wir verschlafen dieses Angebot bewusst. Zum einen ist es um diese Uhrzeit noch dunkel, zum anderen, so trösten wir uns, haben wir Gletscher bereits in Grönland und Spitzbergen gesehen.
Doris treibt es dennoch so gegen halb sieben aus dem Bett, aber an den die Gletschern war die Artania bereits vorbeigefahren. Die Landschaft hier im Beagle-Kanal ist ähnlich wie schon gestern Abend, hohe Berge mit spärlichem Bewuchs und schneebedeckten Gipfeln.
Während des Mittagessens nähern wir uns langsam Kap Horn und zwar vom Westen, also bereits von der pazifischen Seite, die wir auf dem Weg durch den Beagle-Kanal erreicht haben.
Der Begriff “Kanal“ wird hier nicht für eine künstliche Wasserstraße verwendet, sondern ein Kanal ist in diesem Fall eine natürliche Wasserstraße zwischen beieinanderliegenden Inseln und Inselgruppen.
Die See ist immer noch relativ ruhig, aber der Wind nimmt stetig zu.
Kap Hoorn liegt bereits in Sichtweite vor uns und es wird Zeit, sich wetterfest zu machen, um die Umrundung auf der Außenpromenade des Schiffs zu beobachten und zu erleben.
Der kleine Felsen mit der weißen Kappe ist der südlichste Punkt Südamerikas.
Das Weiße sind übrigens die Hinterlassenschaften von Albatrossen.
Der Wind hat mittlerweile eine Stärke von zehn erreicht, so wird über Lautsprecher bekannt gegeben, es nieselt, die Wellen werden höher und das Schiff schaukelt trotz seiner Stabilisatoren doch ganz ordentlich. Die Gischt spritzt bis auf das Deck. So umrunden wir das zu Chile gehörende Kap Hoorn, die südlichste Insel der südlichsten Inselgruppe vor dem südamerikanischen Festland.
Mit einer starken Maschine ist das alles kein Problem. Aber zur Zeit der Segelschiffe, die mit den Strömungen und den Winden klar kommen mussten, erlitten sehr viele Schiffbruch und es gab mehr als 10.000 tote Seeleute. Die Umrundung des Kap Hoorns gehörte zu den gefürchtetsten Schiffspassagen und ein ganz klein wenig konnten wir diesen Mythos spüren.
Der Versuch, mit einem Tenderboot zur Wetterstation auf Kap Hoorn überzusetzen, um der dort ausharrenden Mannschaft ein paar Süßigkeiten als Geschenk zu überreichen, wurde aber frühzeitig gecancelt, weil das bei der Wetterlage viel zu gefährlich wäre.
Nach der Umrundung wird das Wetter sofort wieder friedlich und der Rest des Tages ist ein ganz normaler Seetag.
Beim Abendessen beklagt sich eine Dame, dass sie vom Kap ein wenig enttäuscht wäre und sich mehr davon versprochenen hätte. Ich frage mich, was? Hatte sie erwartet, dass die Loreley vor der Wetterstation sitzt, sich ihr goldenes Haar kämmt und dabei sing: „Eine Seefahrt die lustig…“, während unser Schiff auf Grund läuft und dann am Felsen zerschellt?
Oder hatte sie erwartet:
Drei Chilenen mit dem Kontrabass
saßen auf dem Felsen und erzählten sich was,
da kam die Polizei:“ Ja was ist denn das.“
Drei Chilenen mit dem Kontrabass
Drö Chölönen möt döm Köntröböss……
Unser nächstes Ziel morgen ist Ushuaia auf der Insel Feuerland in der Magellanstraße. Ushuaia gehört zu Argentinien und bezeichnet sich selbst als “das Ende der Welt“.
Frühmorgens erreichten wir Ushuaia. Der Hafen ist Ausgangspunkt für Forschungs- Expeditions- und auch Kreuzfahrtschiffe in die Antarktis.
Für den Vormittag hatten wir eine Jeep-Tour gebucht. Wir waren 10 Ausflügler, 2 Jeeps und 2 Fahrer, also eine sehr übersichtliche Gruppe. Schnell hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und befuhren eine berühmte Straße, nämlich der Panamericana, eine Straße die Alaska mit Feuerland auf einer Strecke von 25.750 Kilometern verbindet und in Ushuaia endet.
Der erste Stopp war an einer hölzerne Treppenkonstruktion, über die man bequem einen Aussichtspunkt für Fotofreunde erreichen konnte. Ein Touristenbus fuhr gerade mit seiner Ladung weg, sodass wir freie Bahn hatten. Auf besagten Aussichtspunkt befand sich auch ein rustikaler Verkaufsstand mit einigen Schnitzereien.
Unser Interesse galt einem hölzernen Brieföffner, weil unser Exemplar zu Hause (ein Mitbringsel aus Neuseeland) vor einiger Zeit kaputt gegangen ist. Da unsere Reisekasse im Jeep geblieben war, drohte der Kauf zu scheitern. Ich hatte aber noch einen “Notgroschen“ von 85 Pesos in der Hosentasche. Der Brieföffner sollte aber 95 Pesos (9,50 €) kosten. Der Verkäufer vermutete aber ein taktisches Manöver unsererseits und wollte uns zunächst keinen Rabatt einräumen. Nachdem wir versprochen hatten, dass wir, wenn wir ihn zufällig am Nachmittag in der Stadt treffen sollten, unsere Schulden von 10 Pesos begleichen würden, kam der Deal dann doch zustande.
Befanden wir uns bisher auf einer asphaltierten Straße, ging es jetzt ins Gelände. Die Fahrer zeigten gleich, was sie drauf hatten. Ein irrer steiler holpriger Pfad, der sogar einer Bergziege Kopfzerbrechen bereitet hätte, wurde gekonnt bewältigt. Oben angekommen wurde ein kurzer Fotostopp eingelegt. So bot sich die Gelegenheit, gleich man den Weg für die Talfahrt in Augenschein zu nehmen. Eine Teilnehmerin überlegte ernsthaft vielleicht doch lieber zu laufen.
Weiter ging’s an einem kleinen See vorbei, in dem Biber leben. Wir bekamen sogar einen zu Gesicht.
Dieser Biber bildet quasi die Überleitung zu unseren nächsten Stopp, denn ein paar Kilometer weiter kamen wir zu einer Biberburg. Hier hatten die Biber ganze Arbeit geleistet. In einem Umkreis von 100 Metern hatte sie alle Bäume gefällt und einen kleinen Bach gestaut. Leider gab es an dieser Stelle keine Biber mehr.
Wir turnten eine Zeitlang hier im “Bibertal“ herum, um dann querfeldein einen bewaldeten Abhang hochzukraxeln. Als wir oben am Waldrand ankamen, tat sich urplötzlich ein Panorama auf, das es einem den Atem verschlug.
Über Stock und Stein bzw. auch über weichen Torfboden ging es zurück zu den Jeeps und wir fuhren zu einer Huskyzucht. Ob die Haltung in Zwingern mit Betonboden artgerecht ist, sei mal dahingestellt und außerdem roch es dort sehr streng.
Die Hundezucht liegt in einem Tal, das von einem kleinen Fluss durchzogen ist. Dieses Tal durchfuhren wir, teilweise im Flussbett bis zu einem Wald. Im Wald sollte der “kleine Imbiss“ eingenommen werden, der in der Ausflugsbeschreibung, auf deren Grundlage wir die Tour bei Phoenix gebucht hatten, erwähnt wurde.
Zu Fuß ging es eine kurze Strecke durch den Wald. Die Fahrer trugen eine Kiste Wein und einige Flaschen Cola und Wasser auf unserem Weg bis zu einer kleinen Grillhütte. Vor der Hütte garte irgendetwas auf einem Gaskocher in einem geschlossenen Topf und drinnen bollerte ein Ofen. Der Wein, es war Rotwein, wurde ausgeschenkt und alternativ gab es ja auch noch das Wasser und das Cola. Die Fahrer zauberten auf einmal Holzbrettchen mit Käse und Salami herbei und stellten sie auf die rustikalen Tische. Sowohl Käse als die Salami schmeckten ausgezeichnet. Die Frage einer Tour-Teilnehmerin, ob es sich um chilenischen Rotwein handelt, beantworten die beiden Fahrer nicht, aber an ihrem beleidigtem Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass es sich eindeutig um argentinischen Wein handeln musste. Zur Erinnerung, vorgestern waren wir in Punta Arenas, das gehört zu Chile. Heute sind wir in Ushuaia, das gehört zu Argentinien. Ich glaube, es war auch ganz gut, dass wir das Thema Fußball ausgeklammert hatten.
Der “kleine Imbiss“ entpuppte sich als komplette Mahlzeit, den nun gab es argentinische Steaks, die in etwa wie Esterhazy zubereitet wurden und ebenfalls gut schmeckten. Zum Nachtisch gab es noch Obst und ein süßes Stück Schokoladenkuchen.
Und wie zufällig kam auch noch ein Hundeschlittengespann an der Hütte vorbei und legte einen technischen Halt ein. Der Schlitten hatte mangels Schnee keine Kufen sondern Räder und das Gespann einschließlich Hundeführer (der sogenannte Musher) waren natürlich bestellt. Wir haben den Musher auf der Rückfahrt zum Schiff gesehen, wie er zu Fuß zu einer Bushaltestelle gelaufen ist.
Diese Tour war mit Sicherheit einer der besten Ausflüge, die wir auf dieser Reise bisher gemacht haben. Hier stimmte alles. Die geringe Teilnehmerzahl, die gewählten Offroadstrecken, der genügende Platz im Fahrzeug selbst, die ausgesuchten Stellen zu denen man uns geführt hat, bis hin zum dramaturgisch ausgezeichnet inszenierten Finale mit Speis, Trank und Hundeschlitten.
Das Mittagessen auf dem Schiff haben wir natürlich ausfallen gelassen und am Nachmittag streiften wir noch einmal durch die sehr touristisch geprägte Hauptgeschäftsstraße der Stadt.
Wir fanden auch wieder ein Café mit WiFi und ich konnte den 6. Teil des Blogs losschicken.
Auf dem Rückweg zum Hafen trafen wir noch auf ein Bikerpärchen aus Altötting, das mit ihren Maschinen seit 2011 um die Welt fährt. Sie haben auch einen Internetblog, den man unter www.TimetoRide.de aufrufen kann.
Um 20 Uhr verließen wir Ushuaia.
In der Nacht hatte das Schiff ein wenig geschwankt, aber am Morgen war wieder alles ruhig. Wir befanden uns mittlerweile in den Chilenischen Fjorden. Dieser Teil Chiles besteht aus tausenden von Inseln und Inselchen und zwischen diesem Inselgewirr fuhren wir hindurch. Wir hatten einen Lotsen an Bord, der den Kapitän bei der Fahrt durch dieses Labyrinth mit seinen Ortskenntnissen unterstützte.
Links und rechts neben dem Schiff stiegen die Berge hoch, mal nur nackter Fels, mal bewaldet, ein stetig wechselndes Panorama. Ich erspare jetzt dem Leser und Fotoalbumbetrachter, jede einzelne Insel zu beschreiben und jeden abgelichteten Berggipfel ins virtuelle Fotoalbum zu kleben.
Im Lido, dem Selbstbedienungsrestaurant auf dem Schiff herrschte heute zum Mittagessen das pure Chaos. Es war ein Seetag, also alle Mann waren an Bord, niemand ist an Land und das Wetter war schlecht, so saß auch niemand an den Tischen auf dem Außendeck. Kurz das Restaurant war bis auf den letzten Platz besetzt und ständig fehlte irgendetwas. Mal gibt es kein Besteck, oder der Getränkenachschub funktionierte nicht, man kam nicht nach, das Büffet rechtzeitig wieder auszufüllen. Der Restaurantchef bittet die Leute die auf einen Sitzplatz warten händeringend, doch auf die anderen Restaurants auszuweichen.
Ich habe später mal mit dem Restaurantchef gesprochen und gefragt, warum man nicht einfach die Öffnungszeit des Lido (12:30 – 14:00) um eine halbe Stunde verlängert und die der weniger frequentieren Restaurants um eine halbe Stunde verkürzt. Er wusste tausend Gründe, warum das nicht möglich ist, kurzum, man ist an der Lösung dieses Problems gar nicht wirklich interessiert. An den wenigen Tagen muss der Gast das Chaos eben aushalten, so ist wohl das Konzept des Managements.
Für die Nacht wurde starker Seegang vorausgesagt, weil wir zeitweise die schützende Inselwelt verlassen. Deshalb hat die Kabinenstewardess die Trinkgläser aus dem Regal auf ein Handtuch auf den Fußboden gelegt. Wir korrigieren diese unsinnige Maßnahme dahingehend, dass wir die Gläser in Handtücher etc. einwickeln und in einer Schublade so verstauen, dass nichts klappert.
Die angekündigte Schaukelfahrt in der vergangenen Nacht hat doch nicht stattgefunden.
Der Höhepunkt des Vormittags war wohl eine Kochshow mit dem Starkoch Andreas Geitl. Er zeigte, wie man Frikadellen macht. Erstens kenne ich diesen Menschen gar nicht und wie man Frikadellen macht, weiß Doris bereits, also findet die Veranstaltung ohne uns statt.
Dem größten Chaos im Lido-Restaurant sind wir dadurch entgangen, dass wir erst weit nach 13 Uhr dort waren, da war der Hauptansturm vorbei.
Die vorbeiziehende Fjordlandschaft ist nach wie vor großartig. Zu allem Überfluss begegneten wir noch 10 – 15 Buckelwalen. Leider waren sie doch recht weit weg. Ihre Blasfontänen konnte man gut sehen. Wenn sie kurz aufgetaucht waren, sah man jedoch nicht allzu viel und bis man sie mit dem Fotoapparat richtig anvisiert hatte, waren sie schon wieder abgetaucht. Ich habe trotzdem die beiden Besten von denen vielen schlechten Wal-Fotos das eine hier das andere ins Fotoalbum gestellt.
Wir lagen auf Reede und tenderten am Vormitttag an Land. Chacabuco ist ein kleines Städtchen, dessen Hafen aber bezüglich Öl und Waren aller Art für die Region von großer Bedeutung ist.
Wir hatten uns vorgenommen, einen Friseur zu finden, weil bei mir wieder mal ein Haarschnitt fällig wäre, aber wir sind kläglich gescheitert und hatten keinen gefunden.
Der Ort selbst besteht aus vielen kleinen einstöckigen Holzhäusern. Zu jedem Häuschen gehört mindestens ein Hund, von denen auch viele frei auf der Straße herumlaufen. Sie sind alle friedlich und man braucht keine Angst zu haben.
Wir begutachteten diverse einheimische Pflanzen, wie zum Beispiel den Riesenrhabarber, so hatten wir das Gewächs mit den großen Blättern getauft oder einen tannenähnlichen Baum mit harten, ganz spitzen schmalen Blättern.
„Hier ist ja nix los“ hörten wir viele Passagiere sagen. Uns hat der Ort gefallen.
Am späten Nachmittag fanden wir in unsere Kabine ein Küchlein mit einem Cremehäubchen, eine kleine Aufmerksamkeit der Reiseleitung zum heutigen Valentinstag. Ich behauptet gleich, dass dieser süße Gruß Doris gilt, denn damit hatte ich das Problem aus den Füßen, wie man das Ding ohne Löffel, Gabel und Tellerchen verzehren sollte und überhaupt, vor dem Abendessen wird nicht genascht!
Doris wollte das Problem, welches ja mittlerweile das Ihre war, dadurch vertagen, dass sie das Küchlein erst mal mit zum Abendessen nehmen wollte. Das ganze Problem löste sich plötzlich von selbst dadurch, dass Doris über die Schwelle der Kabinentür stolperte und den süßen Gruß der Reiseleitung im hohen Bogen auf den Teppich des langen Schiffgangs beförderte.
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Die zwei vor uns liegenden Seetage lassen mir Zeit, die Erlebnisse in Rio aufzuschreiben. Die Seetage verlaufen bei uns schon nach einem festen Schema. 7:30 Uhr Aufstehen und Frühstücken, dann ist es schon 10:30 Uhr. Bis zum Mittagessen setze ich mich in den Jamaica-Club um am Blog zu arbeiten. Der Jamaica-Club ist eine Raum mit großen Panoramafenstern und vor allem gibt es dort vernünftige Stühle und Tische und nicht wie in anderen Bars und Räumen des Schiffes, in denen man Clubsessel mit Cocktailtischchen oder Lounge-Sofas in denen man besser liegen als sitzen kann, vorfindet. Der Jamaica-Club ist zwar in erster Linie als Spielzimmer für Karten- und Gesellschaftsspiele gedacht, aber für mich ist immer noch ein Tisch frei. Vormittags ist es sehr ruhig, nachmittags, wenn die Skatspieler anrücken, kann es durchaus mal laut und hektisch werden, wenn sich nach einem vergeigten Spiel die Spielpartner in die Haare kriegen.
Des Weiteren befinden sich hier eine Reihe von Bildschirmen, von denen aus man für einen Euro eine E-Mail versenden kann oder auch mit einem teuer erkauften Zeitkontingent (15 Minuten = 7 Euro).
Wenn niemand von den Phoenix-Leuten in der Nähe ist, fragt man mich oft, wie denn auf dem Schiff das mit dem Internet funktioniert. Anscheinend verleiht mir mein Netbook, mit dem ich hier arbeite, einen kompetenten Eindruck.
Die interessanteste Einrichtung hier im Jamaica-Club sind allerdings die Sprech- und Beratungszeiten für die Gold- und Silbergäste (das sind die mit den Balkonkabinen) durch den Phoenix-Mann Bernd Wallisch. Es lohnt sich, etwas lange Ohren zu machen, um mitzubekommen, welche Fragen und Beschwerden hier vorgetragen werden.
Ratzfatz ist es Zeit fürs Mittagessen, anschließen vielleicht noch ein kleines Mittagsschläfchen und um 17:00 Uhr ist es schon wieder Zeit für den Fitnessraum. Vor dem Abendessen kann man noch übers Deck schlendern und/oder in Harry’s Bar einen Drink zu sich nehmen.
An den diversen Abendveranstaltungen kann man teilnehmen oder es auch lassen und in Harry’s Bar etwas lesen oder Doris und ich liefern uns ein heißes Scrabble-Duell.
In meinen beiden Reiseblogs von 2013 habe ich ja bereits ausführlich über das Bordleben, Galaabende und Tagesprogramme berichtet, sodass ich mich hier kürzer fassen kann
Der Kapitain in bajuwarischer Verkleidung aber mit Rangabzeichen.
An diesem Morgen gab es wieder mal einen maritimen Frühschoppen mit Freibier auf dem Außendeck mittschiffs, der Kopernikus Bar. Da bei der momentanen Hitze ein Bier genügt hätte, den Rest des Tages nur noch verschwömmen wahrzunehmen, schickte ich Doris zum Fotografieren und blieb selbst im klimatisierten Jamaica-Club.
Die Wettervorhersage für morgen sagt eine etwas kippelige See voraus, was die Vermutung nahe legt, dass das vorgesehene Tendern schwierig bis unmöglich sein wird.
Und so war es. Wir ankerten heute früh wie vorgesehen vor Punta del Este in Uruguay an der Mündung des Rio de la Plate (Silberfluss) in den Atlantik, aber das heruntergelassene Tenderboot schaukelte wie wild und wurde durch die langgezogenen Wellen, dem sogenannten Schwall, auf und ab bewegt. So wurde den Passagieren demonstriert, dass ein tendern an Land nicht möglich ist, weil das Umsteigen von der Artania ins Tenderboot und umgekehrt viel zu gefährlich ist. Zwar konnte und hat mit Sicherheit unser Kapitän Morten Hansen allein von der Beobachtung der Wasseroberfläche erkannt, was Sache ist. Aber durch die Demonstration mit dem auf dem Wasser tanzenden Tender hat er die vielen hundert anderen Kapitäne, die wir hier an Bord haben, davon abgehalten, seine Entscheidung in Form von endlosen Diskussionen untereinander und vor allem mit der Reiseleitung anzuzweifeln.
Das Tenderboot wurde also wieder eingeholt und den Passagieren noch ein wenig Kasperltheater insofern vorgespielt, dass man tatsächlich ernsthaft versuchen werde, vielleicht alternativ nach Montevideo auszuweichen oder gleich Kurs nach Buenos Aires nimmt, um es statt morgen früh schon heute Abend zu erreichen Aber aus den alles wurde natürlich nichts. Logisch, die Liegeplätze, die Lotsen etc. werden schon ca. 3 -4 Jahre vorher reserviert und solche Planungen kann man nicht in einer halben Stunde abändern. Vielmehr drehten wir bis zum Abend Warteschleifen im Rio de la Plata.
Der Rio de la Plate, sieht auf der Landkarte und auch vor Ort wie Meeresbucht aus, ist aber der 290 km lange und bis zu 220 km breite Mündungstrichter der beiden Ströme Paraná und Uruguay. Im Rio de la Plate gibt es nur eine schmale Fahrrinne, durch die die Schiffe im Konvoi fahren, denn diese Rinne wird nach einer Art Fahrplan als Einbahnstraße einmal vom Atlantik und zu einem anderen Zeitpunkt zum Atlantik genutzt. Schon allein deshalb war die in Aussichtstellung von Montevideo oder Buenos Aires als Alternative nur Makulatur, da beide Metropolen am Rio de la Plata liegen, Montevideo am Nordufer und Buenos Aires am Südufer.
Wir hatten heute also einen zusätzlichen Seetag gewonnen. Doris und ich waren nicht böse darüber.
Trotz dieses zusätzlichen Seetages ist es mir noch nicht gelungen, den Bericht über Rio de Janeiro fertig zu stellen, geschweige denn, das bereits Geschriebene mal auf Formulierungs- und Rechtschreibfehler zu kontrollieren. Ich fürchte, dass dies sich weder jetzt noch in Zukunft groß ändern wird. Ich bitte diesbezüglich um gnädige Nachsicht. Vielleicht könnte ich ja die Passagiere um Hilfe bitten, denn wo es hunderte von Kapitänen gibt, findet man doch sicher auch ein Heer von Oberlehrern.
Pünktlich um 7 Uhr morgens machten wir im großen Containerhafen von Buenos Aires an der Pier fest. Für heute standen für uns keine Ausflüge auf dem Programm. Unser primäres Ziel war: „Ich lerne U-Bahn-Fahren“, aber nicht ohne zuvor im Wartebereich Hafenterminal erstmal E-Mails abrufen. Das Passwort für das WLAN-Netz wurde durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitergegeben.
An einem kleinen Informationsstand wurden wir von einer jungen Dame ausgezeichnet beraten. Die nächste U-Bahn-Station, sie heißt Retiro, ist ca. 1 km vom Hafen entfernt. Aber um U-Bahn zu fahren, braucht man argentinische Pesos im Gegensatz zu den Taxifahrern rund um den Hafen, die auch US-Dollars und Euros akzeptieren. Zur Freude der Taxler und zum Leidwesen der neuankommenden potentiellen U-Bahn-Fahrer gibt es weder im noch um das Hafengebäude eine Wechselstube, sondern erst im 2-3 km entfernten Zentrum.
Sollte uns das Schrecken? Nein, wir machten uns also auf, die Stadt erst mal zu Fuß zu erkunden. Vorbei am Eisenbahnbahnhof und am Busbahnhof kommen wir zur bereits erwähnten U-Bahnstation Retiro. Zwar haben wir noch keine argentinischen Taler in der Tasche, aber wir wollten uns schon mal einen Streckenplan besorgen. Sowas gab es dort aber nicht. Selbst mit Unterstützung eines Argentiniers war nichts zu machen. Wir tappen also erstmal “planlos“, zumindest was die U-Bahn betrifft weiter, konnten uns mit dem Stadtplan gut orientieren.
Wir müssen unseren Weg nur einmal kurz unterbrechen, um einen kleinen Demonstrationszug vorbeizulassen. Wer da gegen was demonstrierte, blieb uns allerdings verschlossen.
Am Anfang von Florida kommen wir dann doch noch bei einer Tourist-Info zu unserem U-Bahn-Streckenplan. Florida ist übrigens nicht nur ein US-Bundesstaat sondern auch der Name der touristischen Einkaufsstraße von Buenos Aires. Geldwechseln scheint jetzt vordergründig kein Problem mehr. Nicht gelogen – alle 10 Meter steht jemand und ruft gebetsmühlenartig: „Cambio, cambio, cambio …“. „Cambio“ heißt wohl Geldwechsel. Diese Leute bieten auf der Straße Pesos gegen Dollars und Euros an, zu einem Kurs der ca. 40% über dem offiziellen Wechselkurs liegt. Wir wurden aber gewarnt, dass viele dieser Geldwechsler einem Falschgeld andrehen oder sonst irgendwie übers Ohr hauen. Aber ich bin überzeugt, dass die meisten von Ihnen ehrlich tauschen und lediglich ihr Geld steuerfrei vor der Inflation retten wollen, aber Betrüger gibt es wohl auch noch genügend.
Also marschieren wir brav in die uns angegebene Wechselstube, die sich in dem modernen und noblen Einkaufzentrum Galerias Pacifico befindet. Das Zentrum ist von einer großen Kuppel überdacht, die mit Deckengemälden versehen ist. Der Begriff Einkaufstempel kommt einem hier zwangsläufig in den Sinn. Der Geldwechsel ist eigentlich problemlos, ist aber mit viel Verwaltungsaufwand verbunden. Die Daten von Doris‘ Personalausweis wurden erfasst und sie musste auf einem doppelseitig bedruckten Formular 3x unterschreiben und zusätzlich den Namen noch mal in Klarschrift hinzufügen. Was die Schwarzhändler bzw. Tauscher mit ihren Dollars machen, bleibt uns natürlich schleierhaft.
Florida ist eine Fußgängerzone, deren Geschäfte sich wenig von denen anderer touristischer Zentren in anderen Städten unterscheidet. Schaut man aber ein wenig nach oben, dann sieht man erst die wunderschönen Fassaden im kolonialen Baustil.
Nun stand aber U-Bahn fahren auf dem Programm und wir schafften es tatsächlich bis zum nächsten touristischen Muss, die gar nicht soweit von Florida entfernte Catedral Metropoitana.
Das Tarifsystem der U-Bahn ist bestechend einfach, eine Fahrt kosten 50 Pesos, das sind 50 Eurocent, und man kann fahren solange man will und wohin man will. Das Ticket verliert genau dann seine Gültigkeit, wenn man einen Bahnsteig bzw. Umsteigeberich verlässt. Eine elektronische Kontrolle erfolgt nur an den Drehkreuzen hinter denen man zum Bahnsteig gelangt.
In vielen Stationen sind die Wände der Bahnsteige mit wunderschönen Bildkacheln verziert.
Wir befanden uns nun im kulturellen Zentrum der Stadt und gingen nach der Besichtigung der Kathedrale die kurze Strecke bis zum Plaza de Mayo zu Fuß, in dessen Mitte ein hoher Obelisk steht. An der Stirnseite des Platzes steht der rosafarbene Präsidentenpalast, die Casa Rosada. Hier ist der Amtssitz der Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner, die seit ihrem Amtsantritt ihr bisheriges beträchtliches Vermögen wie durch Zauberhand vervielfachen konnte. So wusste zumindest ein argentinischer Reiseleiter zu berichten und ich bin geneigt, ihm zu glauben.
Wir sind immer wieder beeindruckt über die großzügig angelegten Plätze und Straßen. An Platz mussten die Stadtplaner seinerzeit wohl nicht sparen.
Irgendwann tun einem bei einer Stadtbesichtigung immer die Füße weh, so auch hier und jetzt und wir fuhren (natürlich mit der U-Bahn) zur Station Retiro. Ging es am Morgen, als wir unsere Erkundung begannen hier noch recht beschaulich her, pulsierte jetzt so richtig das Leben - Straßenhändler, Verkaufsbuden und “Fressbuden“ , alle auf der Suche nach Kundschaft.
Ein mobiles “Möbelgeschäft“ mit sehr beschränktem Angebot, nämlich mit je einem Modell “Klapptischchen rund“ und einem Modell “Klapptischchen eckig“, beide in Fichte rustikal, weckte unser Interesse. Und nach reiflicher Überlegung entschieden wir uns für das eckige Modell, ließen es uns von dem Mann-mobilia noch einmal vorführen. Das Möbel funktionierte einigermaßen und wir erstanden es für 120 Pesos (12 Euro).
Jetzt wird der ein oder andere Leser zu Recht fragen, wozu das Ganze, hat die Sonne den Beiden den Verstand etwas angesengt? Nein, natürlich nicht. Die Auflösung dieses „Cliffhangers“ erfolgt in einem späteren Kapitel dieses Blogs. Also unbedingt weiterlesen!
Für den heutigen Vormittag haben wir einen Ausflug gebucht “ Tigre und Paraná -Delta“. Tigre ist ein Städtchen. Von dort starten die Ausflugsboote, die durch die Kanäle fahren, die durch das Mündungsdelta des Rio Paraná entstanden sind. Die vielen Inselchen zwischen den Kanälen sind bebaut - mit einfachen aber auch villenartigen Ferienhäusern. Wasser, Abwasser und Gas ist dort nirgends verlegt. Versorgungsschiffe, kleine schwimmende Supermärkte, klappern die Inseln ab und bringen alles Lebensnotwendige einschließlich Gasflaschen und Trinkwasser in Flaschen zu den Häusern.
Die Fahrt mit dem Ausflugsboot ist ganz nett, allerdings sieht man die Landschaft lediglich aus der Froschperspektive, da das Boot nur einstöckig ist. Manchmal sieht man auch gar nichts, da nervöse Fotografen die Sicht versperren. So wies z.B. der Reiseleiter, der im Boot die Ansage machte, auf ein in Fahrtrichtung vor uns liegendes Supermarktschiff aufmerksam, dass unter anderem auch einige Säcke Zwiebeln mit sich führte, was er ausdrücklich erwähnte. Sofort sprangen gefühlte 150 Hobbyfotografen auf, stürmten teilweise an die Seitenfenster, um besagte Zwiebeln als Bilddokument für die Ewigkeit festzuhalten. Ich bleibe sitzen, denn ich hatte schon einige der bereits gesichteten Supermarktboote im Kasten und Zwiebeln gehören nicht zu meinen bevorzugten Fotomotiven. Aber da bin ich wohl die Ausnahme.
Auf der Rückfahrt nach Buenos Aires legten wir in einem Vorort noch einen halbstündigen Stopp ein, mit der Möglichkeit, eine Kirche zu besichtigen. Bevor wir aber, nachdem wir aus dem Bus ausgestiegen waren, die Kirche erreichten, hätten wir einen Platz mit einem kleinen Kunsthandwerksmarkt passieren müssen. Soweit kam es dann aber nicht. Deshalb sahen wir die Kirche nur aus einiger Entfernung und nur von außen.
Zurück im Hafenterminal im Wartebereich (da wo es auch WLAN gibt) und gestern nur eine Handvoll Leute surften, war jetzt der Teufel los. Ein Costa-Schiff war angekommen und vollzog einen Passagierwechsel und hunderte, vielleicht sogar tausend neue Passagiere warteten nun, dass sie einchecken können. An Internet war jetzt nicht mehr zu denken, denn die Wartenden wollten auch alle ein wenig surfen und das Netz war natürlich hoffnungslos überlastet.
Am Nachmittag ging es wieder auf eigene Faust in Richtung Stadt, diesmal in die Avenida de Mayo, wo es noch einige sehenswerte Bauwerke gibt. Wir stießen bei unserer Expedition sogar noch auf ein Modell der Iguaçu-Wasserfälle. Die „echten“ Wasserfälle liegen in einem Nationalpark im Landesinneren. Phoenix bot einen 2-Tagesausflug (mit Flug) zu den Wasserfällen für 950 € pro Person dorthin an. Das hiesige Modell spritze uns aber genauso nass, wie es der echte Wasserfall auch getan hätte.
Den gesamten Rückweg legten wir zu Fuß zurück, kamen noch einmal an Florida vorbei, wo Straßenkünstler eine Tangovorführung gaben. So kamen wir noch in Genuss eines echten argentinischen Klassikers, dem Tango.
Am Abend gegen 21:00 Uhr versuchte ich noch mal mein Glück im Terminal bezüglich Internet. Dort wo es vor einigen Stunden noch vor Menschen gewimmelt hatte, war jetzt nichts mehr los. Leider gab es beim Hochladen des inzwischen auf meinem Netbook aktualisierten Blogs Probleme, weil mein Provider, auf dessen Internet-Server mein Blog „gehosted“ wird, einige Parameter geändert hat. Deshalb mussten die Dateien für den Upload noch einmal abgeändert werden. Das wollte ich in Ruhe auf dem Schiff machen und dann gleich morgen früh endlich die neuen Berichte und Bilder ins Netz hochladen….
…. Dazu fuhr ich gleich morgens um halb neun mit dem Shuttlebus vom Schiff zum Terminalgebäude. Das war allerdings vergebene Liebesmüh‘, man hörte schon von weitem ein Summen und Brummen wie in einem riesigen Bienenschwarm. Denn in der Nacht war ein weiteres Kreuzfahrtschiff angekommen und der Wartebereich war wieder voller Menschen und das WLAN-Netz kollabierte alle 2 Sekunden. Deshalb musste die Menschheit noch einen weiteren Tag auf den 5. Blogeintrag warten. Denn erst im Montevideo sollte es klappen.
Die bereits von außen besichtige Präsidentenresidenz öffnet sonntags immer ihre Pforten für Besucher. Das wollten wir nutzen.
Im Foyer der Residenz betrachteten wir ein Sammelsurium von Ölbildern, wie Che Guevara, Eva Perón, und weiteren Leuten, die uns allerdings nichts sagten. Um tiefer ins Innere vorstoßen zu können, hätte wir uns ein Nummernkärtchen geben lassen müssen, um dann nach einer ungewissen Wartezeit in geführten Gruppen durch das Gebäude geschleust zu werden. Da brachen wir lieber die Innenbesichtigung ab.
Auf dem Platz vor der Casa Rosada hatten Veteranen des Falklandkriegs ein kleines Erinnerungscamp aufgebaut. Das Thema Falkland ist hier immer noch ein Thema. Der Begriff Falkland ist hier übrigens verpönt, man spricht von den Malwinen.
Nach so viel Politik und Geschichte lockte nun wieder ein Handwerkermarkt. Hier kann man wirklich schöne Dinge kaufen, aber leider ist unsere Wohnung schon sehr voll. Eine kluge Mitreisende hat einmal gesagt: „Den Krempel sollen die jungen Leute kaufen, die haben noch genug Platz zu Hause.“
Heute erreichten wir problemlos den Hafen von Montevideo, nachdem wir in der Nacht gemütlich mit geringer Geschwindigkeit den Rio de la Plata Richtung Atlantik entlang gedümpelt sind. Wir waren ja für alles ordnungsgemäß angemeldet.
Der Hafen liegt nahe der Altstadt und die Pier nahe am Hafenausgang, also konnte man bequem, ohne Warten auf einen Shuttlebus direkt in die City laufen. Sogar eine Wechselstube befand sich direkt am Hafenausgang. Die Altstadt war auf den kauffreudigen Touristen ausgerichtet.
Wir fanden ein kleines etwas schmieriges Restaurant, das allerdings auf einem kleinen Plakat WLAN versprach. Also nichts wie rein, hatte ich doch zufällig mein Netbook im Rucksack, zum Trinken Cola bestellt und den Rechner ausgepackt. Schnell wurde Windows 8 hochgefahren (geht viel schneller als Windows 7 oder XP) und nun wollte ich mit meinem aufgeklappten Rechner an der Theke nach dem Passwort fragen. Dieser sagte aber ziemlich ungerührt nur: „Internet“ und schüttelte heftig mit dem Kopf. Dumm gelaufen, insbesondere, dass jeder von jetzt eine 0,66-Liter-Cola-Lite-Flasche vor sich stehen hatte. Da hat man lange dran. Und das war am Ende auch gut so. Nach knapp 15 Minuten sagte der Wirt wieder: „Internet“ und schrieb etwas auf einen Zettel, nämlich das Passwort des WLAN-Netzes von dieser Kneipe. Dem Hochladen des 5. Blogeintrags stand nichts mehr im Weg.
Jetzt konnten wir noch den kulturellen Teil Montevideos abarbeiten. Wir statteten der “Catedral Metropolitana“ einen kurzen Besuch ab und erreichten nach einem kleinen Fußmarsch den “Placa Inpendencia“. Hier hat man sehr kompakt alles zusammen, was sehenswert ist, wie das erste Hauchhaus von Montevideo, ein im Zuckerbäckerstil gestaltetes Gebäude oder die unter einem monströsen Reiterdenkmal gelegene Gedenkhalle und Mausoleum des Nationalhelden José Gervasio Artigas.
Nach Rio de Janeiro und Buenos Aires war Montevideo die dritte Metropole in Südamerika. Deshalb möge man uns nachsehen, dass wir bereits am ganz frühen Nachmittag zurück zum Schiff gingen und die eine oder andere Sehenswürdigkeit dadurch verpasst haben.
Das Highlight des Vormittags war eine erneute Austernparty (siehe auch Eintrag vom 7.1. und 15.1.2015) der ich aus den bereits bekannten Gründen wieder fernblieb. Allerdings gibt besagte Party mir Gelegenheit über die ebenfalls bereits erwähnten aber noch nicht konkretisierten skurrilen Anfragen zu berichten, die während der Sprechstunde des Betreuers für die Gold und Silbergäste so anfallen. Am Nachmittag kam ein Passagier in die Sprechstunde vom Phoenix-Mann Bernd Wallisch in den Jamaica-Club, wo ich mal wieder mal am PC für den Blog saß. Besagter Passagier beschwerte sich, dass er während der Austernparty heute Morgen keinen Gratis-Doppelkorn erhalten habe, obwohl dieser doch ausdrücklich im Tagesprogramm erwähnt wurde. In einem ausführlichen Gespräch wurde festgestellt, dass der sich beschwerende Herr erst innerhalb der zweiten halbe Stunde des einstündigen Events erschienen war. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Kellner die Schnapsverteilung bereits eingestellt, weil es sich um einen „Einstimmungsschnaps“ handeln sollte. Bernd Wallisch wusste aber Rat und bot dem Gast an, dass sie jetzt zusammen in Harry’s Bar auf Kosten von Phoenix einen Doppelkorn zu sich nehmen. Der Gast lehnte aber dankend ab, weil er sich sowieso nicht so viel aus Schnaps mache und verließ zufrieden die Sprechstunde. Bernd Wallisch verdrehte nur ganz leicht die Augen, anstatt einfach mal kräftig in die Tischkannte zu beißen – er hat wirklich Nerven wie Drahtseile und die Geduld eines Lammes.
Am Abend war wieder mal Gala angesagt. Wir hatten erst vor einigen Tagen Abschiedsgala, weil ein großer Teil der Passagiere in Buenos Aires von Bord gegangen war.
Jetzt stand eine Begrüßungsgala auf dem Programm, mit der Gelegenheit dem Kapitän die Hand zu schütteln, denn in Buenos Aires sind auch wieder neue Passagiere an Bord gekommen. Jetzt waren wir noch mal 150 Passagiere mehr als vorher auf dem Schiff, in Summe ca. 1000 Stück.
Das Publikum an Bord ist jetzt im Schnitt ein wenig jünger geworden und auch etwas hemdsärmeliger, das liegt wohl an der Route, nämlich Patagonien und Kap Hoorn.
Galaabende versprechen meist eine Speisekarte, die uns nicht so genehm ist. Wir bevorzugen sowieso eher gemischte Hausmannskost und an solchen Abenden will der Koch klangvolle Gerichte präsentieren, und heute stand Entenbrust auf dem Programm. Aus Erfahrung wissen wir, dass dieses Federvieh medium serviert wird, das heißt der Vogel lebt beinahe noch.
Aber es gibt ja einen Ausweg – der Kabinenservice. Man kann sich (wie auch 2013 auf der MS Amadea) Schnitzel, Hamburger und Pizza vom Kabinenservice in seinen eigenen vier Wänden servieren lassen. Das Problem ist nur, es gibt nur einen Schreibtisch mit nur einem Stuhl und ein Nachtschränkchen, das man aber nicht verrücken kann.
Jetzt kommt unser vor einigen Tagen erworbener Klapptisch zum Einsatz. Er wird zwischen die Betten gestellt und alle Probleme sind gelöst. Auf den Tisch kommen die Teller mit den bestellten Schnitzeln nebst Kartoffelsalat und die ebenfalls georderten Getränke. Die Betten dienen als Sitzgelegenheit und dem Galaabend steht nichts mehr im Weg.
Morgen werden wir in Patagonien anlanden.
Patagonien bezeichnet den Teil Südamerikas, der sich südlich der Flüsse Río Colorado in Argentinien und Río Bío Bío in Chile sowie nördlich der Magellanstraße befindet. Eine genaue, festgelegte Abgrenzung gibt es nicht. (Quelle: Wikipedia)
Am frühen Morgen machten wir an der Pier von Madryn fest. Diese befindet sich am Ende eines ca. 500 Meter langes Steges.
Um 9:oo Uhr startet unser Ausflug zu einer großen Pinguinkolonie nach Punta Tomba. Dorthin zu gelangen ist zwar ein wenig aufwendig, man fährt mit dem Bus ca. 3drei Stunden, um dorthin zu kommen, teils über Autobahn, aber auch einen Teil über unbefestigte Schotterpisten.
Gleich nach dem Verlassen von Madryn beim Auffahren auf die Autobahn stehen wir im Stau. Der Grund ist weder hohes Verkehrsaufkommen noch ein Unfall, sondern der Streik von Arbeitern einer Fischfabrik. Die gaben nämlich, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, die Autobahn gesperrt. Und da trotz der südamerikanischen Gelassenheit, von der uns der argentinische Reiseleiter im Bus gerade noch erzählt, die Streikenden von Autofahrern mit einem weniger hohen Anteil an Gelassenheit nicht verprügelt werden, ist auch die Polizei anwesend. Die Streikenden unterbrechen nach Gutdünken immer mal wieder ihre Sperrung, sodass wir nach 45 Minuten dann doch weiterfahren konnten.
Die Fahrt führte uns im wahrsten Sinne des Wortes durch die Pampa, eine Landschaft, bewachsen mit niedrigen Büschen und das bis zum Horizont nach allen Richtungen. So fahren wir knapp 200 Kilometer und auf dieser Strecke kommen wir nur an einzigen Ortschaft vorbei.
Das letzte Stück der Fahrt führt über eine etwa 20 Kilometer lange Schotterpiste und wir erreichen die Pinguinkolonie. Nicht nur am Strand, sondern auch viele hundert Meter vom Meer entfernt befinden sich einzeln und in Gruppen die Pinguine, genauer Magellan-Pinguine. Die Tiere werden bis zu 70 cm groß und bis zu 4 kg schwer. Ihnen fehlt jegliche Scheu vor dem Menschen. Vor den Betreten der Kolonie wurden wir noch einmal belehrt, dass wir
Knapp zwei Stunden verbrachten wir mit der Beobachtung der Tiere und als Zugabe konnten wir noch am Rand der Kolonie einige Guanacos beobachten. Das Guanaco ist die Stammform des domestizierten Lamas. Der Ausflug hat sich wirklich gelohnt. Ich denke die Bilder sprechen für sich.
Hier wäre mein Bericht für heute eigentlich zu Ende, wenn ich nicht noch eine seltsame Beobachtung der Spezies Reisegruppe gemacht hätte.
Gegen 15:00 Uhr bestiegen wir wieder den Bus, wo wir auch unsere Lunchbox erhielten und die Rückfahrt begann, voraussichtliche Dauer 3 Stunden + X, wobei X für die nicht bekannte Zeit im Stau wegen des Streiks steht. Der Reiseleiter, der Auf der Hinfahrt haarklein den Verlauf der Fahrt erklärt hatte, wann und wo Fotostopp und Pipi-Pause eingelegt würden, wünschte uns jetzt nur einen guten Appetit und sagte sonst nichts. Nach einiger Zeit fragte ich ihn, ob wir auch wieder einen Pipi-Stopp machen würden. Er meinte, eigentlich nicht, aber er könne ja kurz vor der Tankstelle, wo wir schon am Vormittag angehalten hatten, kurz nachfragen, ob jemand bedarf hätte.
Kurz vor der Tankstelle fragte er von vorne über Mikrofon, ob wir einen Toilettenstopp machen sollten. Wer aufs Klo müsse, möge bitte die Hand heben. Trotz Lunchpaket mit einer Flasche Mineralwasser und einer Dose Bier war ich der einzige der die Hand hob (auch stellvertretend für Doris). Da fragte mich der Komiker am Mikrofon, ob ich denn tatsächlich müsse. Ich saß in der vorletzten Reihe und fragte deshalb über die Köpfe der Mitreisenden mit lauter Stimme, lob ich den meine “Bedürfnisse“ jetzt auch noch begründen müsse. Im Bus herrschte nur betretenes Schweigen und auch die Begleiter von Phoenix machten keine Anstalten, die Inquisition des argentinischen Guides zu missbilligen. Der Reiseleiter bat, dass jetzt gleich nur die Leute aussteigen mögen, die auf die Toilette müssten.
Ich möchte nur am Rande erwähnen, dass mehr als die Hälfte der Businsassen den Stopp gerne genutzt haben und der Reiseleiter von uns kein Trinkgeld bekommen hat.
Und gelernt habe ich, dass eine Reisegruppe eine geduldige, leidensfähige, widerspruchslose träge Masse ist und “keinen Hintern in der Hose“ hat, es sei denn, jemand anderes sorgt dafür, dass sie denselben auf eine Porzellanschüssel setzen können.
Gegen 10 Uhr verließen wir das Schiff, um Puerto Madryn zu erkunden. Die Stadt liegt auf der Halbinsel Valdés und hat ca. 80.00 Einwohner. Gleich an der Pier gab es einige Seelöwen und einen See-Elefanten zu sehen. Sie hatten es sich in den vorhandenen Nischen der Pier gemütlich gemacht und dösten in der Sonne.
Jetzt stand die Entscheidung an, zu Fuß oder mit dem Shuttlebus zum Hafenausgang zu gelangen. Die Pier und der sich anschließende Steg schienen uns doch sehr sehr lang, kurz, wir fuhren mit dem Bus. Direkt am Ende des Stegs war auch der Hafenausgang, links und rechts davon begannen gleich die Badestrände und dahinter gleich das belebte Zentrum.
Wir absolvierten erst einmal das übliche Programm, Café mit WiFi, Besichtigung des Warenangebots von zwei Supermärkten, den Besuch einer kleinen Kirche und der Bummel durch diverse kleine Einkaufssträßchen.
Unsere innere Uhr und der innere Kompass brachten uns automatisch gegen 13 Uhr zur Haltestelle des Shuttlebusses, so dass wir auf dem Schiff zu Mittagessen konnten. Es gab Currywurst mit Pommes und hinterher Eis. So gestärkt konnte die zweite Tageshälfte in Angriff genommen werden – ein Strandspaziergang. Das Wetter war optimal, Sonne mit leichter Bewölkung und nicht mehr ganz so heiß, wie die Tage von Rio bis Monte Video.
Je weiter man sich am Strand vom Hafen entfernte, umso belebter wurde der Strand. Durch Ebbe und Flut variierte die Breite des Strands um mehrere hundert Meter. Aber auch bei Flut ist er noch sehr breit, sodass man trotz der Menschenmenge keine Platzangst zu haben brauchte.
Wir marschieren tapfer mit hochgewickelten Hosenbeinen durch das seichte Wasser die ca. 3 Kilometer bis zum Ende der Bucht. Dieser Teil des Strandes wird von hunderten von Möwen als Rastplatz beansprucht.
Gegen 20 Uhr verlässt das Schiff den Hafen und nimmt Kurs auf Punta Arenas in Chile.
Es wird merklich kühler. Wir befinden uns mittlerweile etwa auf dem 40. Südlichen Breitengrad, sind also schon jenseits der tropischen Breiten. Das hält uns natürlich nicht ab, weiterhin unsere Spaziergänge an Deck durchzuführen und auf das scheinbar unendliche Meer zu blicken. Das Schiff fährt weit von der Küste entfernt seinen südlichen Kurs, sodass kein Land zu sehen ist.
Am frühen Abend fanden wir in unserer Kabine einen Umschlag vor. Er enthielt ein Schreiben, dass sich der Kapitän freut, uns beim Abendessen im Artania Restaurant an seinem Tisch begrüßen zu dürfen. Dies ist für viele Kreuzfahrer die höchstmögliche Weihe, nämlich am Kapitänstisch zu dinieren. Wie wir zu dieser Einladung gekommen sind ist uns schleierhaft, vielleicht wurde das ausgelost? In dem Schreiben wird aber auch auf die Option hingewiesen, dass man an der Rezeption absagen kann. Diese Option haben wir schließlich gezogen. Wir haben solche Kapitänsdinner schon viele male beobachtet. An einem großen Tisch sitzen der Kapitän, der Kreuzfahrtdirektor und der ein oder andere Offizier und ca. 10 geladenen Passagiere. Das Ganze ist eine ziemlich Steife und gezwungene Sache mit einer aufgesetzten Fröhlichkeit mit wildfremder Menschen am Tisch. Außerdem muss man Essen, was auf den Tisch kommt und da haben wir ja bei Galas so unsere Probleme. Das Essen zieht sich über mindestens zwei Stunden (man darf da nicht einfach aufstehen, wenn man satt bzw. fertig ist), denn man warten muss, bis der Letzte seinen Napf geleert hat. Und man wird die ganze Zeit von den Passagieren an den umliegenden Tischen neugierig beäugt (so wie wir das auch schon getan haben). Es wäre sicherlich einerseits eine interessante Erfahrung gewesen, andererseits lieben wir unsere Freiheit und Ungezwungenheit und mögen diese Zwänge halt nicht so besonders.
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Búzios war bis 1964 ein kleiner Fischerort, dann wurde er von Brigit Bardot, die aus dem südlicher gelegenen Rio de Janeiro vor einigen lästigen Paparazzi flüchtete “entdeckt“ und ließ sich hier zeitweise nieder. Das zog weitere Jetset-Kreise an und so entwickelte sich der Ort und ist heute eine bedeutende Urlaubshochburg für die Brasilianer und die Bewohner der benachbarten Länder.
Da der Ort keine Pier für größere Schiffe hat, mussten wir auf Reede liegen und an Land tendern. Das heißt, wir ankerten in der Bucht von Búzios und die Rettungsboote des Schiffs, die sogenannten Tender, brachten uns an Land. Während der Fahrt mit dem Tenderboot liegt mit immer der Elvis Presley Song “Love Me Tender“ auf den Lippen, aber Doris hat mir streng verboten, das im Rettungsboot zu singen.
Da die Anlegestelle des Tenders direkt am Ortszentrum liegt, haben wir keine Ausflüge gebucht, sondern gingen auf eigene Faust los, den Ort zu erkunden.
Als wir am Landungssteg ankamen, waren dort schon hunderte von Menschen, natürlich nicht wegen uns, sondern um eines der vielen Ausflugsboote zu besteigen, die sie an eine der zahlreichen Strände brachte. Und dieser Menschenstrom brach den ganzen Tag nicht ab, genauso wenig wie die verfügbaren hölzernen Ausflugsschiffe.
Das Städtchen selbst war sehr gepflegt, es gab endlich mal keine Hochhäuser, kurz ein Ort der zum Bummeln einlädt. Große Sensationen, außer den vielen Stränden, gab es nicht, aber es macht einfach Spaß, dem Treiben am Wasser zu zuschauen.
Wir fanden ein keines Lokal, in dem es WiFi gab, sodass wir unsere E-Mail abrufen konnten. Eine Mail hat mich besonders gefreut. Sie stammte von einem mir unbekannten Herrn Michael D. aus Norddeutschland (Name ist der Redaktion bekannt :-) ). Herr D. schreibt, dass er auf diesen Blog gestoßen ist und ihn mit großem Interesse verfolgt, insbesondere da er im März in Acapulco auf der Artania zusteigen wird.
Sonst gibt es eigentlich nichts zu berichten, außer, dass wir und beim “Treibenlassen“ etwas vom Meer entfernt hatten, selbiges nicht mehr sahen und total die Orientierung verloren hatten. Ein Einheimischer zeigte uns dann aber die grobe Richtung, nach dem wir mit Händen und Füßen unsere Frage nach Orientierungshilfe gestellt hatte. Er sprach nur portugiesisch und sonst nichts und wir nur deutsch und englisch und sonst nichts. Auch meine rudimentären Lateinkenntnisse aus meiner Messdienerzeit brachten uns hier leider nicht weiter. Aber irgendwie hat es ja dann doch geklappt und allzu weit hatten wir uns auch gar nicht vom Strand, an dem sich auch der Steg für unseren Tender befand, entfernt. Aber hätten wir uns allein auf unser Gefühl verlassen, wären wir ganz woanders rausgekommen.
Schon alleine die Einfahrt nach Rio trieb viele Passagiere bereits um 7:00 Uhr auf die Außendecks, da es backbordseitig den Strand von Copacabana, den Zuckerhut und die Christus-Statue zu sehen gab.
Da Rio mit Sicherheit einen Höhepunkt unserer Reise darstellen würde, hatten wir überlegt, wie wir es am besten anstellen, die Stadt zu erkunden. Die organisierten Ausflüge von Phoenix hielten wir dafür nicht geeignet und einfach einem Taxifahrer anzuheuern war für uns wegen der Sprachprobleme ebenfalls für nicht zielführend. Deshalb hatten wir bereits in Deutschland eine individuelle deutschsprachige Führung für unsere zwei Tage in Rio gebucht. Doris ist im Internet auf die Seite einer Marion Rölleke gestoßen, eine lizensierte Reiseleiterin, die sich selbstständig gemacht hat. Mit einigen Mails wurde grob das Besichtigungsprogramm abgesteckt und das war schon alles. Keine Vorauszahlung, kein Papierkram – nichts. Ob das alles so klappen würde? Unser Schiff machte pünktlich um 8:00 Uhr an der Pier fest und um halb neun sollte unsere individuelle Stadtführung stattfinden. Kaum dass wir festgemacht hatten, klingelt mein Handy: „Hallo, hier ist Marion. Ich stehe am Tor 2B des Hafenterminals, das ist Euer Ausgang“. Und so war es. Sie stand da, hielt einen Zettel mit unserem Namen hoch und so kamen wir zusammen.
Marion ist in Rio geboren, hat deutsche Wurzeln (Ihre Mutter stammt aus Berlin) und einen deutschen Mann und spricht vor allem ausgezeichnet deutsch. In ihrem klimatisierten Wagen ging es gleich zum ersten Ziel, den Zuckerhut. Auf dem Weg dorthin erklärte sie uns dies und das, z.B. das zurzeit viel für Olympia 2016 gebaut wird, Sonntags bestimmte Straßen an den Stränden für Autos gesperrt sind, damit dort die Fußgänger laufen können und und und…
Unser Weg führte durch den Stadtteil Copacabana, wo sich auch der gleichnamige berühmte Strand befindet. Weil wir zufällig einen freien Parkplatz fanden, konnten wir sogar unplanmäßig anhalten und aussteigen. Was diesen Strand von den vielen anderen, weniger berühmten unterscheidet, konnten wir nicht erkennen, wahrscheinlich, weil es gar keine gibt. Der Strand z.B. in Recife war sogar noch länger und mindestens genauso schön.
Das ist hier wohl so Ähnlich, wie mit der Popularität des Getränkekiosk Balneario Nº 6 auf Mallorca. Dieser Kiosk ist einer von 15 fast baugleichen Kiosken (Balneario Nº 1 …. Balneario Nº 15) am 4 Kilometer langen Strand von S’Arenal und hat in der Verbalhornung seines Namens, nämlich Ballermann 6, eine gewisse Berühmtheit erreicht, während z.B. Balneario Nº 5 weiter in der Bedeutungslosigkeit dümpelt. Aber ich schweife schon wieder ab.
Weiter ging es zur Talstation der Seilbahn. Vorher hatte Marion noch schnell den Parkplatzwächter des ganz in der Nähe gelegenen Parkplatzes angerufen, damit dieser einen Platz freihält. Wir kamen an, Marion übergab ihm die Autoschlüssel, damit er den Wagen parkte und wir trabten die wenigen Meter Richtung Kassenhäuschen der Seilbahn. Vor einem der Häuschen gab es eine kleine Schlange vor dem anderen war (noch) nichts los, dieses war nämlich ausschließlich für Gruppen und Reiseleiter gedacht. Dort gingen wir hin, den Marion hatte ja eine Stadtführer-Lizenz. Für Menschen ab 60 Jahren reduziert sich der Fahrpreis von 60 Real (ca. 20 €) auf 30 Real (ca. 10 €) pro Person, wenn man denn einen original Ausweis oder Pass vorlegt. Unsere Pässe lagen bei der Rezeption der Artania. Marion schaffte es trotzdem, mit Hilfe von Fotokopien unserer Pässe (da haben wir immer dabei) und unseren Bordausweis den Rabatt zu bekommen.
Um auf die Spitze des Zuckerhuts zu kommen, muss man zwei Bahnen benutzen. Die erste Seilbahn führt auf einen dem Zuckerhut vorgelagerten Berg. Dort geht man wieder ein paar Schritte um mit der nächsten Bahn schließlich ans Ziel zu fahren.
Eine Gondel fasst 65 Leute und über die Drehkreuze in Richtung Einstiegsbereich erfolgt eine elektronische Zählung. Das Einsteigen geht schnell und problemlos und ruckzuck waren wir schon auf der Mittelstation. Rund um diese Station war ein Park angelegt mit Spazierwegen, Bänken und vielen schattenspendenden Bäumen. Schon von hier aus hat man einen tollen Blick auf Rio und auf den 700 Meter hohen Berg Corcovado, auf dessen Spitze sich die 38 Meter hohe Christusfigur befindet. Von der Mittelstation startet auch der Sightseeing-Helikopter. Ein 7 Minütiger Flug mit einer Mindespassagierzahl von drei Personen kostet übrigens 85 € pro Person.
Nachdem wir von verschiedenen Stellen die Aussicht bestaunt hatten, fuhren wir zum Gipfel des Zuckerhuts. Die erste Attraktion hatten wir hiermit im Sack, ohne Stress, ohne Schlange stehen, nur genießen.
Wieder unten angelangt schlug Marion vor einen Spaziergang in einem nahegelegen Wald zu machen, der am Meer entlangführte. Hier geht auch der Rioaner spazieren oder wie nennt man den Bewohner von Rio eigentlich? Das haben wir vergessen Marion zu fragen, sie weiß schließlich alles über Rio und Brasilien.
Aus dem Wäldchen zurück, kamen wir an einen kleinen Strand, wo wir jeder erst einmal eine kalte Kokosnuss tranken, bevor es weiterging, zum Besuch einer Favela. So etwas gehört eigentlich nicht zum Standardprogramm eines Touristen, aber Doris hatte das im Vorfeld der Reise mit Marion abgesprochen.
Eine Favela ist eine besondere Form eines Armenviertels.
Favelas sind als wilde Siedlungen entstanden, die Ersten gleich nach Beendigung der Sklaverei (das war in Brasilien erst 1888!). Menschen kamen nach Rio in der Hoffnung auf Arbeit, bauten sich Hütten aus Kisten Wellblech und Pappe meist am Fuße eines steilen Hangs. Solche Siedlungen wuchsen mit der Zeit den unwegsamen Berg bzw. Hang hoch. Die Versuche der Behörden diese Siedlungen aufzulösen, sind in der Regel gescheitert und wurden daher zähneknirschend geduldet. Die Notunterkünfte wurden nach und nach durch einfachste Beton- und Backsteinkonstruktionen ersetzt und erhielten auch Strom und Wasser. Auch führen manchmal kleine Sträßchen in die Favelas, die aber nicht breit genug für PKWs sind und auch nicht jede Hütte erreichen. Vielmehr führen schmale steile Treppen durch das ungeordnete Gewirr von Behausungen. “Unsere“ Favela beherbergt etwa 5000 Menschen, aber es gibt auch erheblich Größere mit mehreren zehntausend Menschen.
Mittlerweise gehen die meisten Bewohner auch einer Arbeit nach, aber der Lohn reicht halt nicht, um in eine bessere Gegend zu ziehen.
Einige der Häuschen “unserer“ Favela hatten sogar einen ansehnlich Farbanstrich, der rührte daher, dass ein großer Farbenhersteller zwecks Imagepflege einige Anstriche gesponsert hatte. Auch bezüglich Kriminalität soll unsere Favela unbedenklich sein und es gibt sogar eine Standseilbahn mit jeweils einer Station am Fuße, in der Mitte und im oberen Drittel des steilen Hangs, in den die Siedlung gebaut wurde. Die Standseilbahn fährt auf Schienen und wird über ein Stahlseil bewegt. So ein Gefährt ist aber eigentlich kein Favela-Standard.
Marion bat uns, die Fotoapparate im Rucksack zu lassen, weil die Bewohner es nicht mögen, dass man sie oder ihre Behausungen aus der Nähe fotografiert, wofür ich vollstes Verständnis habe.
Auf dem 15 minütigen Weg von einem Parkhaus an einem Hotel, wo wir den Wagen ließen, durch eine Straße mit noblen Anwesen, z.B. einem Park mit Villa einer Filmproduktionsgesellschafft, erreichten wir den Fuß der Favela. Ab sofort war es nicht mehr so nobel. Auf dem Weg zur Standseilbahn wuchs die Spannung, ob diese überhaupt fährt, denn sie ist sehr oft defekt. Aber sie fuhr, vor allem uns erst mal vor der Nase weg, sodass wir eine gute viertel Stunde warten mussten. Marion nutze die Zeit, um mit zwei schwarzen Jungs, die ebenfalls warteten, ein wenig zu plaudern. Die Jungs waren interessiert und neugierig, wen sie denn da im Schlepptau hatte. Als ich eine Flasche Wasser aus dem Rucksack holte und trank, fragte der eine sofort, wo ich denn die Flasche gekauft hätte (über Marion als Dolmetscher). Richtig, das Wasser war noch ein Restbestand aus Gran Canaria und das pfiffige Kerlchen hatte sofort erkannt, dass dies kein brasilianisches Produkt ist. Ob diese Jungs aber trotz ihrem aufgeweckten Interesse eine Chance auf ordentliche Bildung und damit auch die Chance auf ein besseres Leben bekommen, ist offen.
Irgendwann kam die Bahn ratternd an und wie beim Zuckerhut fuhren wir erst zu einer Mittelstation um in eine weitere Bahn umzusteigen, die uns nach oben brachte.
Einige enge Treppen mussten wir noch bewältigen und dann waren wir oben. Zu unserer Überraschung war es hier oben ganz leicht touristisch geprägt, es gab nämlich einen kleinen Souvenirshop. Das rührt daher, dass 1996 Micheal Jackson hier das Video zu dem Song “They Dont't Care About Us“ gedreht hat.
Eine Aussichtplattform mit Gedenktafel, Bronzefigur und Wandmosaik erinnern daran, wahrscheinlich von der Stadtverwaltung installiert und gebaut. Trotz dieser touristischen Attraktion waren wir an diesem Sonntag die einzigen Touristen.
In einer kleinen Kneipe tranken wir noch eine Cola, kauften im Souvenirlädchen noch einen Kühlschrankmagneten und begannen den Abstieg zu Fuß über die steilen schmalen Treppen. Ergonomisch waren diese nicht. Ein ganzer Fuß passte nicht auf eine Stufe, sondern er stand vorne über. Und diese Stufen sind die einzigen Transportwege von den Seilbahnstationen zu den einzelnen Häusern, egal ob tägliche Einkäufe, Möbel oder Baumaterialien. Uns kam ein Mann entgegen, auf dem Rücken einen großen Plastiksack mit Kies auf dem Rücken. Glücklich und entspannt sah er nicht aus. Und an jeder Ecke sah man, ebenfalls in Plastiksäcken verpackt, die typischen roten Backsteine, mit denen hier die Hütten gebaut werden. Bauen scheint man hier immer noch sehr viel.
Bei unserem Abstieg, der uns übrigens bei der Hitze doch sehr anstrengte (wie beschwerlich mag da erst der Aufstieg sein), konnten wir ab und zu einen Blick in eine Behausungen werfen. Ein kleiner Raum, einige Kinder schliefen auf Matratzen, mehrere Erwachsene saßen um einen Tisch und an der Wand hing ein Flachbildschirm, dieses Ensemble sah man des Öfteren. Und immer wieder begegneten uns Menschen, die Mühsam ihre Einkäufe oder sonstige Gegenstände die Treppen hochwuchteten.
Als wir unten angekommen waren, konnten wir die Favela hinter uns lassen. Die Menschen die hier leben, können das nicht.
Unser nächstes Ziel war wieder einmal ein Strand. Er hatte einen Abschnitt, der für die Landung von Drachenfliegern und Paragleitern vorgesehen ist. Die Drachenflieger, meist als Tandem, also mit zwei Leuten im Gestänge unter den breiten Flügeln, tauchten im Minutentakt auf, flogen im Landeanflug mit einer irren Geschwindigkeit eine Kurve, dass man befürchten musste, sie knallen gegen die Mauer an der Strandpromenade, um dann doch butterweich im Sand zu landen.
Gestartet wird von einem nahegelegenen Berg, von denen es hier in Rio dutzende gibt. Und sie sind meist kegelförmigen und sehen alle ein bisschen aus wie der Zuckerhut. Die Verwechslungsgefahr ist nicht zu unterschätzen :-)
Um die brasilianische Wirtschaft kräftig anzukurbeln, kauften wir uns jeder noch eine Tüte Popcorn und ließen uns von Marion zurück zum Schiff bringen.
Heute holte uns Marion bereits um halb acht ab, also Aufstehen war wieder um halb sechs. Hauptziele heute: Der Corcovado, also der Berg, auf dem die berühmte 38 Meter hohe Christusstatue steht. Egal an welcher Ecke man in Rio gerade steht, die Statue ist zu sehen.
Auf dem Weg dorthin, legten wir noch einen Fotostopp an einer großen gekachelten Treppe ein. Das besondere an ihr ist, dass vor sehr vielen Jahren ein Mann damit angefangen, seine Sammlung von Souvenirkacheln aus aller Welt dort anzubringen. Was zunächst nicht weiter auffiel, dann geduldet wurde und schließlich von der Stadt sogar unterstützt und weitergeführt wurde, hat sich zu einem kleinen touristischen Geheimtipp entwickelt. (Vergleiche auch E. Kishon – Der Blaumilchkanal)
Auf halber Höhe zum Corcovado noch ein weiterer Fotostopp an einem kleinen Aussichtpunkt mit Blick auf den faszinierenden Moloch Rio de Janeiro. Dann schraubten wir uns weiter den Berg hoch.
Auf einem kleinen Parkplatz kurz unterhalb der Spitze des Corcovado konnten wir, da es noch relativ früh war, unser Auto abstellen. Später müssen die Autos in einer ewig langen Reihe am Straßenrand parken, sodass Verkehrschaos und lange Fußmärsche vorprogrammiert sind.
Busse dürfen bis hier hoch gar nicht fahren. Sie müssen sehr viel weiter unten parken und die Leute werden mit einer Zahnradbahn hier hoch gebracht. An der Einstiegsstation soll es manchmal Wartezeiten von mehreren Stunden geben. Den allerletzten Kilometer geht es für alle Besucher von der Bergstation der Zahnradbahn (da wo sich auch unser kleiner Parkplatz befindet), mit Minibussen bis zum Sockel der Christusstatue.
Den Sockel erklommen wir per Rolltreppe und das erste, was mir ins Auge fiel war nicht die Christusfigur, sondern eine junge Japanerin, die auf dem Rücken lag, um die optimale Perspektive für ihr Foto zu bekommen.
Es ist hier anscheinend ein verbreiteter touristischer Brauch, die Arme auszubreiten wie die riesige Statue und sich dabei fotografieren zu lassen. Irgendwie kommt es mir in den Sinn: „Ihr könnte die Arme noch so sehr ausbreiten, so wie Jesus werdet ihr nie.“
Von Mitreisenden haben wir später erfahren, dass das Ausbreiten der Arme auch dann vollzogen wird, wenn der Platz schon schwarz vor Menschen ist. Wahrscheinlich hat man dann als unvorsichtiger Besucher das ein oder andere Mal einen fremden Finger im Auge oder im Ohr.
Die Christusfigur ist natürlich ungemein imposant, der Ausblick von hier oben wieder mal fantastisch und die Tatsache, dass man sich auf Grund unseres frühen Aufbrechens hier noch frei und ohne Gedränge bewegen können, gibt uns die Gewissheit, alles richtig gemacht zu haben, nicht zuletzt dank Marions professioneller Planung.
Auf dem Weg zurück ins Tal führte uns Marion noch kurz zu einem Plateau, wo es wieder mal einen Ausblick im Angebot gab. Von hier konnte man sehr gut das Stadion Estádio do Maracanã sehen, wo Deutschland am 13. Juli 2014 Fußballweltmeister wurde.
Hier auf dem Parkplatz fiel uns ein alter VW Käfer ins Auge mit der Aufschrift Policia Militar. Bei diesem Fahrzeug handelte es sich um eine Requisite für eine brasilianische Seifenoper, die hier abgedreht wurde. Bei meinen Bemühungen, das Rollenspiel der Schauspielerinnen bei ihrem Dreh auch für die europäische Hemisphäre zu dokumentieren, wurde ich von einem Mann des Filmteams rüde vertrieben. Leider konnte ich ja immer noch kein portugiesisch, sonst hätte ich gewusst, was ich dem brasilianischen Bodyguard geantwortet hätte:
7: 1
Ich überlege mir deshalb, den Fall der für Pressefreiheit stehenden Organisation Reporter ohne Grenzen (Reporters sans frontières) zur Kenntnis zu bringen.
Die einer Pyramide nachempfundenen moderne Kathedrale spiegelt sich in der Glasfassade eines gegenüberstehendem Hochhaus.
Nun konnten wir die letzte Etappe unseres Sightseeing-Programms in Angriff nehmen. Hier der Kurzbericht: Ein mediterran angehauchter, ruhiger Stadtteil mit viel Grün, das 85.000 Zuschauer fassende Sambadrom, wo zum Karneval der Umzug der Sambaschulen stattfindet, die große moderne Kathedrale, die Nationalbibliothek mit einer Sonderausstellung über deutsche Einwanderer einst und jetzt, das Opernhaus und und und …
Das städische Theater im Zentrum von Rio.
Marion war gnadenlos bezüglich Kultur und Architektur, aber schließlich willigte Sie doch ein, in einer kleinen Seitenstraße, etwas abseits vom Trubel des Zentrums, an einem schattigen Plätzchen einen frisch gepressten Orangensaft zu trinken. :-)
So gestärkt konnten wir den letzten Kilometer bis zum Hafen zu Fuß bewältigen. Dort verabschiedeten wir und ganz herzlich von Marion.
Die Buchung von Marion als “personal guide“ hat sich als Glücksfall erwiesen. Der Spaß ist zwar nicht ganz billig (440 €), aber er ist auch jeden Euro wert. Man bedenke, dass zwei auf dem Schiff bei Phoenix gebuchte Ganztagesausflüge für jeden von uns genauso viel gekostet hätten, aber von der Qualität überhaupt nicht vergleichbar wären.
Marion war eine richtige Frohnatur, immer am Lachen, immer gut gelaunt, immer am Erzählen. Egal ob mit dem Museumsbediensteten, der Popcornverkäuferin oder der Frau am Kassenhäuschen, sie kam sofort mit den Menschen in ein lockeres Gespräch.
Falls jemand zufällig mal nach Rio de Janeiro kommt und eine gute Stadtführung sucht, hier die Kontaktdaten von Marion: Marion Rölleke Tel.: +5521 98585 2030 |
Gegen 18:00 legten wir ab und konnten bei der Ausfahrt aus der Bucht von Rio noch einmal eine gute Stunde lang einen Blick auf eine faszinierende Stadt werfen.
Am frühen Abend ging es erschöpft ab ins Bett.
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